Der Berliner Kunsthändler Fritz Berthold Rosenberg wurde am 16. Juli 1871 in Berlin geboren. Für seine Ehefrau Emilie Rosenberg, geborene Pick, ist im Berliner Gedenkbuch das Geburtsdatum 26. September 1877 angegeben. Sie kam aus einer liberalen jüdischen Familie aus Landsberg an der Warthe. Beide heirateten 1904 oder 1905 in Berlin.
Zwei Jahre später eröffnete Fritz Rosenberg 1907 unter seinem Namen eine Kunsthandelsfirma in der Charlottenstraße in Berlin-Mitte. Er spezialisierte sich auf Grafik mit Schwerpunkt auf der deutschen und französischen Kunst des 18. Jahrhunderts. Der Handelsregistereintragung nach wechselte er mit seiner Galerie später in fünf große Geschäftsräume in der Behrenstraße 27 im Herzen Berlins.
Das Ehepaar wohne in der Bendlerstraße 95 (heute Stauffenbergstraße) am Tiergarten. Wie bei vielen Kunsthändlern war auch diese Wohnung zugleich Ausstellungsraum für seine umfangreichen Kunstbestände und er lud seine Kunden gerne dorthin ein. Curt Rosenberg, der Bruder von Fritz Rosenberg, schrieb hierüber in seinen unveröffentlichten Erinnerungen: „Ihre Wohnung in der Bendlerstraße war reizend eingerichtet. Die Möbel waren zum großen Teil alte Stücke, die mit Kennerschaft erworben waren und an den Wänden hingen schöne Bilder, jedes Stück war wertvoll und eigenartig und Fritz liebte es, besonders gute Stücke aus dem Geschäft wenigstens zeitweise in der Wohnung aufzuhängen, um sich dann auch zuhause daran zu erfreuen.“
Nach 1933 wurde Fritz Rosenberg als Jude der Kunsthandel zunehmend erschwert. Im März 1938 sah er sich gezwungen, das Erlöschen seiner Firma in der Behrenstraße im Handelsregister anzumelden. Bereits zwei Jahre zuvor, im Dezember 1936, versteigerte das Berliner Auktionshaus Max Perl, inzwischen mit neuem Besitzer, den gesamten Warenbestand sowie die Bibliothek von Fritz Rosenberg. Diese Auktion umfasste rund 1200 Einzelposten.
Vermutlich hofften Emilie und Fritz Rosenberg, mit dem Erlös der Versteigerung ihre Emigration finanzieren zu können. Wie sich ihre Nichte Anni Caro später erinnerte, reiste Emilie Rosenberg zu diesem Zweck 1938 in die USA, wurde aber von den Einwanderungsbehörden zurückgewiesen. Der schlechte Gesundheitszustand von Fritz Rosenberg, der sich zu dieser Zeit einer schweren Darmoperation unterziehen musste, machte jedoch alle Pläne zunichte, Deutschland noch rechtzeitig zu verlassen.
Bei der Volkszählung vom 17. Mai 1939 wurde das Ehepaar Rosenberg mit der Wohnadresse Pommersche Straße 9 in Berlin-Wilmersdorf erfasst und mit vier „J“ als „volljüdisch“ gekennzeichnet. Unter „Ergänzungen“ heißt es auf ihrer Karteikarte, dass beide ab Oktober 1941 für den Einsatz im „Reichsarbeitsdienst“ vorgesehen seien. Zu diesem Zeitpunkt wohnten sie bereits in der Zähringerstraße 25 in Wilmersdorf zur Untermiete – möglicherweise in einem der sogenannten „Judenhäuser“, in die aus anderen Häusern ausquartierte und vertriebene jüdische Menschen zusammengepfercht wurden.
Emilie und Fritz Rosenberg waren für den ersten Deportationszug vorgesehen, der den Bahnhof Grunewald am 18. Oktober 1941 verließ. Am Vorabend der geplanten Deportation nahmen sie sich in Berlin das Leben. In ihrem Testament, das sie in der Wohnung hinterließen, heißt es: „Wir scheiden in voller Ruhe und Ergebung in unser Schicksal und bedauern tief, dass wir den uns nahen Menschen einen Schmerz zufügen. Die Verbrennung soll in aller Stille stattfinden. Wir bitten dringend, keine Wiederbelebungsversuche zu machen. […] Wir bitten den ausführenden Beamten in menschlicher Weise unseren letzten Willen zu achten.“ Emilie Rosenberg überlebte zunächst und starb drei Tage später am 21. Oktober 1941 in Berlin.
Da sie sich durch den Tod ihrer Deportation entzogen hatten, wurden beide von den NS-Behörden nicht ausgebürgert und ihr Eigentum nicht beschlagnahmt. Dessen Verbleib ist jedoch ungeklärt.
Recherche/Text: Christine Fischer-Defoy