HIER WOHNTE
JOACHIM LATZ
JG. 1864
DEPORTIERT 8.9.1942
THERESIENSTADT
1942 TREBLINKA
ERMORDET
Joachim Latz ist am 22. April 1864 in Posen (Poznan/Polen) geboren. Verheiratet war er mit Jenny Latz, geboren am 21. Januar 1873 in Miloslaw (Polen). Sie starb 1942 im Jüdischen Krankenhaus Berlin. Sie hatten zwei Töchter: Anna, geboren am 12. März 1896, verheiratete Stein, und Hertha, geboren am 11. Mai 1907, verheiratete Holland. Beide hatten aus Deutschland flüchten können und lebten bis zu ihrem Tod in London.
Joachim Latz war Kaufmann und bis 1921 Seniorpartner der Lederfabrik „Julius Latz Posen“ (gegründet 1817), die vor allem in den Provinzen Posen, Schlesien und Westpreußen tätig war. 1921 ließ sich das Ehepaar Latz mit den beiden Töchtern in Berlin nieder. Er baute in Berlin ein Engrosgeschäft in Leder- und Sattlerwaren auf. Das Geschäft lief sehr gut, die Familie wurde vermögend und bewohnte eine große Wohnung mit Mahagonimöbeln, wertvollen Teppichen und Bildern. Herr Latz besaß einen Nerzmantel mit Otterkragen, seine Frau einen Sealmantel, den sie aber wegen häufiger Krankheiten selten tragen konnte.
Der letzte Wohnsitz war laut Akte Paulstraße 32, möglicherweise musste die Familie die Wohnung verlassen und in eine kleine Wohnung in der Livländischen Straße 26 ziehen. Von hier wurde Joachim Latz am 8. September 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Das Todesdatum war der 29. September 1942, wie der Opferdatenbank des Ghettos Theresienstadt zu entnehmen ist.
1952 stellte Anna Stein geb. Latz einen Antrag auf Entschädigung.
Für die Lagerhaft ihres Vaters (13 Monate und 11 Tage) wurden 1 950 DM angesetzt, für den Schaden am Leben erhielten die Töchter 4 500 DM.
Als Entschädigung für den Verlust der wertvollen Wohnungseinrichtung, die beschlagnahmt und verkauft wurde, und des Wertpapiervermögens, das eingezogen wurde und – wie es damals hieß – „dem Deutschen Reich verfallen“ war, wurden
6 000 DM bewilligt.
Recherchen: Renate Graf