HIER WOHNTE
ARTHUR
LANDSBERGER
JG. 1878
DEPORTIERT 18.10.1941
LODZ / LITZMANNSTADT
ERMORDET 7.5.1942
Arthur Landsberger wurde am 29. November 1878 in Hannover geboren. Er war der Sohn von Sigismund und Amanda Landsberger und zog mit seinen Eltern und seinem Bruder Willi nach Berlin, als er noch ein kleines Kind war. Nach seiner Ausbildung heiratete er Käthe Klara Elvira Alwine geb. Löwenberg. Käthe wurde am 2. November 1879 in Berlin geboren. Das Paar hatte eine Tochter: Charlotte Sigrid, geboren 1906 in Berlin. Die Familie wohnte zuletzt in der Giesebrechtstraße 7.
Arthur trat als Vertreter und Reisender in die Firma Eduard Pincuss, einer Armaturen-Fabrik, ein. Er war fleißig und erfolgreich und wurde bald Junior-Partner des Eigentümers. Er reiste im Namen der Firma innerhalb Europas, nach Klein-Asien und Ägypten. Etwa 1910 zog sich der Inhaber zurück und Arthur wurde Alleininhaber der Firma in Friedrichshain, Große Frankfurter Straße 13, die inzwischen 400 Arbeiter hatte. Als angesehener Vertreter der Armaturenbranche war er Vorsitzender dieser Organisation und Mitglied des Handelsgerichts mit dem Titel Handelsgerichtsrat. Seine Tochter Charlotte erinnerte sich, dass ihr Vater ihr 1926 oder 1927 gesagt habe, sein Vermögen betrage etwa eine Million. Charlotte heiratete Ernst Reichenbach, und Arthur Landsberger nahm seinen Schwiegersohn 1928 in seine Firma auf, erst als Prokurist und 1931 als Junior-Partner und Mitinhaber.
Zunächst florierte das Unternehmen weiterhin. Der Boykott ab 1933 jedoch sowie der Beschluss, ab 1935 keine öffentlichen Aufträge mehr an jüdische Geschäfte zu vergeben, minderte die Geschäftstätigkeit. Aber die Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben vom November 1938 bedeutete das Ende der Firma. Die Betriebe jüdischer Inhaber wurden damit zwangsweise neuen nichtjüdischen Eigentümern übereignet. Im Februar 1939 bemächtigten sich zwei SS-Leute der Firma Eduard Pincuss. Arthur Landsberger wurde unter Druck gesetzt, das Geschäft zu übertragen. Die Tochter Charlotte erinnerte sich, wie der Vater erschüttert nach Hause kam mit vier Tausendmarkscheinen in der Hand. Das war alles, was er von den Leuten für sein blühendes Geschäft erhalten hatte.
Einer der SS-Leute namens Bachtler arisierte die Firma und gab ihr den Namen Bachtler, Derpsch & Co. Derpsch war bereits als 14jähriger in Landsbergers Firma gekommen. Auch Arthurs Bruder Dr. Willi Landsberger spielten die Nazis übel mit. Er war Direktor einer Ölgesellschaft und verlor seinen Posten im Juni 1933, weil er Jude war. Er musste seine Wohnung in der Paulsborner Straße 3 aufgeben, floh über Paris nach Ungarn und emigrierte 1939 über London in die USA.
Charlotte wurde im Januar 1939 von Ernst Reichenbach geschieden. Die Eltern Landsberger ermöglichten ihrer Tochter die Emigration nach London. Sie wussten sie damit in Sicherheit. Aber sie haben sie nie wieder gesehen.
Arthur und Käthe wurden am 18. Oktober 1941 abgeholt und mit dem ersten Transport vom Bahnhof Grunewald mit mehr als 1000 Menschen nach Lodz/Litzmannstadt deportiert, zusammen mit ihren Nachbarn Selma Meyer und Jenny Finkel aus dem selben Haus. Käthe erlag den Strapazen am 6. Mai 1942, Arthur einen Tag später, am 7. Mai in Lodz.
Quellen: Gedenkbuch der Opfer; Yad Vashem: Lodz, Blattbindergasse 13, Flat 22; Statistik des Holocaust, Deportationsliste: Landsberger Arthur, Fabrikant Nr. 562 (Transportliste 951) und Käthe Elvira, Hausfrau Nr. 563 (708 Stenotypistin); Entschädigungsamt Berlin.