Der Stolperstein für Julie Hahn wurde am 23.9.2010 verlegt.
Die Stolpersteine für die Familie Dresdner wurden am 24.2.2020 verlegt. Sie wurden gespendet vom Renate Schust, eine Cousine von Jutta und Berl Dresdner.
Arthur Hahn trat 1910 als einer von drei Gesellschaftern in die Lederwarenfabrik ein, die den Namen „Gebrüder Fischel“ beibehielt. Im Ersten Weltkrieg zogen Hahns in den Westen Berlins, zunächst in die Uhlandstraße 144, später in die Nr. 162 derselben Straße. Hier wohnte Julie mit ihrer Familie bis mindestens 1928. Als im Mai 1933 Arthur im Virchowkrankenhaus an den Folgen einer Augeninfektion starb, lebten sie in der Droysenstraße 5.
Unklar bleibt, ob Julie zunächst in der Droysentrasse blieb. 1935 wohnte sie in der Roscherstraße 12 mit ihrer Tochter Erna, deren nichtjüdischer Mann Ernst Rehberg sich von ihr hatte scheiden lassen, und mit Ernas Tochter Ursula. Im Adressbuch finden wir in der Roscherstraße 12 1937 den Ehemann von Julies Tochter Lotte, Lutz Fisch, von Beruf Schaufensterdekorateur. Lotte und er waren vermutlich erst kürzlich von Forst/Lausitz – wo 1930 ihre Tochter Steffie zur Welt kam – nach Berlin gekommen. Julie wohnte auch mit ihnen zusammen. Möglicherweise war Lutz Fisch in Forst aufgrund von Diskriminierungen das Berufsleben unmöglich gemacht worden, und er hoffte in Berlin bessere Chancen zu haben.
Aber auch in Berlin war seit 1933 das Leben für Juden immer schwerer geworden. Die Nationalsozialisten waren an der Macht, Juden wurden nicht nur offen diskriminiert, ihre sozialen und wirtschaftlichen Möglichkeiten wurden eingeschränkt, judenfeindliche Schilder aufgestellt, in- und ausländisches Vermögen musste angegeben werden. Die Lage verschärfte sich noch mal drastisch nach den Pogromen vom November 1938. Binnen weniger Wochen wurde eine Flut von antisemitischen Verordnungen erlassen, die Juden nicht nur aus dem wirtschaftlichen sondern überhaupt aus dem öffentlichen Leben ausschloss. In atemberaubender Folge wurde schon ab 12. November eine große Zahl von Verordnungen erlassen, die das Alltagsleben der Juden betrafen. Eine „Sühnezahlung“ für Juden wurde festgelegt, Bannbezirke und Sperrstunden bestimmt, Wertsachen aber auch Radios mussten abgegeben werden, über Vermögen konnte nicht mehr frei verfügt werden, Theater-, Kino-, Museenbesuche u.ä. wurden Juden verboten, sie durften nur beschränkt öffentliche Verkehrsmittel benutzen, und vieles mehr. Juden mussten ab September 1941 den Judenstern tragen, sie mussten Pelze und Wollsachen abgeben, sie durften öffentliche Verkehrsmittel gar nicht mehr benutzen, auch keine öffentliche Telefone, sie durften nur noch jüdische Friseure in Anspruch nehmen, mussten Elektrogeräte entschädigungslos und ohne Quittung abliefern, Bücher durften sie nur bei der Reichsvereinigung der Juden kaufen.
Noch vor den Pogromen, im Juli 1938, starb Lotte Fisch an einem Nierenversagen. Im November wurde ihr Mann im Zuge der Pogrome festgenommen und nach Polen abgeschoben, da er aus dem polnischen Teil von Galizien stammte und als „staatenlos“ galt. Steffie blieb bei ihrer Großmutter Julie in der Roscherstraße.
Stolperstein