Stolperstein Goethestraße 17

Hausansicht Goethestr. 17

Hausansicht Goethestr. 17

Der von Hausbewohnern/innen gespendete Stolperstein zum Gedenken an Nelly Fridberg ist am 19.3.2013 verlegt worden. Für ihren Sohn Heinz Fridberg wurde der Stolperstein am 9.6.2015 verlegt.

Stolperstein Nelly Fridberg

Stolperstein Nelly Fridberg

HIER WOHNTE
NELLY FRIDBERG
GEB. ASZKENAS
JG. 1900
DEPORTIERT 11.7.1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Nelly Fridberg wurde als Nesie Aszkenas am 18. März 1900 in Chorostkow (Kopyczynce, Galizien) geboren. Wann sie nach Berlin kam und wann sie heiratete, ist unbekannt. Am 1. Januar 1936 bekam sie in Berlin einen Sohn, Heinz Fridberg. 1939 wohnte sie mit ihm in der Goethestrasse 17a, offenbar zur Untermiete, da sie nicht im Adressbuch verzeichnet war. Sehr wahrscheinlich war sie da schon mit dem Kind alleine, bei ihrer Festnahme 1942 gab sie an, von ihrem Mann getrennt zu sein, er lebe im Ausland. Und: unter “Außerhalb des gemeinsamen Haushalts Lebende” gab sie Max Fridberg an, geboren am 22. Oktober 1876 in Hamburg. Dies könnte ihr Schwiegervater sein, möglicherweise aber auch – trotz des großen Altersunterschiedes – ihr Ehemann. Laut Adressbuch war er Kaufmann und lebte 1939 in der Niebuhrstrasse 64. Danach wird er nicht mehr erwähnt und andere Quellen geben an, dass er, ebenfalls Jude, nach Belgien emigrierte. Es könnte sich also durchaus um den im Ausland lebenden Ehemann handeln.

Ab 1. August 1941 bewohnte Nelly Fridberg mit Heinz ein möbliertes Zimmer in der Barbarossastrasse 60, wo eine Zeitlang auch Max Friedberg gewohnt hatte, bei dem Ehepaar Leopold und Gertrud Kiewe, er ehemals Kaufmann, nun (Zwangs-)Arbeiter, beide Juden. Nelly arbeitete in der Fabrik für Rundfunkgeräte Dr. Georg Seibt in der Feurigstrasse 54 und verdiente in der Woche ca. 18.- RM. Nellys Mutter, Rosa Aszkenas (manchmal Aschkenas geschrieben) war von Berlin nach Chorostkow zurückgekehrt, ihr weiteres Schicksal ist ungewiss. Zwei verheiratete Schwestern, Klara Knoller und Regina Landesmann, konnten rechtzeitig nach England bzw. in die Schweiz flüchten.

Zum Zeitpunkt ihrer Festnahme im Juli 1942 nannte Nelly Fridberg lediglich etwas “Damen- und Kinderkleidung” ihr eigen, der Gerichtsvollzieher vermerkte “keine Gegenstände”. Dennoch hatte sie die bemerkenswerte Summe von 1600 RM bei sich, “abgenommen bei der Verhaftung”. Dieser Umstand lässt vermuten, dass sie im Begriff war, unterzutauchen oder zu flüchten, vielleicht zu Max Fridberg nach Belgien, möglicherweise wurde sie denunziert.

Im November überwies die Rundfunkgerätefabrik eine Nachzahlung für Nelly Fridberg von 78,45 RM, die sich das Deutsche Reich gutschreiben ließ. Zu diesem Zeitpunkt waren Nelly und ihr 6-jähriger Sohn Heinz möglicherweise nicht mehr am Leben. Sie wurden am 11. Juli 1942, zusammen mit rund 1000 Juden aus Berlin, Bielefeld und Hamburg nach Auschwitz deportiert. 199 der Deportierten kamen aus Berlin. Das Todesdatum von Nelly und Heinz Fridberg ist nicht bekannt.

Ihre Vermieter aus der Barbarossastraße, das Ehepaar Kiewe, wurden am 12. Januar 1943 nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet.

Max Fridberg spürten die Nazis in Belgien auf, sperrten ihn in das Lager Mechelen und deportierten ihn von da am 10. Oktober 1942 – drei Monate nach Nellys Deportation von Berlin – ebenfalls nach Auschwitz, wo auch er kurz darauf ermordet wurde.

Recherche und Text: Micaela Haas
Quellen: Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Akten der Oberfinanzdirektion; Gedenkbuch. Bundesarchiv Koblenz, 2006; Statistik des Holocausts; Berliner Adressbücher

Stolperstein Heinz Fridberg

HIER WOHNTE
HEINZ FRIDBERG
JG. 1936
DEPORTIERT 11.7.1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