HIER WOHNTE
THEKLA TEN BRINK
GEB. MAYER
JG. 1879
DEPORTIERT 19.2.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Thekla ten Brink wurde am 16. August 1878 als Thekla Mayer geboren. Ihre Eltern David Mayer und Dorothea Mayer, geborene Hirsch, lebten damals in Kallstadt im Landkreis Dürkheim in der Pfalz. Als Thekla 7 Jahre alt war, kam am 15. Dezember 1885 ihr Bruder Robert in Ludwigshafen zur Welt. Ihren Lebensmittelpunkt fand die Familie später in Pirmasens.
Über Theklas und Roberts Kindheit und Jugend konnte nichts recherchiert werden.
Mit 25 Jahren heiratete Thekla Mayer am 28. Juli 1904 in Pirmasens den vier Jahre älteren Louis ten Brink aus Emden. Sie zog mit ihm in seine Heimat nach Emden, wo er als Viehhändler tätig war.
Am 21. September 1905 gebar Thekla ihre erste Tochter Rossel. Zwei Jahre später, am 17. September 1907 kam die zweite Tochter Dorothea und am 25. September 1909 der erste Sohn Fritz zur Welt. Gerda wurde am 30. Juni 1911, Eugen am 8. März 1913 und Johanna am 2. Mai 1914 kurz vor dem I. Weltkrieg als sechstes Kind geboren.
Theklas Ehemann Louis ten Brink nahm als Soldat am I. Weltkrieg teil. In dieser Zeit hatte sie die alleinige Verantwortung für sechs kleine Kinder zu tragen. Während des Krieges, am 5. Juni 1916, kam Erika, das siebte Kind, zur Welt. Thekla war damals 38 Jahre alt.
Zum Glück kehrte Ihr Ehemann Louis gesund aus dem Krieg zurück. Aber auch in der Folgezeit konnte er seine Frau zuhause wenig unterstützen, denn als Viehhändler war er viel unterwegs. Mit 42 Jahren wurde Thekla das letzte Mal Mutter. Am 15. Januar 1920 schenkte sie Wilhelm, ihrem achten Kind, das Leben.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde das Leben für die jüdische Bevölkerung auch in Emden zunehmend schwerer. Die heimischen Bauern boykottierten 1935 jüdische Viehhändler, was für Theklas Ehemann Louis einem Arbeitsverbot gleichkam.
Das Emdener Adressbuch führte den Viehhändler Louis ten Brink 1934 und 1937 in der Kranstraße 46. Bei der Minderheiten-Volkszählung am 17. Mai 1939 waren die 60-jährige Thekla und der 65-jährige Louis, der sich selber Lui nannte, in der Kranstraße 13 gemeldet. Ihre acht Kinder hatten zu dieser Zeit bereits alle das elterliche Haus verlassen. Fritz und Gerda lebten mit ihren Familien in der Zähringer Straße 13 in Berlin-Wilmersdorf. Die ältesten Töchter Rossel und Dorothea, die 1939 34 und 36 Jahre alt waren, waren mit ihren Ehemännern in die USA emigriert. Eugen lebte seit dem 23. Januar 1938 in Chicago, und Wilhelm, der 19-jährige jüngste Sohn, war in die Dominikanische Republik ausgewandert. Die jüngsten Töchter Johanna und Erika hatten mit ihren Ehemännern in Palästina eine neue Heimat gefunden. Auch ihre Schwester Gerda folgte ihnen nach 1939 dort hin. Fritz gelang mit seiner Ehefrau im selben Jahr die Flucht nach Großbritannien und später in die USA.
Fast alle jüdischen Einwohner mussten Emden im Februar und März 1940 verlassen. Thekla und Louis wurden am 12. März 1940 zwangsweise „ausgesiedelt”. Zuerst wohnten sie zur Untermiete bei einer jüdischen Familie in der Badenschen Straße 19 in Berlin-Wilmersdorf. Ihr Sohn Eugen versuchte ihnen zu dieser Zeit die Einreise in die USA zu ermöglichen, indem er in Chicago im Jewish Transmigration Bureau (Büro jüdischer Auswanderung) Geld für ein Affidavit (Bürgschaft) für seine Eltern hinterlegte.
Im Oktober 1940 deportierte die Gestapo Theklas Bruder Robert Mayer von Pirmasens nach Gurs in ein Internierungslager. Von dort kam er in das Sammellager Drancy. Am 17. Oktober 1942 ermordeten sie ihn im Vernichtungslager Auschwitz.
Im Dezember 1942 zogen Thekla und Louis in die Trautenaustraße 16 um. Dort mieteten sie für 35 RM monatlich ein Leerzimmer im IV. Stock des Vorderhauses in der 6-Zimmer-Wohnung des jüdischen Hauptmieters Leo Liemann. Thekla war zu der Zeit Zwangsarbeiterin bei der Firma Georg Kappel, ein Kartoffelschäl-Großbetrieb in der Berliner Straße.
Am 11. Februar 1943 wurden das Ehepaar ten Brink und der Hauptmieter Leo Liemann aufgefordert, Vermögenserklärungen abzugeben. Die Gestapo deportierte die drei zusammen mit weiteren 1.006 Personen am 19. Februar 1949 mit dem 29. Osttransport in das Konzentrationslager Auschwitz und ermordete sie dort. Das genaue Todesdatum ist nicht bekannt. Thekla ten Brink starb mit ca. 64 Jahren.
Ihre acht Kinder überlebten. In den USA wurde Rosa 92, Dorothea 95, Fritz 100, Eugen 88 und William 92 Jahre alt. In Israel wurde Gerda 86, Hana 75 und Erika 85 Jahre alt.
Text und Recherche: Gundula Meiering
Quellen:
Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945
; Emdener Adressbücher 1934 und 1937; Berliner Adressbuch – Zentral- und Landesbibliothek Berlin; Arolsen Archives – Deportationslisten; Mapping the lives; Landesarchiv Berlin, Personenstandsunterlagen/über ancestry; Brandenburgisches Landeshauptarchiv (BLHA) Potsdam – Signatur: 36A (II) 5316 Vermögenserklärungen Louis und Thekla ten Brink, Signatur: 36A (II) 23377 Leo Liemann; Akim Jah: Die Deportationen der Juden aus Berlin – Die nationalsozialistische Vernichtungspolitik und das Sammellager Große Hamburger Straße, Berlin 2013, S. 632.;
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