Stolpersteine Bamberger Straße 16

Hauseingang Bamberger Str. 16, 03.10.2012

Hauseingang Bamberger Str. 16, 03.10.2012

Diese Stolpersteine wurden am 19.06.2012 verlegt.

Stolperstein Hedwig Secklmann, 03.10.2012

Stolperstein Hedwig Secklmann, 03.10.2012

HIER WOHNTE
HEDWIG SECKLMANN
GEB. LEWINSOHN
JG. 1865
DEPORTIERT 14.1.1943
THERESIENSTADT
ERMORDET 6.3.1943

Stolperstein Dr. Max Secklmann, 03.10.2012

Stolperstein Dr. Max Secklmann, 03.10.2012

HIER WOHNTE
DR. MAX SECKLMANN
JG.1869
GEDEMÜTIGT/ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
13.8.1933

Dr. Max und Hedwig Secklmann

Dr. Max und Hedwig Secklmann

Diese beiden Stolpersteine wurden von Gisela Seckleman, der in der Schweiz lebenden Schwiegertochter von Max und Hedwig Secklmann und Ehefrau des Sohnes Peter, gespendet. Bei der Verlegung am 19. Juni 2012 waren mit ihr die Enkel Katharina Schatt, geb. Seckleman, Naomi Seckleman und Oliver Seckleman anwesend, der diese Ansprache hielt:

bq. Wir sind heute hier, um für Hedwig und Max Secklmann, Opfer des Naziregimes, Gedenksteine vor ihrem ehemaligen Wohnhaus zu legen. Sie waren ehrenvolle deutsche Staatsbürger.
Der Sanitätsrat Dr. Max Secklmann war praktizierender Arzt der Allgemeinmedizin, seine Praxis war hier in der Bamberger Straße 16. Von den minderbemittelten kranken Menschen, die zu ihm zur Behandlung kamen, nahm er kein Geld für seine Leistungen. Und zu Hausbesuchen brachte er seinen Patienten Blumen aus seinem Garten ans Krankenbett mit.
Im Ersten Weltkrieg diente er als Offizier in der Armee. Im August 1933 wählte er wegen der – auf Grund seiner jüdischen Vorfahren – Aussichtslosigkeit, seine Praxis weiterzuführen, die Flucht in den Tod. Am 13. August 1933 beging Max Secklmann Selbstmord.
Seine Frau Hedwig, geboren am 30. Oktober 1865 in Chemnitz, war die einzige Tochter des Ingenieurs, Erfinders und Fotografen Louis Liebmann Lewinsohn. Sie war eine kunstliebende, Chopin spielende Frau. „Oma Hut“ nannten die Enkel sie, denn sie ging nie ohne Hut aus dem Haus und war immer sehr gepflegt gekleidet.
Secklmanns hatten zwei Söhne. Fritz, wie der Vater ein begeisterter Bergsteiger, stürzte in den Tiroler Alpen in den Tod. Peter, der jüngere Bruder, emigrierte 1938 nach England. Seine Versuche, die Mutter nachzuholen, scheiterten. Am 14. Januar 1943 wurde sie im Viehwagen nach Theresienstadt ins Ghetto deportiert, wo sie am 6. März starb.
Ihr Schicksal schmerzt uns sehr, aber wir sind stolz auf diese wunderbaren Menschen.

Max Secklmann wurde am 13. Januar 1869 in Amberg geboren. An der Universität Erlangen machte er 1892 seine Promotion zum Thema „Über die telephonische Sonde und ihre Brauchbarkeit zum Nachweis von Projektilen im menschlichen Körper“. Er war Arzt für Allgemeinmedizin und hatte seine Praxis in Charlottenburg der Bamberger Straße 16, wo die Familie auch wohnte.
Dr. Max Secklmann wurde Sanitätsrat und hatte einen Ruf als besonders sozial denkender Mediziner. Er behandelte Patienten, die nicht versichert waren und kein Geld hatten, kostenlos. Am Ersten Weltkrieg hat er als Offizier teilgenommen.
Nach der Machtübernahme der Nazis 1933 stand er vor der Wahl, wegen jüdischer Abstammung seinen Beruf nicht weiter ausüben zu können oder ins Exil zu flüchten. Doch im Alter von 64 Jahren scheute er den Neuanfang in einem Land, dessen Sprache er nicht beherrschte. Er sah keinen Ausweg als die Flucht in den Tod. Am 13. August 1933 nahm er sich in Berlin das Leben.

Hedwig Secklmann, geb. Lewinsohn, die am 30. Oktober 1865 in Chemnitz geboren wurde und mit zweitem Vornamen Fanny hieß, war die Tochter des damals bekannten Ingenieurs, Fotografen und Erfinders Louis Liebman Lewinsohn (1864-1923). Sie war eine künstlerisch interessierte Frau, die Piano spielte und überlebte ihren Mann, den Arzt Max Secklmann, der am 13. August 1933 Selbstmord beging, um fast zehn Jahre. Dann wurde auch sie Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns.
1939 musste sie die Bamberger Straße verlassen und in die Suarezstraße 30 einziehen, wo sie Untermieterin bei Adolf und Hertha Plessner war. Am 14. Januar 1943 wurde sie am Anhalter Bahnhof in Berlin in einen der beiden Waggons getrieben, die an den fahrplanmäßigen Zug in Richtung Berlin-Dresden-Prag angehängt wurden und 100 Menschen ins Ghetto Theresienstadt brachte. Dort kam sie am 6. März 1943 ums Leben. Das Ehepaar Plessner, bei dem sie Unterschlupf gefunden hatte, wurde am 19. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert.
Dem Sohn Peter Secklmann (1902-2001) war 1938 die Flucht nach London gelungen. Dort änderte er den Familiennamen in die englische Version Seckleman. Sein älterer Bruder Fritz (1900-1923) war beim Bergsteigen in den Alpen abgestürzt.

Text: Helmut Lölhöffel nach Informationen der Familie Seckleman, Schindellegi (Schweiz)