Bei der Verlegung des Stolpersteins zum Gedenken an Sarah Mannheim sagte Sönke Petersen:
p(. Wir haben uns hier versammelt, um an Sarah Mannheim zu erinnern, sie gegen das Vergessen zu schützen und ihr jene Individualität, Achtung und Würde zurückzugeben, die ihr von den Nazis und ihren allzu vielen Helfern genommen wurden.
p(. Wir wissen wenig von Sarah Mannheim. Wir wissen nur, dass sie am 22. Dezember 1870 in London geboren wurde, verheiratet, später verwitwet war und zwei Kinder hatte. Wo genau sie in unserem Haus in der Grolmanstrasse 53 gewohnt hat, konnten wir nicht ermitteln.
p(. Immerhin wissen wir, dass Sarah Mannheim hier in einer Wohngemeinschaft mit ihrem Sohn wohnte, der in einer „privilegierten Mischehe“ mit seiner arischen Frau und zwei Kindern lebte. Für diese Familie, die ihr etwas Schutz bieten sollte gegen nationalsozialistische Willkür, führte sie den Haushalt. Ihre Tochter Charlotte hatte rechtzeitig nach Palästina auswandern können.
p(. Am 15. August 1942 wurde Sarah Mannheim aus diesem Haus, in dem wir uns heute so wohlfühlen, zur Deportation abgeholt und in das jüdische Sammellager Große Hamburger Straße gebracht. Am 17. August musste sie zum Güterbahnhof Moabit marschieren. Dort verfrachtete man sie zusammen mit weiteren 996 Schicksalsgenossen in den von den Nazis als 1. Großen Alterstransport bezeichneten Zug mit der Nummer „Da 502“ nach Theresienstadt. Das war kein Kurort, sondern die Vorstufe zur Hölle. Von den fast 1000 mit ihr Deportierten sind nur 16 Überlebende bekannt. Sarah Mannheims Todesdatum war der 26. September 1942.
p(. Drei Monate nach ihrem Tod erstellte ein Gerichtsvollzieher im Auftrag der Nazi-Behörden eine Kostenrechnung in der „Schätzungssache Sarah Mannheim“. Unter dem Aktenzeichen XXVI 13526 notierte er kühl: „Kein Nachlass vorhanden. Der Schätzwert deshalb (?).“ Für seine eigenen Unkosten berechnete er 2 Reichsmark: „1 RM Gebühr, 1 RM für Fahrtkosten“.
Recherche und Text: Dr. Sönke Petersen