Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten verlor Fritz Blumenfeld seine Anwaltszulassung, bekam sie jedoch auf Antrag zunächst wieder zurück; das Notariat wurde ihm entzogen. Als die Situation für Jüdinnen und Juden immer unerträglicher wurde, brachten die Blumenfelds ihre Töchter in Sicherheit: Die neunjährige Ursula wurde 1938 nach Großbritannien zu einer befreundeten Familie geschickt, die sechzehnjährige Inge reiste am 28. Dezember 1938 von Antwerpen nach New York und von dort zu ihrem Onkel Walter nach Peru.
Fritz Blumenfeld wurde in Berlin verhaftet und nach mehreren Monaten unter der Auflage wieder freigelassen, Deutschland zu verlassen.
Die Ehe der Blumenfelds war zu diesem Zeitpunkt zerrüttet; am 8. Mai 1939 ließen sie sich scheiden. Bald darauf gelang beiden unabhängig voneinander die Emigration nach Frankreich. Fritz heiratete – wahrscheinlich dort und wahrscheinlich vor dem Sommer 1940 – in zweiter Ehe Theresia-Alexandrina Gabriella Desprets, geboren am 16. Januar 1889 in Mechelen in Belgien.
Nach dem Einmarsch der Deutschen wurde Fritz Blumenfeld mehrfach inhaftiert. Von Oktober 1940 bis März 1941 wurde er im Internierungslager Gurs festgehalten. Später stand er in den südfranzösischen Orten Castillonnès und Tourliac unter Hausarrest. Im August 1942 erfuhr er, dass er einen Tag später deportiert werden würde. Er versuchte nicht zu fliehen, weil er die Menschen, bei denen er in Tourliac untergebracht war, nicht in Gefahr bringen wollte. Heute erinnert dort eine Gedenktafel an ihn.
Er wurde in das Durchgangslager Drancy verschleppt und von dort am 9. September 1942 nach Auschwitz. Er war 59 Jahre alt. Sein Todesdatum ist unbekannt. Wahrscheinlich wurde er gleich nach der Ankunft in Auschwitz ermordet.
Sein Bruder Walter, mit dem er anscheinend bis 1942 korrespondiert hatte, erfuhr nicht von seinem Tod. Er schaltete noch im Juli 1943 in der deutsch-jüdischen Exilzeitung „Aufbau” eine Suchanzeige für seinen Bruder.
Fritz Blumenfelds Ex-Frau Edith, die zuletzt in Nizza Zuflucht gesucht hatte, wurde ebenfalls über Drancy nach Auschwitz verschleppt und dort nach dem 4. November 1942 ermordet.
Seine zweite Frau Gabriella, die mit großer Wahrscheinlichkeit keine Jüdin war, kehrte nach Belgien zurück und starb 1974 in Vilvoorde bei Brüssel.
Fritz’ Schwester Käthe war mit ihrem Mann Emil in Berlin geblieben. Das Ehepaar wurde am 14. September 1942 von dort aus mit dem „zweiten großen Alterstransport” nach Theresienstadt deportiert. Emil Jacobsohn wurde am 5. Oktober ermordet; Käthe überlebte. Sie emigrierte nach dem Krieg zu Bruder Walter und Nichte Inge nach Peru, wo sie 1974 hochbetagt starb.
Fritz’ und Ediths ältere Tochter Inge heiratete 1940 in Lima den Peruaner Antonio Cavero. Das Ehepaar hatte sechs Kinder. Inges Todesdatum war nicht herauszufinden.
Die jüngere Tochter, Ursula Blumenfeld verh. Michaeli, lebte später in den Vereinigten Staaten. Sie starb am 25. Juni 2000 in Nassau / NY.
Recherche und Text: Christine Wunnicke
Quellen:
Yad Vashem
Gedenkbuch des Bundesarchivs
Deportationslisten bei United States Holocaust Memorial Museum
Adressbücher
Myheritage, Ancestry
Simone Ladwig-Winters, „Anwalt ohne Recht. Das Schicksal jüdischer Rechtsanwälte”, Berlin 2022
Andreas Jüttemann und Benjamin Kuntz, „Walter Blumenfeld”, Leipzig 2023, und Auskunft von Benjamin Kuntz
www.villerealinfos.fr