Stolpersteine Carmerstraße 2

Hauseingang Carmerstr. 2, 2013

Hauseingang Carmerstr. 2, 2013

Diese Stolpersteine wurden am 8.6.2013 verlegt.

Stolperstein Ida Drucker, 2013

Stolperstein Ida Drucker, 2013

HIER WOHNTE
IDA DRUCKER
GEB. FRIEDENTHAL
JG. 1867
DEPORTIERT 16.6.1943
THERESIENSTADT
ERMORDET 7.7.1943

Ida Drucker geb. Friedenthal ist am 9. Juni 1867 in Bromberg (Bydgosz) in Polen geboren. Am 16. Juni 1943 ist sie zusammen mit ihrem Ehemann Max Drucker, einem Ziegeleibesitzer, mit dem sie jahrzehntelang in der Carmerstraße 2 lebte, vom Berliner Güterbahnhof Moabit mit 429 Menschen, fast alle waren Patienten/innen des Jüdischen Krankenhauses an der Iranischen Straße 2, nach Theresienstadt deportiert worden, wo sie am 7. Juli 1943 elend umgebracht worden ist. Ida Drucker war dort als verheiratet registriert und gab als Religionszugehörigkeit “konfessionslos“ an. In die Rubrik „Beruf“ wurde eingetragen: „Haushalt“. Sie war getrennt von ihrem Mann in der Theresienstädter Hauptstraße untergebracht worden. Die für sie ausgestellte “Todesfallanzeige“:http://www.holocaust.cz/de/datenbank-der-digitalisierten-dokumenten/dokument/97228-drucker-ida-todesfallanzeige-ghetto-theresienstadt/ nannte „Altersschwachsinn“ und einen „Hirnschlag“ als Todesursachen.

Stolperstein Max Drucker, 2013

Stolperstein Max Drucker, 2013

HIER WOHNTE
MAX DRUCKER
JG. 1851
DEPORTIERT 16.6.1943
THERESIENSTADT
ERMORDET 16.8.1943

Max Drucker ist am 12. März 1851 in Neuruppin (Brandenburg) geboren. Er war Ziegeleibesitzer und wohnte viele Jahre, mindestens seit 1910, später als „Privatier“, der also von seinem Vermögen leben konnte, im Erdgeschoss der Carmerstraße 2. Als er am 16. Juni 1943 zusammen mit seiner Frau Ida nach Theresienstadt deportiert wurde, war er 92 Jahre alt und damit wohl einer der Ältesten, die aus Berlin verschleppt worden sind. Fast alle der 429, die in diesem Zug mitfahren mussten, waren Patienten oder Patientinnen des Jüdischen Krankenhauses an der Iranischen Straße 2. Max Drucker war einer von ihnen, ebenso seine Frau Ida. Er war in Theresienstadt als „Witwer“ und als „Rentner“ registriert. Deutschen jüdischen Senior/innen war meistens versprochen worden, das Theresienstädter Ghetto sei ein Kurort.

In dem Totenschein, der im Archiv von Theresienstadt aufbewahrt ist, wurde als Todestag der 16. August 1943 angegeben, also hat er noch zwei Monate in dem völlig überfüllten Lager und unter grauenvollen Umständen aushalten müssen. Er war untergebracht in der Bahnhofstraße 6 im Zimmer 118. Ein von Häftlingen erbautes Gleis wurde am 1. Juni 1943 in Betrieb genommen. Vom Bahnhof in Bohušovice führte es zu einer alten Kaserne.

Als Todesursachen wurden bei Max Drucker ein „Darmkatarrh“, die in Theresienstadt übliche Umschreibung für die Folgen der entsetzlichen unhygienischen Zustände, und „Altersschwäche“, bei einem Mann dieses hohen Alters eher glaubhaft, eingetragen.

Text: Helmut Lölhöffel (Stolpersteine-Initiative Charlottenburg-Wilmersdorf).
Quellen: Bundesarchiv, Adressbuch, Archiv Theresienstadt