HIER WOHNTE
EUGEN PRAGER
JG 1876
DEPORTIERT 25.1.1942
ERMORDET IN
RIGA
Eugen Prager , geboren am 31. Mai 1876 in Bosatz bei Ratibor (Schlesien), wuchs in Breslau auf, wo seine Familie ein Geschäft für Herrenkonfektion besaß. Nach der Militärzeit machte er eine Ausbildung als Handlungsgehilfe, trat der Gewerkschaft und der SPD bei. 1905 heiratete er Frieda Orcudesch aus Hamburg, die sich 1911 scheiden ließen. Im Mai 1915 heiratete er Gertrud Friedländer, aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor.
Prager, der sich besonders in der Bildungsarbeit engagierte und ein gefragter Referent war, wurde Journalist, zunächst bei der Breslauer SPD-Zeitung „Volkswacht“, dann beim „Abendblatt“ in Offenburg und bei der „Rheinische Zeitung“ in Köln. Danach wurde er Chefredakteur der „Tribüne“ in Erfurt, von 1914 bis 1919 war er Politikredakteur und stellvertretender Chefredakteur der „Leipziger Volkszeitung“.
In der SPD stand Prager auf den linken Flügel und schloss sich 1917 der USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei) an, einer Abspaltung der SPD, und ging zur Redaktion der USPD-Zeitung „Freiheit“, wo er von 1919 bis 1922 arbeitete. 1921 veröffentlichte er eine Geschichte der USPD“ und ging nach dem Zusammenschluss von SPD und USPD 1922 zur SPD-Zeitung „Vorwärts“. 1924 wurde er Sekretär der SPD-Fraktion des Reichstags und war faktisch deren Pressesprecher. Ende 1920er Jahre entwickelte er die Berliner SPD-Zeitung „Der Abend“, die sich publizistisch gegen den Nationalsozialismus wehrte.
Nach dem Reichstagsbrand 1933 verwüstete die SA seine Wohnung, Eugen Prager wurde als Jude rassisch und als Sozialdemokrat politisch verfolgt. Seitdem gab er unter den Namen seiner Frau Gertrud in der Schlüterstraße 31 den Nachrichten- und Zeitungsausschnittsdienst „Blaue Presse“ heraus. Nachts informierte er aus Telefonzellen SPD-Zeitungen im Ausland über Ereignisse in Nazi-Deutschland und schickte auch selbst Berichte ein.