HIER WOHNTE
SOPHIE WILL
JG. 1891
DEPORTIERT 26.2.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Sophie Will wurde am 10. September 1891 in Stargard (Pommern) geboren. Über ihr Leben in Berlin ist nichts überliefert. Sie wohnte in der Sybelstraße 69 und war nach eigenen Angaben bei der Volkszählung von 1939 ledig.
Fünf Monate, bevor sie deportiert wurde, musste sie allerdings umziehen und fand für eine Miete von 35 RM ein Leerzimmer in der Prager Straße 5, wo sie im Gartenhaus parterre bei der Familie Loewenthal unterkam. Sie war Zwangsarbeiterin bei den Pertrix-Werken Niederschöneweide und verdiente 20 RM in der Woche.
Ihre Vermögenserklärung musste sie am 23.2.1943 abgeben, als sie sich im Sammellager im ehemaligen Jüdischen Altersheim an der Großen Hamburger Straße 26 befand. Als ihre Habe führte Sophie Will, die ihren Vornamen auch Sofie schrieb, eher ärmliche Bekleidung wie „etwas Wäsche“ und „1 Kittelkleid“ an und nur bescheidene Einrichtungs- wie Haushaltsgegenstände. Als die Wohnung am 8.11.1943 geräumt wurde, ermittelten Finanzbeamte einen Schätzwert von 76,50 RM und ließen sich obendrein von der Firma Pertrix 27,67 RM erstatten, die Sophie Will für neun Tage Arbeit nicht mehr ausgezahlt worden waren. 100 Reichsmark für ein Menschenleben!
Bei der Pertrix-Batteriefabrik waren seit 1938 jüdische Zwangsarbeiter/innen beschäftigt. In Niederschöneweide gab es seit 1944 ein Außenlager des KZ Ravensbrück, in dem rund 500 Frauen eingesperrt waren, die bei dem Rüstungsunternehmen Pertrix Batterien für Militärfahrzeuge und Taschenlampen sowie Patronenhülsen herstellen mussten.
Am 26. Februar 1943 ist Sophie Will vom Bahnhof Grunewald in einem Zug mit 913 Menschen nach Auschwitz deportiert worden. Wann sie ums Leben gebracht wurde, ist nirgendwo festgehalten.
Auch Sophies Wills letzte Vermieter, Leo (geboren 1887), Charlotte, geb. Herz (geboren 1892) und Walter (geboren 1920) Loewenthal wurden Opfer des Holocaust. Walter Loewenthal wurde in dem gleichen Zug wie Sophie Will am 26. Februar 1943 nach Auschwitz gebracht. Seine Eltern Leo und Charlotte Loewenthal mussten sich drei Wochen danach, am 17. März 1943, ins Ghetto Theresienstadt deportieren lassen.
Eine Anfrage der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, wohin Sophie Will („letzte Wohnung: Sybelstraße 69“) deportiert worden sei, beantwortete im Jahr 1950 die Militärregierung: „Ziel unbekannt“. Dies sind die letzten traurigen Wörter der über sie angelegten Akte.