Stolpersteine Nürnberger Straße 33-34 / Ecke Schaperstraße 1

Hauseingang Nürnberger Str. 33/34 / Schaperstr. 1, 2014

Hauseingang Nürnberger Str. 33/34 / Schaperstr. 1, 2014

Diese von Hannah Ben Zwi und ihren Töchtern (Jerusalem, Israel) gespendeten Stolpersteine für die Familie Herrmann wurden am 25.10.2011 verlegt.

Der Stolperstein für Ida Blumenfeld wurde am 1.4.2014 verlegt.

Die Stolpersteine für Ulrike und Leon Schwarzmann wurden am 13.7.2019 verlegt.

Stolperstein Max Herrmann

Stolperstein Max Herrmann, 2014

HIER WOHNTE
MAX HERRMANN
JG. 1891
DEPORTIERT 7.12.1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Stolperstein Käthe Herrmann

Stolperstein Käthe Herrmann, 2014

HIER WOHNTE
KÄTHE HERRMANN
GEB. BLUMENFELD
JG. 1896
DEPORTIERT 7.12.1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Stolperstein Ilse Ruth Herrmann

Stolperstein Ilse Ruth Herrmann, 2014

HIER WOHNTE
ILSE-RUTH
HERRMANN
JG. 1924
DEPORTIERT 7.12.1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Zur Verlegung hielt Hannah Ben Zwi, Witwe von Erwin Ben Zwi, des Sohnes von Max und Käthe Hermann und Bruders von Ilse-Ruth Herrmann, diese Ansprache:

bq. My family and I would like to share our story with you. It begins here in Berlin. My late husband’s parents were Max and Käthe. They had two children: Erwin was born at the end of World War I and his sister Ilse-Ruth was born in 1924. Max had a dental practice at his home on Courbierstraße, and his wife Käthe was his assistant.
After the Nazi party came to power the Herrmann family started to consider leaving Germany for good and immigrate to Palestine. As a first step they had their 14-year-old son go with the organization of ‘Youth Aliyah’ led by Recha Freier. His mother accompanied him on his voyage to Palestine-Eretz Israel in 1933. She came to visit Erwin at boarding school where he studied the following year. In 1935 he came to Berlin for a visit. This was the last time he saw his family. Then he returned to Palestine and continued to receive letters from his parents and sister, some of which we still have, saying that everything was alright. Of course, they could not tell him the truth about their hard, almost impossible existence in Berlin because the letters had undergone the Nazi censorship. Meanwhile, their dreams of going to Palestine themselves and starting a new life with their son, came to an end in 1942. They managed to survive in Berlin until the end of that year, and on December 9th they were deported to Auschwitz. We have the postcard which they were forced to send from there saying that all was o.k.. Three days later Max, Käthe and Ilse-Ruth were murdered.

bq. Meine Familie und ich möchten Ihnen gern unsere Geschichte nahebringen. Sie beginnt hier in Berlin. Die Eltern meines verstorbenen Ehemannes waren Max und Käthe. Sie hatten zwei Kinder: Erwin wurde Ende des Ersten Weltkriegs und seine Schwester Ilse-Ruth 1924 geboren. Max praktizierte als Zahnarzt in seiner Wohnung in der Courbierstraße; Ehefrau Käthe war seine Assistentin. Nachdem die Nazis die Macht ergriffen hatten, erwog die Familie Herrmann, Deutschland für immer zu verlassen und nach Palästina zu emigrieren. Zuerst schickten sie ihren 14-jährigen Sohn mit der Organisation „Youth Aliyah“, die von Recha Freier geleitet wurde, auf den Weg. Seine Mutter begleitete ihn auf dieser Reise nach Palästina-Eretz Israel im Jahr 1933. Im darauffolgenden Jahr besuchte sie Erwin in seinem Internat. 1935 besuchte Erwin die Familie in Berlin. Es war das letzte Mal, dass er seine Familie sah. Er kehrte nach Palästina zurück. Von den Eltern und der Schwester bekam er weiterhin Briefe, in denen diese ihm mitteilten, dass alles in Ordnung sei. Einige dieser Briefe befinden sich noch in unserem Besitz. Natürlich konnten sie ihm nicht die Wahrheit über ihr schweres und fast nicht mehr zu ertragendes Schicksal in Berlin mitteilen, da die Briefe von den Nazibehörden zensiert wurden.
Gegen Ende des Jahres 1942 schwanden ihre Träume, ebenfalls nach Palästina auszuwandern und dort mit ihrem Sohn ein neues Leben anzufangen. Es gelang ihnen, fast bis zum Ende 1942 in Berlin zu überleben, jedoch wurden sie am 7. Dezember nach Auschwitz deportiert. Wir haben noch eine Postkarte von ihnen, in der sie unter Zwang von dort schicken mussten, dass alles in Ordnung sei. Drei Tage nach ihrer Ankunft wurden Max, Käthe und Ilse-Ruth ermordet.

