Bei der Verlegung der Stolpersteine hielt Miriam Shay (Raanana/Israel), die Enkelin von Agnes Knopf, diese Ansprache auf Deutsch und Hebräisch:
p(. “Wir haben uns heute hier nach 70 Jahren versammelt, um unserer Familie zu gedenken. Diese Stolpersteine werden heute hier verlegt, um daran zu erinnern, was damals geschah, und um dazu beizutragen, dass so etwas nie wieder passieren darf!
p(. Ich floh Ende August 1939 mit meinen Eltern Xenia und Dr. Harry Knopf im letzten Moment nach Palästina, heute der Staat Israel. Ich stehe heute hier mit Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten als stolze Israelin.
p(. Ich war die einzige Tochter meiner Eltern und habe drei wunderbare Kinder mit deren Lebenspartnern und acht ganz besondere Enkelkinder! Wir leben alle in Israel und haben ein herrliches demokratisches Land trotz allen Schwierigkeiten aufgebaut – wie in einem Meer von Feinden – ein Land, das stets nach Frieden strebt. Hätte es damals Israel gegeben, wäre alles anders gewesen!
p(. So sagen wir heute: NIE WIEDER!!!!!! Dies ist unser Versprechen an Euch. Wir laden alle ein, zu uns nach Israel zu kommen, um zu sehen, wie es wirklich ist. Anders als unsere Feinde uns darstellen.
p(. Wir danken unseren Gastgebern, die diese Zeremonie hier heute ermöglichten.
p(. Ich spreche im Namen von Agnes Knopf, deren Töchtern Else Schiffer und Margarete Caro und deren Tochter Stefanie Blum sowie allen, die nicht mehr für sich sprechen können. Wir denken an Euch und werden Euch nie vergessen.”
Anschließend hielt Gabriel Schiffer (Ramat Hasharon/Israel), der Enkelsohn von Else Schiffer, diese Ansprache auf Englisch:
p(. “Ich habe meine Großmutter Elsa nie gesehen. Alles, was ich über sie weiß, kenne ich aus den Erzählungen meines Vaters. Eine dieser Geschichten hat mich stark beindruckt, es ging um ihren Besuch in Israel, das damals Palästina AE (I) hieß. 1938 kam sie, um meinen Vater und ihre Schwiegertochter, meine Mutter, zu besuchen, die sie zum ersten Mal traf. Als sie die Heimreise nach Deutschland vorbereitete, versuchten meine Eltern und alle Freunde, sie zu überreden, in Israel zu bleiben, weil zu jener Zeit schon Gräueltaten gegen die Juden in Deutschland stattfanden.
p(. Elsa bestand darauf, in ihre Heimat zurückzugehen, denn, so sagte sie: „Meine Wurzeln sind dort, meine Familie lebt in Deutschland seit vielen Generationen, alle waren loyale und ihrem Vaterland gehorsame Bürger. Mein Mann, Dr. Frits Schiffer, war Soldat der deutschen Armee im Ersten Weltkrieg, er behandelte deutsche Soldaten unter Beschuss und wurde für seine Tapferkeit mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Warum also sollte ich nicht zu meinem Volk zurückgehen?“
p(. Großmutter Elsa kehrte in ihre Heimat zurück. Doch 1941 wurden sie und ihre Mutter, meine Urgroßmutter Agnes Knopp, von den Nazis ins Ghetto Lodz deportiert, wo beide 1942 ermordet worden sind.
p(. Gesegnet sei ihr Andenken. Ihre Seelen mögen in Frieden ruhen.
p(. Bei der Gelegenheit möchte ich allen danken, die dieses Gedenken in die Wege geleitet haben.” (Übersetzung: Helmut Lölhöffel)