Stolpersteine Bundesplatz 2

Ansicht Bundesplatz 2, Foto: KHMM

Ansicht Bundesplatz 2, Foto: KHMM

Diese Stolpersteine wurden am 7.6.2011 verlegt und von Dieter Büttner, Annette Huth, Barbara Konrad, Familie Krumnow, Ehepaar von Papen, Gerit Rahn, Frau Sturm, Christina Ulbrich, Siegfried Vix, Dr. Jürgen K. Wied, alle Berlin, gespendet.

Stolperstein Jenny Süssmann, Foto: KHMM

Stolperstein Jenny Süssmann, Foto: KHMM

HIER WOHNTE
JENNY SÜSSMANN
GEB. FÜRST
JG. 1882
DEPORTIERT 18.10.1941
LODZ / LITZMANNSTADT
ERMORDET 8.5.1942
CHELMNO / KULMHOF

Stolperstein Margarete Wurmann, Foto: KHMM

Stolperstein Margarete Wurmann, Foto: KHMM

HIER WOHNTE
MARGARETE WURMANN
GEB. ENGEL
JG. 1879
DEPORTIERT 18.10.1941
LODZ / LITZMANNSTADT
ERMORDET 8.5.1942
CHELMNO / KULMHOF

Stolperstein Martha Engel, Foto: KHMM

Stolperstein Martha Engel, Foto: KHMM

HIER WOHNTE
MARTHA ENGEL
JG. 1872
DEPORTIERT 18.10.1941
LODZ / LITZMANNSTADT
ERMORDET 8.5.1942
CHELMNO / KULMHOF

Stolperstein Edith Blumenfeld, Foto: KHMM

Stolperstein Edith Blumenfeld, Foto: KHMM

HIER WOHNTE
EDITH BLUMENFELD
GEB. LEWY
JG. 1894
FLUCHT FRANKREICH 1936
DEPORTIERT 4.11.1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Edith Blumenfeld wurde am 9. Februar 1894 in Kattowitz (Katowice) in Schlesien geboren. Ihre Eltern Gustav Lewy und Anna (Johanna) Lewy, geb. Hirsch, stammten beide aus Dobsch (Dobrcz) in der Provinz Posen. Sie hatten nach ihrer Heirat zunächst in Berent in Pommern gelebt und waren einige Jahre vor Ediths Geburt nach Kattowitz gezogen. Ihr Vater leitete dort ein Möbelhaus, das hochwertiges und teilweise sehr modernes Mobiliar herstellte und verkaufte, etwa eines der ersten patentierten Klappbetten.

Edith hatte zwei Schwestern, Meta (*1886) und Ella (*1891), und zwei Brüder, Hugo (*1882) und Julius (*1887). Nach dem Tod des Vaters 1929 zog die ganze Familie nach Berlin.
Am 5. März 1921 heiratete sie dort den Rechtsanwalt und Notar Dr. Fritz Blumenfeld, geb. am 16. August 1883 in Neuruppin. Das Ehepaar bezog eine Wohnung am Kaiserplatz (heute Bundesplatz) 2 in Wilmersdorf, das vor einem Jahr nach Berlin eingemeindet worden war. Fritz und Edith bekamen zwei Töchter, Inge (*1922) und Ursula (*1929).

Als die Situation für Jüdinnen und Juden immer unerträglicher wurde, brachten die Blumenfelds ihre Töchter in Sicherheit: Die neunjährige Ursula wurde 1938 nach Großbritannien zu einer befreundeten Familie geschickt, die sechzehnjährige Inge reiste am 28. Dezember 1938 von Antwerpen nach New York und von dort zu ihrem Onkel Walter Blumenfeld, der bereits 1934 nach Lima in Peru emigriert war.

