HIER WOHNTE
BERTHA JACOBY
JG. 1868
DEPORTIERT 19.11.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 12.1.1943
Bertha Jacoby wurde am 6. September 1868 in Stolp/Pommern geboren. Sie war nicht nur eine Bewohnerin unter anderen in der Pestalozzistrasse 9a: ihr gehörte das ganze Haus. Das 1899 errichtete Gebäude war seit 1900 im Besitz der Familie Jacoby, ab 1904 verzeichnet das Adressbuch Bertha Jacoby als Eigentümerin, sie selbst war in Schöneberg wohnhaft. Spätestens seit 1918 wohnte sie dann selber in ihrem Charlottenburger Haus.
Bertha Jacoby heiratete nicht, sie wurde über die Jahre als „Fräulein“, „Privatiere“ und „Rentiere“ im Adressbuch bezeichnet. 1940 wurde sie zum letzten Mal als Eigentümerin des Hauses genannt. Spätestens in diesem Jahr sah sie sich wohl genötigt, das Haus zu „veräußern“. Nach der am 3.12.38 erlassenen „Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens“ konnten Juden gezwungen werden, Grundeigentum zu verkaufen. Ein C. Opitz, Direktor, sollte fortan als Eigentümer des Hauses davon profitieren. Bertha Jacoby verlor nicht nur ihr Haus sondern auch ihre Wohnung. Ihre letzte bekannte Adresse lautet, so die Karteikarte der Oberfinanzdirektion, Pestalozzistrasse 24, bei Metzger. Tatsächlich war es aber die Pestalozzistrasse 27, dort führt das Adressbuch einen Kaufmann namens Moses Metzger.
Am 19. November 1942 wurde Bertha Jacoby nach Theresienstadt deportiert und dort am 12. Januar 1943 ums Leben gebracht. Eine dort ausgestellte „Todesfallanzeige“ (http://109.123.214.108/de/document/DOCUMENT.ITI.13834 , in der auch die letzte Adresse Pestalozzistrasse 27 genannt wird) gibt als Todesursache „Herzschwäche“ und als Krankheit „Bronchitis“ an, mit Sicherheit Folgen der sehr schlechten Lebensverhältnisse in dem Lager.
Rosa Metzger geb. Süssmann, geboren am 14. Dezember 1875, vermutlich die Frau oder Witwe von Moses Metzger aus der Pestalozzistrasse 27, wurde am 13.1.1943 ebenfalls nach Theresienstadt deportiert und dort am 17. März 1943 ermordet.