Stolpersteine Ahornallee 10

Ahornallee 10, 26.1.2012

Ahornallee 10, 26.1.2012

14 Schülerinnen und Schüler der Katholischen Schule Liebfrauen nahmen sich im Geschichtskurs des Schuljahrs 2010/11 vor, das Leben und Sterben von Opfern des Nationalsozialismus zu recherchieren und ihrer zu gedenken, indem sie Stolpersteine verlegten. Sie erfuhren die Namen von neun Menschen, die in der Ahornallee, der Straße der Schule, gewohnt hatten. Diese Menschen wollten sie kennenlernen, indem sie möglichst viele Informationen über ihr Leben und Schicksal in Erfahrung bringen, damit sie und die schrecklichen Folgen des rassistischen Antisemitismus während des Nationalsozialismus in Deutschland nicht vergessen werden. Das Ergebnis eines halben Schuljahres an Recherchearbeit waren eine Broschüre und die Stolpersteinverlegung mit einem Gedenken.

Stolpersteine Ahornallee 10

Stolpersteine Ahornallee 10

Die Stolpersteine für Berta Zellner, Alice Zellner, Gittel Zellner, Albert Lewinnek, Pauline Lewinnek, Herta Lewinnek und Hildegard Peril zuletzt wohnhaft in der Ahornallee 10, sowie Josephine Huldschinsky und Gertrud Heller, zuletzt wohnhaft in der Ahornallee 50 wurden von den Schülerinnen und Schülerinnen der Katholischen Schule Liebfrauen und einigen Eltern gespendet und am 28.06.2011 verlegt.

Stolperstein für Berta Zellner, 26.1.2012

Stolperstein für Berta Zellner, 26.1.2012

HIER WOHNTE
BERTA ZELLNER
GEB. BLUHM
JG. 1874
DEPORTIERT 14.1.1943
THERESIENSTADT
ERMORDET 16.2.1943

Berta Zellner wurde im Jahr 1874 am Donnerstag, dem 18. Mai unter dem Namen Bluhm in Konitz (Polen) geboren. Konitz war zu dieser Zeit in preußischem Besitz. Es gab einen Landkreis und eine Stadt Konitz. Es kann jedoch vermutet werden, dass Berta aus der Stadt kam. Wäre sie im Landkreis geboren, gäbe es wahrscheinlich einen Vermerk über das Herkunftsdorf. Die Stadt Konitz gibt es heute immer noch, allerdings unter dem Namen „Chojnice“ in Polen.

Wir konnten bei Archivbesuchen herausfinden, dass Berta verheiratet war. Während ihres Lebens hat sie auch in Senftenberg gelebt. Darauf verweist ein Stolperstein zu Leo Zellner, mit dem sie verheiratet war und dort ist der Geburtsort ihrer Tochter Alice.

Es gibt, soweit wir wissen, keine weiteren Angehörigen der Familie Zellner mehr. Das nationalsozialistische Regime hat eine ganze Familie ausgerottet.

Ergänzung 2021:
Spätere Recherchen ergaben, dass Joseph Zellner ein Bruder von Leo
Zellner war. Die Eltern waren Moritz Zellner und Emilie, geb. Unger.

Stolperstein Leo Zellner

Ihr Ehemann Leo Zellner war ein jüdischer Kaufmann und Makler. Er wurde am 10. Oktober 1877 in Ostrowo, Posen, geboren. Wann genau Leo Zellner nach Senftenberg zog, ist unbekannt. Jedoch müsste er seit 1901 dort gelebt haben, da eine Unterschrift von ihm anlässlich der Grundsteinlegung des Synagogenbaus in Cottbus vom 03. Juli 1901 existiert. Vermutlich hieß der Vater Leos Joseph, dieser Name ist im Senftenberger Adressbuch verzeichnet. Die Familie wohnte in der Wiesenstraße 12 (heutige Joachim-Gottschalk-Straße), in der Joseph Zellner eine Fahrrad- und Nähmaschinenhandlung sowie einen Fahrradversand betrieb.

Vermutlich waren Leo und Berta Zellner bereits im Jahr 1914 verheiratet, ihre gemeinsame Tochter Alice wurde am 28.05.1912 geboren. Mitte der 1920er wurde die Ehe wahrscheinlich geschieden. Genaueres ist dazu nicht zu erfahren gewesen.

Am 10. November 1938 wurde Leo Zellner von nationalsozialistischen Schlägern misshandelt und verhaftet und vermutlich aufgrund des
„Gesetzes zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ vom 15. September 1935, welches den außerehelichen Verkehr zwischen Juden und Nichtjuden unter Androhung von Gefängnis- und Zuchthausstrafen bei Zuwiderhandlung verbot, verurteilt. Er lebte seit 1922 mit Herta Röstel in einer eheähnlichen Gemeinschaft. Sie bekamen eine Tochter Astrid, die den Holocaust überleben konnte. Am 22. Februar 1940 wurde Leo Zellner in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert, wo er am 16. März 1940 verstarb. In der Sterbeurkunde steht als Todesursache: „Grippe, Lungenentzündung.“

