Sein Sohn – er hatte seinen Vornamen inzwischen in Stephen geändert – war inzwischen mit der Finanzierung der Ausreise beschäftigt. Max durfte in Deutschland über sein zum großen Teil in Aktien angelegtes Vermögen nicht verfügen. Die Aktien, wie auch andere Vermögenswerte, sind nach seiner Vermögenserklärung 1942 „dem Reich verfallen“.
Da das bürokratische Verfahren sich immer länger hinzog und eine offizielle Einreise in die USA anhand der enormen Warteliste immer aussichtsloser erschien, versuchte Stephen mit Hilfe eines Kuba Touristen Visums den Weg über Havanna in die USA zu organisieren. Auch hier ergaben sich zahllose Schwierigkeiten, die sich bis 1941 hinzogen.
Die Verfolgung der Juden in Deutschland war in dieser Zeit immer gnadenloser geworden und eine offizielle Ausreise war ihnen längst nicht mehr gestattet.
Max Fraenkel war 1941 die Wohnung in der Markgraf–Albrecht–Straße 13 gekündigt worden und er bewohnte ein Zimmer in der Droysenstraße 5 zur Untermiete – zusammen mit seiner Schwägerin Recha Schaub, der Schwester seiner Frau Martha. Das Mobiliar der 3-Zimmerwohnung hatte weit unter Wert verschleudert werden müssen oder war irgendwo in der Nürnberger Straße eingelagert worden. Einige Wertsachen, darunter 2 goldene Uhren und ein Armband wurden im Garten einer Villa in der Stallupöner Allee 52 vergraben.
Trotz allem hatte Max offenbar seinen Glauben daran nicht verloren, dass ein Regime, das ihn verfolgte, entrechtete und töten würde, ihm einen letzten Willen gestattete. Er verfasste am 12. Juli 1940 ein Testament, in dem er nach seinem Tod seinen Sohn als Alleinerben einsetzte, die Jüdische Gemeinde mit der Pflege des Grabes seiner Frau beauftragte, seine Schwägerin Recha Schaub finanziell bedachte und ihr die Versorgung seines Hundes Männe übertrug. Im Oktober 1941 änderte er es noch einmal ab und setzte nun Stephens Ehefrau Josephine als Haupterbin ein.
Im Juni 1942, zwei Wochen vor seiner Deportation nach Theresienstadt, führte er in einer 16seitigen Vermögenserklärung akribisch auf, was sein Eigentum war. Die Geheime Staatspolizei protokollierte: „Der Jude Sally Fraenkel ist am 14.7.42 nach dem Osten außerhalb der Reichsgrenze evakuiert worden. Sein Vermögen ist mit dem gleichen Tag dem Reich verfallen.“
Über das Deutsche Rote Kreuz konnte Max Sali Fraenkel am 18. Juni 1942 seinem Sohn noch eine letzte Nachricht aus Berlin zukommen lassen.
Nach fast zwei Jahren im völlig überfüllten Ghetto Theresienstadt ist der einst geachtete Berliner Bankkaufmann Max Sali Fraenkel entrechtet und ausgeraubt am 16. Mai 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz weiterverschleppt und dort ermordet worden.
Recherche/ Text Karin Sievert
Der Text basiert im Wesentlichen auf den Dokumenten der Sammlung:
https://collections.ushmm.org/search/catalog/irn592527