Edith Blumenfeld - Bundesplatz 2

Ediths Mann wurde in Berlin verhaftet und nach mehreren Monaten unter der Auflage wieder freigelassen, dass das Ehepaar Deutschland verließ.
Die Ehe der Blumenfelds war zu diesem Zeitpunkt zerrüttet; am 8. Mai 1939 ließen sie sich scheiden. Bald darauf gelang beiden unabhängig voneinander die Emigration nach Frankreich.
Über Ediths Leben im Exil war wenig herauszufinden. Ihr letzter bekannter Aufenthaltsort ist Nizza. Von dort wurde sie 1942 zunächst in das Sammel- und Durchgangslager Drancy deportiert und am 4. November weiter nach Auschwitz. Sie war 48 Jahre alt. Ihr Todesdatum ist unbekannt. Wahrscheinlich wurde sie gleich nach der Ankunft in Auschwitz ermordet.

Auch ihr Ex-Mann Fritz war nach Drancy und von dort weiter nach Auschwitz verschleppt worden. Er wurde dort nach dem 9. September 1942 getötet.
Ediths große Schwester Ella lebte mit ihrem Mann, dem Bergbauingenieur Edgar Wachsmann, in der Uhlandstraße 155. Bei ihnen wohnte auch die verwitwete Mutter, Anna (Johanna) Lewy. Den beiden Töchtern des Ehepaars Wachsmann gelang die Flucht nach Palästina, ihre Eltern wurden 1943 in Auschwitz ermordet. Edith Blumenfelds 82-jährige Mutter starb im selben Jahr im Ghetto Theresienstadt.
Ediths Bruder Hugo floh mit seiner Frau nach Belgien, dann wurden beide von den deutschen Besatzern nach Südfrankreich verschleppt. Hugos Frau wurde schon dort getötet, Hugo 1942 in Auschwitz.
Ediths Bruder Julius wurde im Januar 1942 im Ghetto Riga ermordet.
Von den vier Geschwistern überlebte nur Meta. Ihr Fluchtweg ist nicht zu rekonstruieren. Metas Ehemann Adolf Kastellan wurde in Amsterdam von den Deutschen verhaftet, über das Durchgangslager Westerbork nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Meta und ihre Töchter Lotte und Ruth tauchen jedoch auf keiner Deportationsliste auf. Ihre Anträge auf Entschädigung und „Wiedergutmachung” reichte Ediths Schwester 1957 aus Kirjath Bialik bei Haifa in Israel ein.
Die ältere Tochter von Edith und Fritz Blumenfeld, Inge, heiratete 1940 in Lima den Peruaner Antonio Cavero. Das Ehepaar hatte sechs Kinder. Inges Todesdatum war nicht herauszufinden.
Die jüngere Tochter, Ursula Blumenfeld, verh. Michaeli, lebte später in den Vereinigten Staaten. Sie starb am 25. Juni 2000 in Nassau / NY.

Rcherche und Text: Christine Wunnicke

Quellen:
Yad Vashem
Gedenkbuch des Bundes
Deportationslisten bei United States Holocaust Memorial Museum
Adressbücher
Myheritage, Ancestry
Simone Ladwig-Winters, „Anwalt ohne Recht. Das Schicksal jüdischer Rechtsanwälte”, Berlin 2022
Andreas Jüttemann und Benjamin Kuntz, „Walter Blumenfeld”, Leipzig 2023

Stolperstein Fritz Blumenfeld, Foto: KHMM

Stolperstein Fritz Blumenfeld, Foto: KHMM

HIER WOHNTE
FRITZ BLUMENFELD
JG. 1883
FLUCHT FRANKREICH 1936
DEPORTIERT 4.11.1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Dr. Fritz Werner Blumenfeld wurde am 16. August 1883 im brandenburgischen Neuruppin geboren. Seine Mutter Cäcilie, geb. Meyer (*1857), stammte aus Freienwalde in Pommern, sein Vater Hermann (1849-1912) aus einer alteingesessenen Neuruppiner Kaufmannsfamilie. Die Blumenfelds wohnten in der Beletage der Friedrich-Wilhelm-Str. (heute Karl-Marx-Str.) 41 im Stadtzentrum von Neuruppin; der Vater hatte die Bekleidungsfirma des Großvaters Jacob übernommen und wurde später auch Teilhaber einer Ziegelei in Marienthal bei Zehdenick. Er war über viele Jahre Stadtverordneter von Neuruppin und Mitglied in mehreren städtischen Verwaltungsausschüssen.