Sterbeurkunde Berta Zellner

Berta Zellner zog mit ihrer Tochter Alice nach der Trennung von Leo nach Berlin. Ihr letzter freiwilliger Wohnort befand in der Ahornallee Nr. 10, wo unser Stolperstein verlegt wird. Dort hat sie bis zur Verlegung in ein „Judenhaus“ in der Iranischen Straße 2 in Berlin-Wedding und vermutlich der Weimarer Straße 13 gemeinsam mit ihrer Tochter Alice und Enkelin Gittel gewohnt. Das Haus in der Ahornallee sah zu der damaligen Zeit wahrscheinlich anders aus, da das Gebäude heute ein modernes Mehrfamilienhaus ist, dem ein Parkplatz angegliedert ist. Bauamtliche Unterlagen im Landesarchiv Berlin zeigten in der Ahornallee herrschaftliche, gutbürgerliche Wohnhäuser und Villen, nach dem repräsentativen Geschmack der Zeit. Viele dieser Häuser sind im Zweiten Weltkrieg zerstört worden.
In der Iranischen Straße verliert sich die genaue Spur Berta Zellners, denn in der Wohnung in der Weimarer Straße 13 lebten laut der Vermögenserklärung im Landeshauptarchiv Potsdam nur Alice und Gittel Zellner. Im Gedenkbuch für die ermordeten Juden aus Charlottenburg „Juden aus Charlottenburg. Ein Gedenkbuch“ wird jedoch angegeben, dass sie als letzte Anschrift die Weimarer Straße 13 hatte.

Am 13.01.1943 wurde Berta Zellner vom Bahnhof Grunewald nach Theresienstadt deportiert. Der Bahnhof Grunewald war der Deportationsbahnhof in Berlin. Wir haben an den Gleisen an dem Mahnmal gesehen, dass es den Zug am 13.1.1943 wirklich gab.

In Theresienstadt kam Berta am 14.1.1943 an und hatte damit Glück, was die Fahrtzeit angeht, da die unmenschlich überfüllten Züge zu dieser Zeit oft über vier Tage brauchten, weil Gefangenenzüge nicht die Soldatenzüge behindern durften.

Sie starb dort einen Monat später im Alter von 69 Jahren an Demenz. Es existiert eine Todesfallurkunde, die das besagt. Ihre Tochter und ihre Enkelin sind beide in Auschwitz gestorben. Es ist wahrscheinlich, dass Berta in Theresienstadt keine Arbeit und keinen Schlafplatz in einer Baracke hatte. Sie war vielleicht eines der Gespenster, welche in dem Buch „Versuche, dein Leben zu machen“ von Margot Friedlander beschrieben werden, die ihr Essen aus Mülleimern klauten. Meistens waren es Kartoffelschalen oder altes verschimmeltes Brot, das selbst von den anderen weggeschmissen wurde.
Deshalb ist anzunehmen, dass sie nicht an Demenz also Altersschwäche starb, sondern, weil sie verhungert ist oder einfach keine Kraft mehr hatte, sich durch das harte Dasein zu kämpfen.

Es gibt, soweit wir wissen, keine weiteren Angehörigen der Familie Zellner mehr. Das nationalsozialistische Regime hat eine ganze Familie ausgerottet.

Ergänzung 2021: Spätere Recherchen ergaben, dass Joseph Zellner ein Bruder von Leo Zellner war. Die Eltern waren Moritz Zellner und Emilie, geb. Unger.

Wichtige Quellen der Recherchearbeit waren:
Das Landesarchiv Berlin (Entschädigungsakten)
Das Brandenburgische Landeshauptarchiv Potsdam (Vermögensurkunden)
Verein zu Förderung des Gedenkbuches für die Charlottenburger Juden
(Hrsg.): Juden in Charlottenburg. Ein Gedenkbuch., Berlin 2009.
Margot Friedlander, Versuche dein Leben zu machen. Als Jüdin versteckt in
Berlin. Berlin 2008.

Paul Brenker und Jakob Marienfeld (Klasse 9a)

Die Biografien wurden vom Wahlpflichtkurs Geschichte 2010/2011 der Katholischen Schule Liebfrauen zusammengestellt.

Stolperstein für Alice Zellner, 26.1.2012

Stolperstein für Alice Zellner, 26.1.2012

HIER WOHNTE
ALICE ZELLNER
JG. 1912
DEPORTIERT 16.6.1943
THERESIENSTADT
ERMORDET 9.10.1944
AUSCHWITZ

Blick auf die Peter- und Paul- Kirche in Senftenberg.

Alice Zellner – Ein trauriges Schicksal

Alice Zellner lebte zur Zeit des Nationalsozialismus und war eine Jüdin. Sie wurde deportiert und am Ende in einem Konzentrationslager ermordet, wahrscheinlich wurde sie vergast.

