Stolperstein Lietzenseeufer 1

Hausansicht Lietzenseeufer 1

Dieser Stolperstein wurde auf Initiative von Nachkommen und des Buchhändlers Horst Olbrich (Berlin) am 23.8.2011 verlegt. Im Herbst 1997 ist ein Gedenkstein auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee für Arthur Eloesser, seine Frau Margarete Eloesser und seine Schwester Fanny Levy geb. Eloesser durch die Enkel Irene Freudenheim und Michael Eloesser errichtet worden.
Am 6. September 2011 fand in Charlottenburg an der Ecke Gervinusstraße/Droysenstraße die Einweihung des Margarete-und-Arthur-Eloesser-Parks statt.

Stolperstein Margarete Eloesser, 2013

Stolperstein Margarete Eloesser, 2013

HIER WOHNTE
MARGARETE
ELOESSER
GEB. NAUENBERG
JG. 1881
DEPORTIERT 25.1.1942
ERMORDET IN
RIGA

Margarete Eloesser ist am 13. Mai 1881 mit dem Namen Margarete Nauenberg in Berlin geboren. Sie war die Tochter von Sophie Nauenberg geb. Crohn (18. Oktober 1848-20. Januar 1918) und Philipp Nauenberg (17. Juli 1842-1. September 1906). Der Vater war Inhaber einer Textilfirma.

1903 heiratete sie den am 20. März 1870 in Berlin als Sohn des Kaufmanns Theodor (Tobias) Eloesser und dessen Frau Margarete geborenen Arthur Eloesser, der Journalist und Literaturwissenschaftler war. 1905 wurde der Sohn Max geboren, 1907 die Tochter Elisabeth. Von 1908 bis 1933 wohnte die Familie in der Dahlmannstraße 29.

Seit etwa 1910 waren sie mit dem führenden Sozialdemokraten und Reichstagsabgeordneten Ludwig Frank (1874-1914) bekannt. Briefe von Ludwig Frank an Margarete Eloesser sind abgedruckt in dem 1924 von der ebenfalls mit ihm befreundeten Sozialdemokratin Hedwig Wachenheim publizierten Buch: Ludwig Frank. Aufsätze, Reden und Briefe. Margarete Eloesser war im Besitz der Frank-Büste von Carl Ebbinghaus.

Um 1915 wurde „Teufelchens Großmutter“ im Deutschen Künstlertheater an der Nürnberger Straße aufgeführt. So erinnerte sich ein Mitwirkender schriftlich. Erhalten ist die Abschrift einer Szene des Märchenspiels. Im Juli 1925 erfolgte die Aufführung des „Blumenmärchens“ auf der Freilichtbühne Jungfernheide. Von 1926 bis 1932 erschienen gelegentlich Gedichte in der Vossischen Zeitung.

Von 1933 bis 1939 wohnte sie am Lietzenseeufer 1. Zwischen 1934 und 1937 war ihr Mann in Palästina, dann kehrte er ins nationalsozialistische Deutschland zurück. Am 18. März 1938 publizierte die Jüdische Rundschau, wo Arthur Eloesser seit 1933 arbeiten musste, das Gedicht „Flehen“ zum Andenken an dessen 68. Geburtstag. Er war am 14. Februar 1938 gestorben. Sein Grab befindet sich auf dem Wilmersdorfer Waldfriedhof in Stahnsdorf.

Von 1939 bis 1942 lebte sie dann in der Marburger Straße 9a. Alle Versuche, Deutschland zu verlassen, scheiterten. Am 25. Januar 1942 wurde Margarete Eloesser nach Riga deportiert. Zwei Tage nach der Ankunft des Deportationszuges auf dem Rangierbahnhof Skirotava, etwa acht Kilometer nordöstlich von Riga, wurde sie zusammen mit den anderen Deportierten in einem nahegelegenen Wäldchen bei Rumbula erschossen. Es gibt keine Überlebenden und keine Dokumente. Die Toten wurden in Massengräbern verscharrt.

Der schriftstellerische und persönliche Nachlass Margarete Eloessers muss – außer einigen wenigen in Archiven erhaltenen Briefen – als verschollen gelten.

Biografische Zusammenstellung: Horst Olbrich.
Siehe auch den Artikel der Jüdischen Allgemeinen und Hedwig Wachenheim (Hrsg.): Ludwig Frank. Aufsätze, Reden und Briefe. Berlin 1924.