Text: Hannah Ben Zwi, Übersetzung: Elke Elsner

Stolperstein Ida Blumenfeld, 2014

Stolperstein Ida Blumenfeld, 2014

HIER WOHNTE
IDA BLUMENFELD
GEB. HENSCHEL
JG. 1867
DEPORTIERT 2.2.1943
THERESIENSTADT
ERMORDET 8.12.1944

Ida Blumenfeld

Ida Blumenfeld geb. Henschel ist am 8. Dezember 1867 in Sommerfeld bei Kremmen im Norden Brandenburgs geboren, nach Angaben eines Nachkommen am 10. Dezember. Sie war die Tochter von Isadore und Henriette (Jette) geb. Troplowitz. Über ihr Leben und ihren Beruf ist wenig bekannt. Sie wohnte mit ihren drei Kindern und mit ihrem Mann Heinrich Blumenfeld, von dem ebenfalls nur wenig bekannt ist, außer dass er Kaufmann war, in Berlin am Nürnberger Platz 4 (heute: Eckhaus Nürnberger Straße 33-34 / Schaperstraße 1) in Charlottenburg, 1931 am Planufer 59 in Kreuzberg, dann in der Berchtesgadener Straße 8 in Schöneberg. Zuletzt war sie im jüdischen Krankenhaus Auguststraße 14-15 im Stadtbezirk Mitte.

Am 2. Februar 1943 wurde Ida Blumenfeld, deren Mann wohl 1934 oder 1935 gestorben war, in einem Zug mit 100 Menschen nach Theresienstadt deportiert. Darunter waren mehrere Kranke aus der Auguststraße und aus dem jüdischen Krankenhaus in Moabit. Elf von ihnen überlebten. Ida Blumenfeld musste in dem völlig überfüllten Ghetto unter unsäglichen hygienischen und medizinischen Bedingungen noch fast zwei Jahre aushalten. Sie starb an ihrem 77. Geburtstag am 8. Dezember 1944.

Ein Urenkel namens Michael Liebert (Wohnsitz: North Caldwell, New Jersey/USA) reichte 2014 in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem ein Gedenkblatt zur Erinnerung an seine ermordete Urgroßmutter ein.

Text: Stolpersteine-Initiative Charlottenburg-Wilmersdorf. Quellen: Bundesarchiv; Berliner Adressbücher; Gedenkblatt Yad Vashem.

Stolperstein Ulrike Schwarzmann

HIER WOHNTE
ULRIKE
SCHWARZMANN
GEB. LEWINNEK
JG. 1872
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
14.8.1940

Stolperstein Leon Schwarzmann

HIER WOHNTE
LEON
SCHWARZMANN
JG. 1869
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
31.10.1941

Leon und Ulrike Schwarzmann

Leon und Ulrike Schwarzmann

Die Stolpersteine für Leon und Ulrike Schwarzmann wurden am 13. Juli 2019 verlegt und von Ron Exiner gespendet. Sie liegen vor dem Haus Nr. 33/34, da die Nr. 35 heute eine Grünfläche ist.

Leon Schwarzmann wurde am 1. April 1869 in Konstantinopel (Istanbul), der Hauptstadt des Osmanischen Reiches, geboren. Schwarzmann war Kaufmann, er importierte Kaviar.
Ulrike, geb. Lewinnek, kam am 10. September 1872 in Konitz (heute: Chojnice) zur Welt. Die Stadt liegt im ehemaligen Westpreußen, rund 100 Kilometer südwestlich von Danzig. Ulrike (Spitzname „Ite“) hatte zwei Schwestern und drei Brüder. Eine der Schwestern war die Urgroßmutter von Ron Exiner, der diese Stolpersteine gespendet hat.

Um die Wende zum 20. Jahrhundert schlossen beide die Ehe und gingen nach Berlin. Ihr Sohn Rudolf wurde 1906 geboren und starb mit nur 15 Jahren, vermutlich an Meningitis. In der Nürnberger Straße 35/36 wohnte das Paar zuletzt – wohl in Untermiete, da sie nicht im Adressbuch verzeichnet sind.
Die Eheleute schieden freiwillig aus dem Leben. Ulrike Schwarzmann wählte den Freitod am 14. August 1940, ihr Ehemann Leon am 31. Oktober 1941.

Text: Harald Marpe nach Informationen von Ron Exiner (Melbourne, Australien)