Geboren wurde Alice am 28.05.1912 in Senftenberg. Senftenberg liegt in Deutschland zwischen Cottbus und Dresden. Es ist mit 26.821 Einwohnern keine große Stadt.
Alice zog nach der Scheidung ihrer Eltern wahrscheinlich Ende der 1920er Jahre mit ihrer Mutter Berta nach Berlin. Dort gebar sie am 13.09.1941 ihre Tochter Gittel Zellner. Der Vater Gittels ist bisher unbekannt. Alice hat nie geheiratet, wahrscheinlich da sie den Vater Gittels davor schützen wollte, ins Gefängnis zu kommen oder anderweitig bestraft zu werden. Diese Gefahr bestand, da der Vater möglicherweise ein Deutscher hätte sein können und Deutsche nicht mit Juden schlafen oder sie heiraten durften. Dies galt als Schande, weil die Juden als eine Rasse und als unrein angesehen wurden. Vielleicht ist er auch verstorben oder er verschwand bevor Gittel geboren war.
Alice arbeitete in einer Uniformfabrik und kümmerte sich um ihre Tochter Gittel. Sie war Uniformnäherin in der Großen Frankfurter Straße 187, der heutigen Karl-Marx-Allee in Berlin Friedrichshain. Ihr Arbeitgeber war Martin Michalsky und sie verdiente wöchentlich 18 RM netto. Vermutlich war das Zwangsarbeit, denn sie war in der Kriegsproduktion tätig und Juden mussten dort oft Zwangsarbeit verrichten.

Der letzte freiwillige Wohnort der Familie Zellner war in der Ahornallee
10. Dort wohnten sie gemeinsam mit Berta Zellner, Alices Mutter. Berta wurde am 18.05. 1874 in Konitz geboren. Sie starb am 16.02.1943 im Ghetto von Theresienstadt nur einen Monat nach ihrer Deportation. Bevor die drei auseinandergerissen und deportiert wurden, mussten sie in sogenannte Judensammelhäuser ziehen. Zunächst waren Alice, Gittel und Berta im Jüdischen Krankenhaus in der Iranischen Straße in Berlin Gesundbrunnen. Der Grund dafür ist nicht genau zu klären. Vielleicht gebar Alice dort ihre Tochter Gittel und musste dann in ein „Judenhaus“ umziehen oder aber die Familie musste sich dort bereits zur Deportation einfinden. Das Jüdische Krankenhaus war zunehmend von den Nationalsozialisten als Sammellager für Juden genutzt worden. Wir wissen es nicht.

Fakt ist, dass Alice und Gittel im September in eine Wohnung in der Weimarer Straße 13 zogen. Dort lebten laut der Vermögenserklärung im Potsdamer Landeshauptarchiv nur Alice und Gittel. Sie hatten drei Zimmer, eine Küche und keine Untermieter. Der Hauseigentümer war Hans Martin. Er wohnte in der Grunewaldstraße. Alice musste eine monatliche Miete von 63 RM bezahlen und bezahlte den Mietzins bis zum 28.02.43 an den Hauswart. Das stand in der Vermögenserklärung. Das kann aber nicht stimmen, da Alice und Gittel erst am 16.06.1943 deportiert wurden. Dann hätten sie vier Monate ohne Haus gelebt, deshalb hat wahrscheinlich nicht Alice die Vermögenserklärung ausgefüllt, sondern ein Polizist, der nicht so viel über das Leben von Alice wusste. Da Alice nur 18 RM in der Woche verdiente, hat ihre Mutter Berta vielleicht auch in der Weimarer Straße gewohnt und die Miete gezahlt. Sie wurde am 16.02.1943 deportiert, danach wurde keine Miete mehr eingezahlt. Deswegen wird sie in der Vermögenserklärung wahrscheinlich nicht mehr genannt.

Da Alice wir ihre Eltern eine Jüdin war, wurde sie schließlich ebenfalls nach Theresienstadt deportiert. Am 16.06.1943 musste sie gemeinsam mit Gittel in den Transport mit der Nummer I/96-13142 steigen. Zu diesem Zeitpunkt war ihre Mutter Berta bereits tot. In Theresienstadt blieben Alice und Gittel ein Jahr und vier Monate. Sie wurden später gemeinsam nach Auschwitz deportiert.

Der Ort Theresienstadt, an den Alice und Gittel deportiert worden waren und für 16 Monate lebten, war ursprünglich in eine kleine Festung und in eine Garnisonsstadt eingeteilt. Die Festung wurde 1940 in ein Gefängnis der Gestapo und die Garnisonsstadt zum Ghetto Theresienstadt umgebaut. 1941 wurde es dann von den Nationalsozialisten als Konzentrationslager eingerichtet. Im Vergleich zu anderen Ghettos und Konzentrationslagern war die Behandlung der Häftlinge dort milde, da das Lager Theresienstadt eine Sonderstellung hatte. Es wurde als Vorzeigelager für internationale Beobachter eingerichtet. Gleichzeitig war es ein Sammellager für inhaftierte Juden, um sie in andere Konzentrationslager zu schicken.
Das Leben in dem Ghetto war freier als für Gefangene in anderen Konzentrationslagern. Die Häftlinge konnten private Gegenstände und Kleidung mitbringen, außerdem wohnten sie in alten Kasernen und Wohnhäusern. Dennoch war das Ghetto immer überfüllt, was zu menschenunwürdigen Lebensumständen führte. Die Menschen waren abgemagert, deshalb sieht man heute noch auf den Fotos die Rippen hervortreten. Es gab keine Hygiene, die Menschen schliefen in Betten voll mit Ungeziefer. Dadurch wurden viele krank, dazu kam noch die Willkür der Bewacher. Die Bewacher waren alle der Überzeugung, dass Juden etwas Unreines waren, das heißt sie scheuten sich nicht davor, Inhaftierte zu erschießen oder ihnen etwas anderes Schlimmes anzutun.

