Zur Verlegung hielt Hannah Ben Zwi, Witwe von Erwin Ben Zwi, des Sohnes von Max und Käthe Hermann und Bruders von Ilse-Ruth Herrmann, diese Ansprache:
bq. My family and I would like to share our story with you. It begins here in Berlin. My late husband’s parents were Max and Käthe. They had two children: Erwin was born at the end of World War I and his sister Ilse-Ruth was born in 1924. Max had a dental practice at his home on Courbierstraße, and his wife Käthe was his assistant.
After the Nazi party came to power the Herrmann family started to consider leaving Germany for good and immigrate to Palestine. As a first step they had their 14-year-old son go with the organization of ‘Youth Aliyah’ led by Recha Freier. His mother accompanied him on his voyage to Palestine-Eretz Israel in 1933. She came to visit Erwin at boarding school where he studied the following year. In 1935 he came to Berlin for a visit. This was the last time he saw his family. Then he returned to Palestine and continued to receive letters from his parents and sister, some of which we still have, saying that everything was alright. Of course, they could not tell him the truth about their hard, almost impossible existence in Berlin because the letters had undergone the Nazi censorship. Meanwhile, their dreams of going to Palestine themselves and starting a new life with their son, came to an end in 1942. They managed to survive in Berlin until the end of that year, and on
December 9th they were deported to Auschwitz. We have the postcard which they were forced to send from there saying that all was o.k.. Three days later Max, Käthe and Ilse-Ruth were murdered.
bq. Meine Familie und ich möchten Ihnen gern unsere Geschichte nahebringen. Sie beginnt hier in Berlin. Die Eltern meines verstorbenen Ehemannes waren Max und Käthe. Sie hatten zwei Kinder: Erwin wurde Ende des Ersten Weltkriegs und seine Schwester Ilse-Ruth 1924 geboren. Max praktizierte als Zahnarzt in seiner Wohnung in der Courbierstraße; Ehefrau Käthe war seine Assistentin. Nachdem die Nazis die Macht ergriffen hatten, erwog die Familie Herrmann, Deutschland für immer zu verlassen und nach Palästina zu emigrieren. Zuerst schickten sie ihren 14-jährigen Sohn mit der Organisation „Youth Aliyah“, die von Recha Freier geleitet wurde, auf den Weg. Seine Mutter begleitete ihn auf dieser Reise nach Palästina-Eretz Israel im Jahr 1933. Im darauffolgenden Jahr besuchte sie Erwin in seinem Internat. 1935 besuchte Erwin die Familie in Berlin. Es war das letzte Mal, dass er seine Familie sah. Er kehrte nach Palästina zurück. Von den Eltern und der Schwester bekam er
weiterhin Briefe, in denen diese ihm mitteilten, dass alles in Ordnung sei. Einige dieser Briefe befinden sich noch in unserem Besitz. Natürlich konnten sie ihm nicht die Wahrheit über ihr schweres und fast nicht mehr zu ertragendes Schicksal in Berlin mitteilen, da die Briefe von den Nazibehörden zensiert wurden.
Gegen Ende des Jahres 1942 schwanden ihre Träume, ebenfalls nach Palästina auszuwandern und dort mit ihrem Sohn ein neues Leben anzufangen. Es gelang ihnen, fast bis zum Ende 1942 in Berlin zu überleben, jedoch wurden sie am 7. Dezember nach Auschwitz deportiert. Wir haben noch eine Postkarte von ihnen, in der sie unter Zwang von dort schicken mussten, dass alles in Ordnung sei. Drei Tage nach ihrer Ankunft wurden Max, Käthe und Ilse-Ruth ermordet.
Text: Hannah Ben Zwi, Übersetzung: Elke Elsner