HIER WOHNTE
RUTH JAROCZYNSKI
JG. 1910
DEPORTIERT 12.3.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Ruth Jaroczynski wurde am 9. August 1910 als Tochter des Kaufmanns Samuel “Sally” Jaroczynski und dessen Frau Lina, geb. Joachim, in Berlin geboren. Lina, genannt Linka, war 1877 in Miloslaw zur Welt gekommen. Sallys Geburtsdatum ist unbekannt, seine Familie stammte aus Posen.
Ruth hatte einen älteren Bruder, Israel Herbert Yaron, der im April 1909 geboren wurde. Die Familie wohnte damals in der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg. Ihm gelang die Flucht. Er heiratete, wahrscheinlich 1944 in Palästina, Esther Erna Scherz (1913-2012) und hatte mit ihr einen Sohn, Samuel Yaron (1945-1999). Israel starb 1976 in Rischon LeZion.
Sally Jaroczynski hatte in den 1910er-Jahren einen Laden für Herrenmode in der Danziger Straße. Spätestens 1921 zog die Familie dann in die Duisburger Straße 12 um. Im gleichen Haus eröffnete Ruths Vater ein Geschäft für Berufs- und Arbeiterbekleidung, das “Gelber Laden” hieß. Mitte der 1920er-Jahre scheint er das Geschäft aufgegeben zu haben. Danach war er eine Weile Mitarbeiter oder Teilhaber der Firma Max Cohn & Co, die Berufs- und Tropenkleidung herstellte oder verkaufte.
Ruth Jaroczynski war unverheiratet. Wann ihre Eltern starben, ist nicht bekannt. Sie blieb nach deren Tod in der Duisburger Straße 12 wohnen. Nach 1939 wurde sie aus dieser Wohnung zwangsweise aus- und in die Wohnung der Familie Cohn in der Kufsteiner Straße 12 in Schöneberg eingewiesen. Am 12. März 1943 wurde sie im sog. “36. Osttransport” mit knapp 1000 weiteren Menschen vom Güterbahnhof Moabit aus nach Auschwitz deportiert. Diese Deportation bildete den Abschluss der so genannten “Fabrikaktion”, bei der die letzten Berliner Jüdinnen und Juden, die noch bei der Jüdischen Kultusvereinigung angestellt oder in der Rüstungsindustrie zwangsbeschäftigt waren, in den Tod geschickt wurden. Ruths Gedenkblätter bei der Internationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem – eingereicht von einem Vetter sowie von ihrem Bruder – geben an, sie sei Angestellte gewesen. Wann sie in Auschwitz ermordet wurde, ist nicht bekannt.
Recherche und Text: Angelika Kaufel, Monica Schümer-Strucksberg, Christine Wunnicke
Quellen:
- Volkszählung vom 17.5.1939
- Gedenkbuch des Bundesarchivs
- Brandenburgisches Landeshauptarchiv Potsdam-Golm
- Yad Vashem
- Berliner Adressbücher und Handelsregister
- Heiratsurkunde Sally und Lina Jaroczynski
- Geburtsanzeigen für Ruth und Israel Jaroczynski
- myheritage.com
- ancestry.com
- Deportationsliste: 36. Osttransport (statistik-des-holocaust.de) Nr. 748
- Fabrikaktion – Wikipedia