Insgesamt wurden nach Theresienstadt 141.184 Juden deportiert, aus dem Deutschen Reich waren es 42.821. Von den 141.184 waren 15.000 Kinder und 70.000 alte Menschen, von denen ein Viertel wegen schrecklicher Lebensumstände starb. 88.000 Häftlinge wurden in andere Konzentrationslager deportiert, die meisten nach Auschwitz.

Die Kinder wurden in Kinderheimen untergebracht, sie erhielten außerdem bessere Verpflegung und geheimen Unterricht durch andere Juden. Von den 15.000 überlebten trotzdem nur 150 den Krieg.

Im Juli 1944 wurde als erste Hilfsorganisation in Theresienstadt eine Delegation des Roten Kreuzes eingelassen. Dafür wurde das Ghetto von den Nationalsozialisten vorbereitet. Es wurden Cafés, Restaurants, Schulen und Kindergärten eingerichtet, auch wurden Kinderopern gezeigt. Die Menschen bekamen mehr Essen, damit es so aussieht, als seien sie gut ernährt und es ginge ihnen gut. Deswegen waren die Kinder für einige dieser Monate vielleicht glücklich. Wahrscheinlich waren auch Alice und Gittel zu der Zeit sehr glücklich im Vergleich zu den anderen Monaten, da sie da etwas mehr essen und sie sich mal wieder vergnügen konnten.

Neben den kleinen Verbesserungen der Lebensumstände wurde von den Nationalsozialisten ein Film gedreht, um der ganzen Welt zu zeigen, dass es den Juden unter der Führung der Deutschen gut gehe. Wegen der Überbevölkerung wurden aber auch mehr Menschen nach Auschwitz geschickt.
Kurz vor Kriegsende gelang es dem Roten Kreuz, Häftlinge aus dem Ghetto zu holen und in neutrale Lager zu bringen. Für zwei Wochen übernahm die Organisation die Führung des Ghettos und am 8. Mai befreite schließlich die Rote Armee das Ghetto und Konzentrationslager Theresienstadt. Heute ist das Ghetto Theresienstadt wieder eine Siedlung von Menschen und die Festung wurde zu einer Gedenkstätte.

1943 kam Gittel wahrscheinlich auch in ein Kinderheim und Alice musste arbeiten, da sie in der Transportliste als arbeitsfähig eingestuft wurde. Gittel musste aufgrund ihres Alters noch nicht arbeiten. Die Inhaftierten „durften“ erst ab sechs bis 64 Jahre arbeiten. Dazu wurde in die Transportlisten geschrieben, wann die Menschen geboren wurden und wie alt sie waren, damit die Nationalsozialisten gleich aussortieren und „zu Junge“ oder „zu Alte“ töten konnten.

Alice und Gittel wurden aber nicht von der roten Armee befreit, sondern sie wurden am 9.10.1944 weiter nach Auschwitz deportiert. Alice fuhr mit dem Transport und der Transportnummer EP-1470.

Das Konzentrationslager Auschwitz war eines der schlimmsten. 1941 wurde drei Kilometer vom Stammlager 1 entfernt das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau gebaut. Das Wort Auschwitz wurde nach dem Nationalsozialismus ein Symbol für den Holocaust. Von etwa sechs Millionen Menschen wurden etwa 1,1 Mill. in Auschwitz getötet. Ca. 900.000 wurden gleich nach ihrer Ankunft vergast oder erschossen. Die anderen 200.000 starben durch Unterernährung, Misshandlung, medizinische Versuche oder durch Arbeit. An den Frauen wurden beispielsweise Sterilisationen ausgeführt, um die Reinheit der deutschen Rasse zu sichern. Das heißt, die Nationalsozialisten wollten damit sicherstellen, dass keine weiteren Kinder von Juden geboren werden konnten. Dabei starben viele. Viele Menschen starben auch, weil sie sehr viel arbeiten mussten und immer schwächer wurden oder durch Giftspritzen, den Galgen oder Erschießungen.
Nachdem die Menschen angekommen waren, wurden die Alten und Schwachen von einem Arzt von den Arbeitsfähigen getrennt und kamen sofort in die Gaskammern. In Auschwitz herrschte eine noch schlimmere Hygiene und Versorgung als in Theresienstadt. Die Menschen lebten unwürdig und mussten sich schikanieren lassen. Das Lager wurde im Januar 1945 von den Sowjets befreit. Der 27. Januar ist heute ein Gedenktag. Vorher jedoch schickten die Nationalsozialisten zwischen dem
17. und 23. Januar etwa 60.000 Häftlinge auf Todesmärsche in Richtung Westen. Etwa 7500 blieben zurück, weil sie zu schwach oder zu krank zum Laufen waren. In beiden Lagern trafen die Befreier auf etwa 5800 Menschen, die am Leben waren, darunter ca. 4000 Frauen. Diese waren unterversorgt und litten an Infektionen, außerdem waren sie von den Jahren in Auschwitz traumatisiert.