Fritz hatte einen älteren Bruder, Walter (*1882) und eine jüngere Schwester, Käthe (*1886). Die beiden Jungen besuchten das humanistische Friedrich-Wilhelm-Gymnasium, nur ein paar Schritte von ihrer Wohnung entfernt. Früher waren hier die berühmtesten Söhne Neuruppins, Karl Friedrich Schinkel und Theodor Fontane, zur Schule gegangen.
Nach dem Abitur studierte Fritz Blumenfeld Jura, wahrscheinlich in Berlin und Heidelberg. 1904 wurde er mit einer Dissertation „Zur staatsrechtlichen Stellung des Reichskanzlers” von der Universität Heidelberg zum Dr. jur. promoviert. 1909 erhielt er seine Anwaltszulassung in Berlin und wurde gleichzeitig zum Notar berufen. Er eröffnete eine Kanzlei in der Potsdamer Str. 24/25.

Auch sein Vater, sein Bruder Walter und seine Schwester Käthe waren nach Berlin gezogen. Käthe hatte mit 18 Jahren den Kaufmann Emanuel Jacobsohn geheiratet. Walter studierte erst Elektrotechnik und dann das noch junge Fach Psychologie innerhalb der philosophischen Fakultät. Er wurde später Professor an der Technischen Hochschule Dresden und emigrierte 1934 nach Peru. Walter Blumenfeld gilt als einer der Mitbegründer der peruanischen Psychologie und als Pionier der Arbeitspsychologie und Psychotechnik.
Hermann Blumenfeld starb 1912; seine Söhne Walter und Fritz erbten seine Anteile an der Ziegelei in Marienthal und kümmerten sich nun gemeinsam um deren technische und buchhalterische Leitung. Die Brüder standen einander sehr nahe.

Am 5. März 1921 heiratete Fritz Blumenfeld in Berlin die rund zehn Jahre jüngere Edith Lewy aus Kattowitz. Sie bezogen eine Wohnung am Kaiserplatz (heute Bundesplatz) 2 in Wilmersdorf, das vor einem Jahr nach Berlin eingemeindet worden war. Fritz und Edith bekamen zwei Töchter, Inge (*1922) und Ursula (*1929).

Fritz Blumenfeld - Bundesplatz 2

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten verlor Fritz Blumenfeld seine Anwaltszulassung, bekam sie jedoch auf Antrag zunächst wieder zurück; das Notariat wurde ihm entzogen. Als die Situation für Jüdinnen und Juden immer unerträglicher wurde, brachten die Blumenfelds ihre Töchter in Sicherheit: Die neunjährige Ursula wurde 1938 nach Großbritannien zu einer befreundeten Familie geschickt, die sechzehnjährige Inge reiste am 28. Dezember 1938 von Antwerpen nach New York und von dort zu ihrem Onkel Walter nach Peru.
Fritz Blumenfeld wurde in Berlin verhaftet und nach mehreren Monaten unter der Auflage wieder freigelassen, Deutschland zu verlassen.
Die Ehe der Blumenfelds war zu diesem Zeitpunkt zerrüttet; am 8. Mai 1939 ließen sie sich scheiden. Bald darauf gelang beiden unabhängig voneinander die Emigration nach Frankreich. Fritz heiratete – wahrscheinlich dort und wahrscheinlich vor dem Sommer 1940 – in zweiter Ehe Theresia-Alexandrina Gabriella Desprets, geboren am 16. Januar 1889 in Mechelen in Belgien.
Nach dem Einmarsch der Deutschen wurde Fritz Blumenfeld mehrfach inhaftiert. Von Oktober 1940 bis März 1941 wurde er im Internierungslager Gurs festgehalten. Später stand er in den südfranzösischen Orten Castillonnès und Tourliac unter Hausarrest. Im August 1942 erfuhr er, dass er einen Tag später deportiert werden würde. Er versuchte nicht zu fliehen, weil er die Menschen, bei denen er in Tourliac untergebracht war, nicht in Gefahr bringen wollte. Heute erinnert dort eine Gedenktafel an ihn.

