Stolpersteine Witzlebenstr. 19

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Diese Stolpersteine sind von Hausbewohner/innen gespendet worden, unter anderem von Kindern und Jugendlichen, die mit ihrem Taschengeld die Verlegung am 15.10.2013 ermöglichten: Alina und Sina Klerings, Lukas Maas und Lara Fee Wanning.

Stolperstein Elise Danziger

Stolperstein Elise Danziger

HIER WOHNTE
ELISE DANZIGER
GEB. WOHL
JG. 1863
DEPORTIERT 25.1.1942
RIGA
ERMORDET

Elise Danziger , geb. Wohl, ist am 14. September 1863 in Krappitz/Oppeln (Opole) in Schlesien geboren. Sie wohnte in Charlottenburg, Witzlebenstraße 19. Sie war Hausfrau.
Im Alter von 78 Jahren wurde sie am 25. Januar 1942 zum Transport „zur Arbeit im Osten“ in die Synagoge Levetzowstraße bestellt. Von dort wurde sie zu Fuß in einer Marschkolonne mit 904 anderen Menschen etwa sieben Kilometer weit an ihrem Wohnhaus vorbei zum Bahnhof Grunewald getrieben. Der Transport ging von Gleis 17 nach Riga und dauerte normalerweise vier Tage. Sofort nach der Ankunft wurden die Deportierten in den Wäldern erschossen, nachdem ihnen das Handgepäck weggenommen worden war und alle Kleider abgelegt werden mussten.

ERGÄNZUNG
Aufgrund verbesserter Recherchemöglichkeiten und infolge der Verlegung weiterer Stolpersteine kann die von Hubertus Fedke verfasste Biografie für Elise Danziger, geb. Wohl ergänzt werden:

Elise Danziger war die Ehefrau von Richard Danziger. Der gemeinsame Sohn Erich, der später Jura studierte und promovierte, wurde 1889 in Gleiwitz geboren, wo das Ehepaar damals lebte.

Bereits 1929 war Elise (Else) Danziger im Berliner Adressbuch als Witwe in der Kuno-Fischer-Straße 15 verzeichnet. Dort lebte sie mit ihrem Sohn Dr. Erich Danziger, seiner Frau Edith, geb. Tichauer und den Kindern Ellen und Hans bis zu deren Flucht 1933. Am 9.8.2014 wurden für die Familie vier Stolpersteine verlegt.

Elise Danziger zog vermutlich nach der Flucht ihres Sohnes und seiner Familie aus der sehr großen Wohnung in der Kuno-Fischer-Straße 15 aus und in das nur wenige Straßen entfernte Haus Witzlebenstraße 19. Möglicherweise lebte sie dort als Untermieterin, denn sie war ab 1934 in den Berliner Adressbüchern nicht mehr verzeichnet. Von dort, wo sie jedenfalls zum Zeitpunkt der Volkszählung im Mai 1939 wohnte, wurde sie 1941/42 zwangsweise in die Witzlebenstraße 3 „umgesiedelt” und von dort am 25. Januar 1942 nach Riga deportiert – zusammen mit dem in diesem Haus lebenden Ehepaar Meyerstein. (Stolpersteine 12. Mai 2023). Das Ghetto war damals bereits geschlossen und die mehr als 1000 Menschen in diesem Transport wurden – soweit nicht bereits während der Fahrt verstorben – bei Ankunft auf dem Vorortbahnhof Riga-Skirotava am 30. Januar 1942 sofort erschossen. Nur 13 Menschen überlebten diese Vernichtungsaktion. Elise Danziger, die in der Deportationliste als „ledig” und nicht als Witwe registriert war (offenbar ein Fehler der sonst so „perfekten” Bürokratie der Nationalsozialisten) gehörte nicht dazu..

Stolperstein-Initiative Charlottenburg-Wilmersdorf.2023
Quellen:
- Berliner Adressbücher 1929-1934
- Deportationsliste OT10-25.jpg (1304×898) (statistik-des-holocaust.de) Nr. 350
- Stolpersteine Kuno-Fischer-Str. 15 – Berlin.de
- Stolpersteine Meyerstein Witzlebenstr. 3

Stolperstein Margarete Liebert

Stolperstein Margarete Liebert

HIER WOHNTE
MARGARETE LIEBERT
JG. 1877
DEPORTIERT 13.1.1942
RIGA
ERMORDET

Margarete Liebert ist am 11. Juli 1877 in Marienwerder/Westpreußen geboren. Sie war unverheiratet, Lehrerin und wurde 1933 mit 56 Jahren aus dem Staatsdienst entlassen. Danach musste sie ihr Leben mit Einkünften aus Privatunterricht und Nachhilfe fristen. Ihre Wohnung hatte sie in Charlottenburg in der Witzlebenstraße 19.
Eine Akte der „Vermögensverwertungsstelle“ des Oberfinanzpräsidiums listet die zurückgelassenen und beschlagnahmten Möbel und andere Wertsachen auf, die Hausbewohner erwerben konnten. Die Deportation von Frau Liebert aus Berlin nach Riga erfolgte am 13. Januar 1942 gemeinsam mit 906 weiteren jüdischen Mitbürgern Berlins unter den gleichen Umständen wie einige Tage später bei ihrer Nachbarin Elise Danziger.
Margarete Liebert wurde im 65. Lebensjahr am 13. Januar 1942 ermordet, nachdem sie im tiefsten Winter gemeinsam mit anderen Deportierten eine Grube in den Wäldern um Riga ausheben musste.

Texte: Hubertus Fedke