Es ist nicht bekannt, wann Alice und Gittel in Auschwitz ankamen. Wenn sie den Transport überlebt haben, musste Alice vielleicht noch weiter arbeiten und nach einiger Zeit starb sie entweder wegen Überarbeitung oder durch Vergasung. An welchem Tag sie genau starb, weiß man nicht. Gittel wurde wahrscheinlich gleich vergast. Vermutlich wurde Alice 32 Jahre und 4 ½ Monate alt. Wenn sie und Gittel noch ca. drei Monate überlebt hätten, hätten sie die Befreiung erlebt.

Nun 67 Jahre später wurde am 28.06.2011 ein Stolperstein für Alice Zellner verlegt, der an sie erinnern soll, und daran, was sie alles erleben musste. Außerdem werden noch acht andere Steine verlegt, zur Erinnerung an acht weitere Menschen, die den Holocaust nicht überlebten. Diese neun Steine werden in der Ahornallee liegen und hoffentlich noch viele Menschen an diese grausame Zeit erinnern.

Wichtige Quellen der Recherchearbeit waren:
Das Landesarchiv Berlin (Entschädigungsakten)
Website der Gedenkstätten Auschwitz und Theresienstadt

Catharina Peter (Klasse 9a)

Die Biografie wurde im Rahmen des Wahlpflichtkurs Geschichte 2010/2011 der Schule zusammengestellt.

Stolperstein für Gittel Zellner, 26.1.2012

Stolperstein für Gittel Zellner, 26.1.2012

HIER WOHNTE
GITTEL ZELLNER
JG. 1941
DEPORTIERT 16.6.1943
THERESIENSTADT
ERMORDET 9.10.1944
AUSCHWITZ

Stolperstein für Albert Lewinnek, 26.1.2012

Stolperstein für Albert Lewinnek, 26.1.2012

HIER WOHNTE
ALBERT LEWINNEK
JG. 1882
DEPORTIERT 17.3. 1943
THERESIENSTADT
ERMORDET 2.2. 1944

Stolperstein für Pauline Lewinnek, 26.1.2012

Stolperstein für Pauline Lewinnek, 26.1.2012

HIER WOHNTE
PAULINE LEWINNEK
GEB. DAVIDSOHN
JG. 1854
DEPORTIERT 17.3.1943
THERESIENSTADT
ERMORDET 26.4.1943

Stolperstein für Hertha Lewinnek, 26.1.2012

Stolperstein für Hertha Lewinnek, 26.1.2012

HIER WOHNTE
HERTHA LEWINNEK
JG. 1878
DEPORTIERT 12.3.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Die Witzlebenstraße 33 im Jahr 2010

Das Leben und Sterben von Pauline Lewinnek 11.08.1854 – 26.04.1943 Hertha Lewinnek 22.08.1878 – ? verschollen in Auschwitz Albert Lewinnek 20.05.1882 – 02.02.1944

Die letzte freiwillige Wohnstätte vor der Konzentration in einem Judenhaus und der anschließenden Deportation der drei Mitglieder der Familie Lewinnek Pauline, Hertha und Albert befand sich in der Ahornallee 10. Über ihr Leben war nur sehr wenig herauszufinden, da fast alle Zeugnisse und Verwandten von den Nationalsozialisten vernichtet worden sind.
Pauline Lewinnek wurde als Pauline Davidsohn am 11. August 1854 in Berlin geboren. Ihr Mann, dessen Identität nicht herauszubekommen war, fiel vermutlich während des Ersten Weltkriegs.
Am 22.8.1878 brachte sie in Berlin ihr erstes Kind, ein Mädchen, zur Welt und nannte es Hertha. Ihr zweites Kind Albert wurde vier Jahre später am 20.5.1882 geboren.

Die Familie, bestehend aus Pauline und ihren beiden zu diesem Zeitpunkt bereits erwachsenen Kindern Hertha und Albert, lebte zunächst in der Ahornallee 10, bevor sie ihre letzte Bleibe in der Witzlebenstraße 33 Berlin-Charlottenburg in der Nähe des Lietzensees bezogen. Dort befand sich ein sogenanntes „Judenhaus“, in dem sie eine 3-Zimmer-Wohnung mit Küche und Bad bewohnten. Die Wohnung war recht komfortabel eingerichtet und kostete 85 Mark im Monat. Trotz der Enteignungen durfte die Familie einige Bücher und Kleidungsstücke behalten, die sie aus der Ahornallee mitbrachte.
Als die Familie ihre Vermögenserklärung ausfüllte, gab sie an, dass sie über mehrere Konten mit etwa 3000,- RM und Goldpfandbriefe im Wert von 1500,- RM verfügte. Diese Werte mussten Pauline, Hertha und Albert mit all ihren anderen Habseligkeiten zurücklassen. Damit bereicherte sich der nationalsozialistische Staat an ihnen und beschlagnahmte alles unrechtmäßig, verkleidet in pseudolegalen Transaktionen wie der Vermögenserklärung.