Er wurde in das Durchgangslager Drancy verschleppt und von dort am 9. September 1942 nach Auschwitz. Er war 59 Jahre alt. Sein Todesdatum ist unbekannt. Wahrscheinlich wurde er gleich nach der Ankunft in Auschwitz ermordet.

Sein Bruder Walter, mit dem er anscheinend bis 1942 korrespondiert hatte, erfuhr nicht von seinem Tod. Er schaltete noch im Juli 1943 in der deutsch-jüdischen Exilzeitung „Aufbau” eine Suchanzeige für seinen Bruder.
Fritz Blumenfelds Ex-Frau Edith, die zuletzt in Nizza Zuflucht gesucht hatte, wurde ebenfalls über Drancy nach Auschwitz verschleppt und dort nach dem 4. November 1942 ermordet.
Seine zweite Frau Gabriella, die mit großer Wahrscheinlichkeit keine Jüdin war, kehrte nach Belgien zurück und starb 1974 in Vilvoorde bei Brüssel.
Fritz’ Schwester Käthe war mit ihrem Mann Emil in Berlin geblieben. Das Ehepaar wurde am 14. September 1942 von dort aus mit dem „zweiten großen Alterstransport” nach Theresienstadt deportiert. Emil Jacobsohn wurde am 5. Oktober ermordet; Käthe überlebte. Sie emigrierte nach dem Krieg zu Bruder Walter und Nichte Inge nach Peru, wo sie 1974 hochbetagt starb.
Fritz’ und Ediths ältere Tochter Inge heiratete 1940 in Lima den Peruaner Antonio Cavero. Das Ehepaar hatte sechs Kinder. Inges Todesdatum war nicht herauszufinden.
Die jüngere Tochter, Ursula Blumenfeld verh. Michaeli, lebte später in den Vereinigten Staaten. Sie starb am 25. Juni 2000 in Nassau / NY.

Recherche und Text: Christine Wunnicke

Quellen:
Yad Vashem
Gedenkbuch des Bundesarchivs
Deportationslisten bei United States Holocaust Memorial Museum
Adressbücher
Myheritage, Ancestry
Simone Ladwig-Winters, „Anwalt ohne Recht. Das Schicksal jüdischer Rechtsanwälte”, Berlin 2022
Andreas Jüttemann und Benjamin Kuntz, „Walter Blumenfeld”, Leipzig 2023, und Auskunft von Benjamin Kuntz
www.villerealinfos.fr

Stolperstein Frieda Elisabeth Pinhus, Foto: KHMM

Stolperstein Frieda Elisabeth Pinhus, Foto: KHMM

HIER WOHNTE
FRIEDA ELISABETH
PINTHUS
GEB. EYCK
JG. 1889
DEPORTIERT 18.10.1941
LODZ / LITZMANNSTADT
ERMORDET 8.5.1942
CHELMNO / KULMHOF

Stolperstein Hedwig Rosenberg, Foto: KHMM

Stolperstein Hedwig Rosenberg, Foto: KHMM

HIER WOHNTE
HEDWIG ROSENBERG
GEB. FABIAN
JG. 1878
DEPORTIERT 14.9.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 23.1.1943

Stolperstein Minni Rosenberg, Foto: KHMM

Stolperstein Minni Rosenberg, Foto: KHMM

HIER WOHNTE
MINNI ROSENBERG
JG. 1904
DEPORTIERT 29.1.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Stolperstein Hedwig Selig, Foto: KHMM

Stolperstein Hedwig Selig, Foto: KHMM

HIER WOHNTE
HEDWIG SELIG
GEB. FÜRST
JG. 1879
DEPORTIERT 18.10.1941
LODZ / LITZMANNSTADT
ERMORDET 8.5.1942
CHELMNO / KULMHOF

Stolperstein Jacob Selig, Foto: KHMM

Stolperstein Jacob Selig, Foto: KHMM

HIER WOHNTE
JACOB SELIG
JG. 1878
DEPORTIERT 18.10.1941
LODZ / LITZMANNSTADT
ERMORDET 8.5.1942
CHELMNO / KULMHOF