Stolpersteine Nassauische Str. 25

Hauseingang Nassauische Str. 25, Foto: J.Held, 27.07.2011

Hauseingang Nassauische Str. 25, Foto: J.Held, 27.07.2011

Diese Stolpersteine wurden am 22.06.2011 verlegt.

Stolperstein für Sally Ehrlich, Foto: J.Held, 27.07.2011

Stolperstein für Sally Ehrlich, Foto: J.Held, 27.07.2011

HIER WOHNTE
SALLY EHRLICH
JG. 1882
DEPORTIERT 29.1.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Stolperstein für Gertrud Ehrlich, Foto: J.Held, 27.07.2011

Stolperstein für Gertrud Ehrlich, Foto: J.Held, 27.07.2011

HIER WOHNTE
GERTRUD EHRLICH
GEB. COHEN
JG. 1890
DEPORTIERT 29.1.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

SALLY EHRLICH und GERTRUD EHRLICH
waren Eheleute, die vermutlich am 23.03.1913 geheiratet haben. Sie hatten zwei Töchter, die 1917 und 1919 in Berlin geboren wurden.
Sally Ehrlich war Apotheker, er hatte eine Drogerie in der Nassauischen Straße 58, die als Eckladen mit drei großen Schaufenstern beschrieben wird. In der Pogromnacht wurde sie von den Nazis zerstört. Am nächsten Tag wurden die Eheleute Ehrlich verpflichtet, ihre Drogerie mit Holz zu vernageln, damit die Schäden nicht offen sichtbar waren. Eine Tochter notierte, dass es schwierig war, an Holz zu kommen, weil niemand Juden helfen wollte, also mussten sie viel Geld bezahlen. Die Drogerie wurde dann an einen arischen Nachfolger namens Sauer „zwangsverkauft ohne Gegenleistung“.
Die Töchter sind im Februar 1939 nach England ausgewandert. Im August 1939 gelang es ihnen, auch für ihre Eltern Einreisegenehmigungen zu bekommen. Die Eltern durften Deutschland aber nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges nicht mehr verlassen.
Sally und Gertrud Ehrlich bewohnten in der Nassauischen Straße 25 eine 5-Zimmerwohnung und waren vermutlich relativ wohlhabend. Nach ihrer Deportation am 29. Januar 1943 ins Vernichtungslager Auschwitz wurden unter anderem Brillantringe, Porzellanfiguren, ein Pelzmantel, Gold, Ledersessel und handgeschnitzte Möbelstücke entwendet.
Die jüngere Tochter lebte auch nach 1945 in London und hat die britische Staatsbürgerschaft angenommen. Die ältere Tochter behielt ihre deutsche Staatsbürgerschaft und lebte in Washington, USA.
Ein erschütterndes Dokument des Abschieds ist erhalten geblieben. In seinem letzten „Rotes Kreuz-Brief“ vor der Deportation schrieb Sally Ehrlich am 2. Januar 1943 an die jüngere Tochter nach England:

p(. „Darling. We are well but troubling about us. You will be our last thought, for you we will bear all. God bless and help you. Kisses. Your parents.“

Informationen zu Sally und Gertrud Ehrlich (Quelle: Akteneinsicht beim Entschädigungsamt)
Text von Anna Rosa Alt