HIER WOHNTE
NATHAN HAVELLAND
JG. 1873
DEPORTIERT 14.9.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 10.3.1944
Nathan Havelland ist am Neujahrstag 1873 in Nordhausen (Thüringen) geboren und in Bleicherode, einer Kleinstadt südlich des Harz, aufgewachsen. Die Eltern waren Hermann und Helene Havelland, seine Geschwister hießen Paul, Elise, Siegmund und Martha. In Bleicherode lebten viele Juden, es gab eine große jüdische Gemeinde.
1915 gründete er in Berlin eine Knopffabrik in der Kurstraße 15 in Mitte, die später in der Sebastianstraße 72 in Kreuzberg war. Nathan Havelland war wohl unverheiratet, Nachkommen sind nicht bekannt.
1939 wurde die Knopffabrik zwangsliquidiert. Havelland, der bis dahin ein wohlhabender Fabrikbesitzer war, musste als Untermieter des Kaufmanns Isidor Friedenthal nach Wilmersdorf in die Deidesheimer Straße 9 ziehen, wo er bei der Volkszählung am 17.5.1939 gemeldet war. Vor seiner Deportation wurde Havelland allerdings in die Elsässer Straße 20 (heute Torstraße in Mitte) umquartiert, wo er von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) abgeholt wurde.
Am 14. September 1942 ist Nathan Havelland in einem Zug mit 1000 Menschen vom Güterbahnhof Moabit nach Theresienstadt gebracht worden. Auf der Deportationsliste stand er unter der Nummer 499, in der Spalte Beruf war „ohne“ eingetragen. Im Ghetto Theresienstadt wurde der 71-jährige am 10. März 1944 ums Leben gebracht.
Eine der Schwestern, Martha Havelland, am 4. Oktober 1879 in Bleicherode geboren, wurde am 23. September 1940 aus Hamburg deportiert und am selben Tag ermordet.
Nathan Havellands Vermieter Isidor Friedenthal stand 1940 nicht mehr im Adressbuch, ist also 1939 gestorben oder geflüchtet.
Text: Stolpersteine-Initiative Charlottenburg-Wilmersdorf. Quellen: Bundesarchiv, Berliner Adressbuch und Branchenbuch, Verzeichnis jüdischer Unternehmen.
Kurz vor Nathan Havellands Deportation hatte sich seine Mithausbewohnerin Anna Spingarn ums Leben gebracht. Anna Spingarn, genannt Hannchen, wurde am 8. Juni 1872 in Kattowitz (Katowice) in Schlesien geboren. Über ihr Leben ist nichts bekannt. Sie wohnte zur Untermiete bei dem Ingenieur Franz van der Brock in der Deidesheimer Straße 9. Um dem Schicksal vieler ihr bekannter jüdischer Menschen zu entgehen, die von ihren Augen verschleppt wurden, beging sie am 21. April 1942 Selbstmord. Sie war 69 Jahre alt.