Gemeinsam wurden Pauline Lewinnek und ihr Sohn Albert, der zuletzt als Verwaltungsangestellter der jüdischen Gemeinde in Berlin gearbeitet hatte, sowie dessen russische Ehefrau Minna, geborene Barkan, die ebenfalls in der kleinen 3-Zimmerwohnung in der Witzlebenstraße lebte, am 17. März 1943 im Zuge des „4. großen Alterstransportes“ nach Theresienstadt deportiert.

Durch die sogenannten „Alterstransporte“ wurden insgesamt 15.122 Juden verschleppt. Diese Transporte erfassten nicht nur langjährige Angestellte der Kultusgemeinde, sondern auch Kriegsbeschädigte, Träger von Verwundetenabzeichen und Kriegerwitwen. Es ist zu vermuten, dass auch Pauline mit diesem Zug deportiert wurde, weil ihr Mann im ersten Weltkrieg fiel, außerdem war sie zum Zeitpunkt der Deportation bereits 88 Jahre alt.
In Theresienstadt erwartete sie ein Leben in Kasernen und verbliebenen Wohnhäusern. Männer und Frauen waren getrennt untergebracht. Sie lebten auf engstem Raum mit kaum einem persönlichen Gegenstand unter katastrophalen hygienischen Bedingungen, da es meist weder fließendes Wasser, noch Strom gab. Die Häftlinge mussten sich den Befehlen der 7000 dort stationierten Soldaten unterwerfen, es war ihnen untersagt den Bürgersteig zu benutzen oder Wertgegenstände zu besitzen. Weiterhin wurden Häftlinge oft zu schwerer körperlicher Arbeit gezwungen. Die schlimmen hygienischen Zustände, der Mangel an Nahrung und die schwere Arbeit waren häufige Todesursachen.

Pauline Lewinnek war diesen Qualen in ihrem hohen Alter nicht gewachsen. Sie starb innerhalb von fünf Wochen nach der Deportation im Alter von 88 Jahren in Theresienstadt. Es ist nicht bekannt woran, vermutlich an Entkräftung. Ihr Sohn Albert folgte ihr acht Monate später am 2. Februar 1944 in den Tod. Seine Ehefrau Minna starb am 03. September 1944.

Hertha Lewinnek, Paulines Tochter und Schwester von Albert, wurde bereits am 12.03.1943 von der Familie getrennt und nach Auschwitz deportiert. Dort ist sie verschollen, sodass angenommen werden muss, dass sie aufgrund der unmenschlichen Umstände im Deportationszug gestorben ist oder in den Gaskammern ermordet wurde.

Severin Krüger, Lasse Rosenfeld, Theresa Sindy (Klasse 10c)
Die Biografie wurde im Rahmen des Wahlpflichtkurs Geschichte 2010/2011 der Schule zusammengestellt.

Stolperstein für Hildegard Peril, 26.1.2012

Stolperstein für Hildegard Peril, 26.1.2012

HIER WOHNTE
HILDEGARD PERIL
JG. 1900
DEPORTIERT 26.10.1942
RIGA
ERMORDET 29.10.1942

Auf Gleis 17 des Bahnhofs Grunewald findet sich eine Gedenktafel mit der Inschrift: „26.10.1942 / 800 Juden / Berlin – Riga“

Hildegard Peril und ihre Mutter Rosa – ein Schicksal

Hildegard Peril wurde am 17.12.1900 in Mannheim geboren und verbrachte ihre Kindheit hauptsächlich in Berlin. Sie wohnte, soweit wir wissen, stets zusammen mit ihrer Mutter Rosa Elisabeth Peril. Diese wurde am 28. Oktober 1868 als Rosa Elisabeth Bacher in Magdeburg geboren. Rosa war mit Felix Peril verheiratet. Ihr Mann (Hildegards Vater) verstarb am 30.3.1936 als erster der Familie.

Hildegard versorgte fortan ihre Mutter, die während ihrer Ehe keinen Beruf ausgeübt hatte, da ihr Mann der Alleinverdiener der Familie war. Mutter und Tochter bewohnten zunächst eine Wohnung am Kaiserdamm 34, zogen dann aber noch einmal in die Ahornallee 10 um, wobei wir das genaue Datum und die Umstände nicht kennen. Dies war ihre letzte freiwillig gewählte Wohnstätte.

Das im Frühjahr 1939 vom NS-Staat erlassene Gesetz über „Mietverhältnisse mit Juden“ „schuf die Voraussetzungen für die Zusammenlegung jüdischer Familien in „Judenhäusern“. […] Diese Ghettoisierung wiederum diente der Vorbereitung zur Deportation der Juden aus Deutschland“ 1. Vermutlich wohnte Hildegard daher mit ihrer Mutter seit Juli 1939 in der Kantstraße 30 in Berlin-Charlottenburg zur Untermiete bei Margarete Lichtwitz, die ebenfalls jüdisch war. Sie teilten sich ein Leerzimmer zum Preis von monatlich 60 RM (Reichsmark) mit Leihmöbeln der Vermieterin.

