Die Stolpersteine für Dr. Elisabeth Charlotte und Erich Gloeden, Elisabeth Kuznitzky, Adele und Hedwig Schiff wurden am 4.10.2010 vor dem Haus Kastanienallee 23 verlegt.
Stolpersteine Kastanienallee 23
Bild: Stolpersteine-Initiative CW
Eines der berühmtesten Werke aus der Loevy-Werkstatt ist der Schriftzug DEM DEUTSCHEN VOLKE, der 1916 am Giebel des Reichstagsgebäudes angebraucht wurde, in dem seit 1999 der Deutsche Bundestag tagt. Die Buchstaben sind 60 Zentimeter hoch, der gesamte Schriftzug ist 16 Meter lang.
Siegfried Loevy hatte zwei Kinder: Erich und Ursula. Beide waren getauft, beide waren christlich erzogen. Assimilierung und Anpassung sollten ihnen Antisemitismus ersparen und das Leben retten. Siegried Loevy ging sogar so weit, seine beiden Kinder von einem befreundeten Lehrer Freund namens Bernhard Gloeden adoptieren zu lassen. Nichts sollte mehr an die jüdischen Wurzeln erinnern.
Erich Gloeden wurde am 23. August 1888 in Berlin geboren. Er studierte Architektur und promovierte 1915 an der TH Dresden mit dem Thema „Die Grundlagen zum Schaffen Carl Friedrich Schinkels“. 1938 heiratete Erich die Juristin Elisabeth Charlotte Kuznitzky. Zeitweise war er groteskerweise Mitglied der Nazi-Organisation Todt und ließ sich in Uniform fotografieren, erkannte aber seinen Fehler und gestand den Irrtum ein.
Elisabeth Charlotte Gloeden, genannt Lilo, wurde am 9. Dezember 1903 in Köln geboren. Sie war promovierte Juristin und Gerichtsreferendarin.
Elisabeth Kuznitzky geb. Liliencron ist am 22. Januar 1878 geboren. Sie war mit dem Sanitätsrat Kuznitzky verheiratet gewesen und wohnte in Berlin mit ihrer Tochter Elisabeth („Lilo“) Charlotte und ihrem Schwiegersohn Erich Gloeden zusammen.
Einer, den Gloedens versteckten, war der der fahnenflüchtige Artillerie-General Fritz Lindemann. Auf seine Ergreifung waren eine Million Reichsmark ausgesetzt. Sein Versteck wurde verraten. Josepha von Koskull, eine enge Freundin der Familie, hat in ihren Erinnerungen beschrieben, was am Sonntag, dem 20. August 1944, geschah, als die Geheime Staatspolizei Gestapo die Wohnung im Westend stürmte.
„Ein Mann in Zivil stürmte mit einem Revolver in der Hand ins Wohnzimmer. Schüsse fielen. Der General hatte versucht, aus einem hinteren Fenster der Wohnung vom ersten Stock in den Hof zu springen.
Die Gestapo trieb alle in der Diele der Wohnung zusammen. Da stand der General, aus einer Brustwunde stark blutend, aber aufrecht und gefasst. Die Hände wurden ihm auf dem Rücken zusammengeschlossen, ebenso bei Herrn Gloeden, dessen Gesicht blutig geschlagen war.“
Erich Gloeden, Elisabeth Gloeden und Elisabeth Kuznitzky wurde der Prozess vor dem Volksgerichtshof unter Vorsitz des grausamen Blutrichters Roland Freisler gemacht. Am 27. November 1944 wurden die drei Angeklagten zum Tod verurteilt. Am 30. September wurden sie zwischen 11.02 Uhr und 11.06 Uhr enthauptet.
In der Nähe der Hinrichtungsstätte Plötzensee wurde 1963 der Gloedenpfad nach ihnen benannt. Am Platz der Republik in Berlin wurde eine Gedenktafel für die Schöpfer der Inschrift angebracht
Dieser Text enthält zahlreiche Passagen aus dem Artikel „Die Menschen vor der Schrift“ von Bernd Oertwig, erschienen in Gegen Vergessen – Für Demokratie, Mitgliederzeitschrift Heft 73, Berlin, September 2012, S. 4-7. Einige biografische Angaben wurden aus verschiedenen Veröffentlichungen und Daten des Bundesarchivs ergänzt von Helmut Lölhöffel.
Literatur: Internationales Auschwitz-Komitee: „Die Menschen vor der Schrift“ von Bernd Oertwig, Berlin 2012; Erlebnisbericht von Josepha von Koskull über die Verhaftung der Familie Gloeden beim Deutschen Historischen Museum; Bengt von zur Mühlen (Hrsg.): Die Angeklagten des 20. Juli vor dem Volksgerichtshof. Chronos Film GmbH, Berlin 2001; Helmuth F. Braun, Michael Dorrmann: „Dem Deutschen Volke“. Die Geschichte des Berliner Bronzegießer Loevy. Dumont, 2003 (zu einer Ausstellung im Jüdischen Museum Berlin); Bernd Oertwig: Die Vollender des Reichstags. In: Das Parlament, Nr. 6/7, 4. Februar 2013.
Stolpersteine-Initiative Charlottenburg-Wilmersdorf
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