Im Landeshauptarchiv Potsdam werden die Vermögensurkunden 2 und
die Transportlisten der aus dem deutschen Reich deportierten jüdischen Mitbürger aufbewahrt. Aus der Akte „Rep. 36 A II 29295“ ergibt sich, dass Rosa Peril zu diesem Zeitpunkt (Juli 1939) kein Gehalt bezog. Vermutlich wurde ihr die Witwenrente ihres Mannes aufgrund der „Rassegesetze“ nicht mehr ausgezahlt.

Weiter ergibt sich aus der Vermögensurkunde, dass Rosa und Hildegard keine eigenen Möbel mehr hatten. Diese Tatsache erscheint plausibel, wenn man die „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem Wirtschaftsleben” vom 12. November 1938“ 3 in Betracht zieht. Diese Verordnung „[…] „legalisierte die uneingeschränkte „Arisierung” der Wirtschaft. […] Alle jüdischen Kapitalvermögen wurden eingezogen, Grundeigentum, Wertpapiere und Schmuck zwangsveräußert“.

Vermutlich aufgrund der zunehmenden behördlichen Schikanierung durfte Hildegard ihre Tätigkeit als Sportlehrerin der Jüdischen Gemeinde Berlin nicht mehr ausüben. Hildegard musste später Zwangsarbeit leisten und hatte dadurch ein Einkommen von 124,30 RM monatlich, von dem sie sich und ihre Mutter ernähren und die Mietkosten bestreiten musste.

1942 (das genaue Datum ist unbekannt) wurde Hildegards Mutter Rosa in das Sammellager 4 der ehemaligen Synagoge Adass Jisroel in der Artilleriestraße 31 (heute Tucholskystraße 40) in Berlin Mitte gebracht. (Hinweis: Der Synagoge Adass Jisroel „erging es wie allen anderen jüdischen Gemeinden in Deutschland. Nach zahllosen vorangegangenen Akten der Verfolgung und Entrechtung ordnete die Gestapo im Dezember 1939 die Zerschlagung der Adass Jisroel und ihre Eingliederung in die von den Nazis gegründete „Reichsvereinigung der Juden in Deutschland“ an. Damit war die Adass Jisroel aller ihrer Rechte und ihrer historischen Gemeindestätten beraubt.“ 5

Am 1. Oktober 1942 musste Rosa im Sammellager ihre Vermögensurkunde ausfüllen. Bereits am 14. Oktober 1942 wurde sie deportiert. Rosas weiteres Schicksal ist unbekannt. Daher ist auch kein genaues Todesdatum bekannt und so wurde ihr Todestag, wie der von so vielen anderen ermordeten Juden, auf den 8. Mai 1945 (Tag der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands und damit Endpunkt des NS-Staates) festgelegt.

Wie viele andere Unrechtsakte des NS-Staates war auch die Deportation der jüdischen Mitbürger aus Deutschland als scheinbar legaler Akt verkleidet. In Wahrheit handelte es sich um Raubmord in unvorstellbarem Ausmaß!
Durch das Ausfüllen der Vermögensurkunden schufen die Opfer selbst die Grundlage für den Raub ihres gesamten Vermögens. Die anschließende Deportation führte nahezu ausnahmslos in den Tod (über Ghettos und Arbeitslager und später auch direkt in die Vernichtungslager).

Bald wurde auch Hildegard von der Gestapo (Geheime Staatspolizei) aufgesucht. Am 26. Oktober 1942 deportierte man sie vermutlich im Zuge der sogenannten „Gemeindeaktion“ mit dem „22. Osttransport“ vom Bahnhof Berlin – Grunewald nach Riga. Nach anderen Quellen fuhr dieser Zug vom Bahnhof Putlitzstraße ab. In Riga wurde Hildegard drei Tage später am 29. Oktober 1942 mit gerade 42 Jahren ermordet.

Vermutlich wurde Hildegard Peril direkt nach ihrer Ankunft in der Nähe des Vernichtungslagers Salaspils nahe Riga erschossen und in einem Massengrab verscharrt. Es liegen für sie und ihre Mutter „Deportations- bescheinigungen“ vor. Sterbeurkunden wurden für die Opfer der so- genannten „Endlösung“ nicht ausgestellt!

Auf Gleis 17 des Bahnhofs Grunewald findet sich eine Gedenktafel mit der Inschrift: „26.10.1942 / 800 Juden / Berlin – Riga“

Vermutlich von Alice Goss angefertigte Zeichnung der Wertgegenstände ihrer Mutter.

Überlebende der Familie Peril

Hildegards älteste Schwester Alice Peril, verheiratete Goss, geboren am 19.8.1895 in Halle-Saale, wanderte im April 1936 nach Amerika aus. Sie machte dort als Röntgenassistentin Karriere.
Sie war diejenige, die am 19. Mai 1960 aus New York Entschädigung für die Wertgegenstände beantragte, die ihrer Mutter weggenommen worden waren, nachdem sie die Vermögensurkunde im Sammellager ausgefüllt hatte. Hiervon erfuhr Alice durch ein Schreiben ihrer Mutter aus dem Frühjahr 1939, das leider verloren ging.
Nach Alices Angaben handelte es sich bei Rosas Wertgegenständen um viel Schmuck und wertvolles Tafelsilber (vgl. Abbildung 1 und 2) mit einem geschätzten Wert von 20.000 DM im Jahr 1960. Davon existieren noch Zeichnungen, die wahrscheinlich von Alice oder Rosa stammen. Alice versicherte an Eides statt, die Richtigkeit ihrer Angaben. Am 11. April 1961 erhielt Alice lediglich eine Entschädigung über 12.283 DM und später, nach einem erneuten Antrag, weitere 1.700 DM. Die Restforderung in Höhe von rund 7.000 DM wurde nicht anerkannt.

Unterlagen des Antrags auf Entschädigung von Alice Goss.

Durch diesen Entschädigungsantrag bedingt wurden am 9.8.1960 die Erben von Rosa Peril festgelegt. Hiernach sollten Alice Goss, sowie Rosas Enkel Ilse- Lore Heppner, Tochter der zweiten Schwester Hildegards Irene, und Schulamit Peril, Sohn ihres Bruders Julius, alles Verbliebene erben, da alle anderen der Familie bereits verstorben oder ermordet worden waren.
Alices Mann, Erich Goss, den sie am 24.12.1925 in Berlin geheiratet hatte, und der in der Jüdischen Gemeinde als Sportlehrer tätig war, wurde zusammen mit Hildegard Peril und seiner Familie mit dem „22. Osttransport“ nach Riga deportiert und ebenfalls ermordet.
Die kinderlose Alice lebte allein in der 69th Avenue, Kew Gardens Hill,
New York. Sie heiratete nicht mehr.

Hildegards zweite große Schwester Erner Irene Peril, die am 14. Juni 1898 in Frankfurt am Main geboren wurde und am 19.9.1922 Paul Koratkowski in Berlin heiratete, war zum Zeitpunkt der Festlegung der Erben bereits tot. Sie verstarb am 10.7.1944 in Schanghai und hinterließ als Erbin ihre Tochter Ilse-Lore Koratkowski, die am 1.9.1923 in Berlin geboren wurde. Nach Ilse-Lores Geburt wanderte die Familie nach Schanghai aus.
Ilse-Lore wohnte in späteren Jahren in Indiana in 2520 Northview Avenue, Indianapolis mit Ernst Günther Heppner zusammen, den sie am 8.4.1945 in Schanghai geheiratete hatte, und dessen Namen sie annahm.

Hildegards jüngstes Geschwisterkind Julius Hans Peril, der am 22.12.1901 in Mannheim geboren wurde, lebte zum Zeitpunkt der (gerichtlichen) Feststellung der Erben nicht mehr. Er starb am 27.5.1942 im Alter von 41 Jahren in Palästina. Vor seinem Tod war Julius Hans Peril Bankbeamter. Er heiratete am 5.1.1932 in Berlin die am 12.05.1899 geborene Herta Manon Gellhaar. Nachdem sie sich am 1.2.1932 polizeilich angemeldet hatten, lebten sie in Berlin-Halensee, Friedrichsruherstraße 24.
Aus dieser Ehe ging ein Kind namens Schulamit Peril, hervor, das am 3.12.1936 in Tel-Aviv geboren wurde, da das Ehepaar am 06.05.1934 nach Palästina ausgewandert war. Heute ist Schulamit Peril wohnhaft in der 72nd Road, Flushing, New York.

Es ist auffällig, dass allen Geschwistern von Hildegard die Emigration geglückt ist. Vermutlich wanderte Hildegard nicht aus, um ihre Mutter in Berlin weiter unterstützen zu können.
Mehr als die genannten Informationen ist über die gesamte Familie Peril nicht bekannt, da die Nationalsozialisten auch hier alle anderen persönlichen Erinnerungen erfolgreich für immer ausgelöscht haben.

1 Vgl. Die Zeit – Welt- und Kulturgeschichte, Bd. 14. 2 Durch das Ausfüllen einer Vermögensurkunde verfielen alle Vermögenswerte automatisch an das Deutsche Reich. In einer Vermögensurkunde gab der Deportierte allen Besitz an und schuf somit selbst die Grundlage der Enteignung. Die meisten Vermögensurkunden wurden von den Opfern in den Sammellagern mit einem „Kopierstift“ (urkundenechter Stift) ausgefüllt. 3 Webseite des Deutschen Historischen Museums (DHM). 4 Zentrale Orte in Großstädten, in denen die zur Deportation bestimmten Juden zusammengetrieben und die Transporte „in den Osten“ zusammengestellt wurden. 5 Webseite der Synagoge Adass Jisroel.

Wichtige Quellen der Recherchearbeit waren:
Das Landesarchiv Berlin (Entschädigungsakten) Das Brandenburgische Landeshauptarchiv Potsdam (Vermögensurkunden)
Der Internationale Suchdienst Bad Arolsen

Dorothea Krol (Klasse 9c), Katharina Lewe (Klasse 9a)

Die Biografie wurde im Rahmen des Wahlpflichtkurs Geschichte 2010/2011 der Schule zusammengestellt.

Das gesamte Gedenkbuch: http://alt.katholische-schule-liebfrauen.de/pdf/Gedenkbuch.pdf