Stolpersteine Pariser Straße 51

Hausansicht Pariser Str. 51

Die Stolpersteine für Felix Kaplan, Erich Rosenberg wurden am 12.4.2010 verlegt.

Der Stolperstein für Ilse Rosenberg wurde am 9.11.2021 verlegt.

Stolperstein für Felix Kaplan

Stolperstein für Felix Kaplan

HIER WOHNTE
FELIX KAPLAN
JG. 1873
DEPORTIERT19.11.1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 4.12.1942

Felix Kaplan wurde am 22. Oktober 1893 in Königsberg, dem heutigen Kaliningrad, geboren. Über seine Familie ist nichts bekannt. Er war nicht verheiratet.

Felix Kaplan studierte Jura, promovierte in diesem Fach und wurde Rechtsanwalt. Seit dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom April 1933, das in besonderem Maße gegen jüdische Juristen angewandt wurde, dürfte Felix Kaplan kaum mehr als niedergelassener Rechtsanwalt oder gar im Staatsdienst tätig gewesen sein. Er selbst gab seinen Beruf mit „Syndicus“ an. Vielleicht war er für den Rechtsanwalt Walter Stein in der Kleiststraße 39 tätig. Dieser war der Besitzer des Schöneberger Hauses in der Courbièrestraße, in dem Felix Kaplan später wohnen sollte.

Offenbar hat Felix Kaplan bis zum Zeitpunkt seiner Deportation bei verschiedenen Vermietern zur Untermiete gelebt. In den Berliner Adressbüchern findet sich jedenfalls kein Hinweis auf eine eigene Wohnung. Er war ab August 1938 in der Pariser Straße 49a gemeldet, einige Monate später, also zur Zeit der Volkszählung, in der Juden in einer gesonderten Kartei erfasst wurden, wohnte er zwei Häuser weiter in der Pariser Straße 51.
Infolge des Gesetzes über Mietverhältnisse mit Juden vom April 1939 konnten jüdische Mieter von heute auf morgen gekündigt und zwangsumgesetzt werden. So zog er von der Pariser Straße 51 am 1. Juni 1941 nach Schöneberg in die Courbièrestraße 9b und lebte zur Untermiete in einem teilmöblierten Zimmer bei dem ledigen jüdischen Zahnarzt Dr. Max Preuss. Dieser wurde bereits am 28. März 1942 über Trawniki in das Getto Piaski deportiert, wo er ums Leben gebracht wurde.

Möglicherweise ließ man den Untermieter nach der Deportation des Hauptmieters noch in der Wohnung verbleiben, denn Felix Kaplan wurde von der Gestapo aus eben dieser Wohnung abgeholt und am 19. November 1942 mit dem sogenannten 74. Alterstransport nach Theresienstadt deportiert.

Felix Kaplan hinterließ nur wenige Habseligkeiten. Neben einer einfachen Möblierung waren ihm einige Kleidungsstücke verblieben. Ganze 93 Reichsmark soll sein Nachlass noch wert gewesen sein. Allerdings machte das Stadtsteuerkassenamt nach seinem Tod noch eine Steuerschuld in Höhe von 7 RM geltend, denn „Theresienstadt gehört steuerrechtlich zum Inland. Die Bürgersteuerpflicht besteht somit unverändert fort…“ hieß es in einem Schreiben im Februar 1943. Ob der Oberfinanzpräsident diese Steuern jemals an die Stadtkasse abgeführt hat ist nicht bekannt. In diesem Schreiben wurde als Adresse von Felix Kaplan die Kleiststraße 6 angegeben, möglicherweise ist er dort noch vorrübergehend untergebracht worden.

Felix Kaplan überlebte im Getto Theresienstadt nur zwei Wochen und starb bereits am 4. Dezember 1942. Als Todesursache wurde in der Todesfallanzeige „Herzschwäche“ angegeben. Es ist gut vorstellbar, dass die Belastungen des Transports und die unmenschlichen Bedingungen im Getto zu einem Herzversagen geführt haben.

Recherche und Text: Karin Sievert
Quellen:
Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945
Theresienstädter Gedenkbuch Holocaust.cz
Brandenburgisches Landeshauptarchiv www.blha.de
Berliner Adressbücher – Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Deportationslisten
Gottwald/Schulle „Die Judendeportationen aus dem Deutschen Reich 1941 – 1945“
Yad Vashem – Opferdatenbank

Stolperstein für Erich Rosenberg

Stolperstein für Erich Rosenberg

HIER WOHNTE
ERICH ROSENBERG
JG. 1896
DEPORTIERT 2.3.1943
AUSCHWITZ
ERMORDET

Erich Walther Rosenberg kam am 9. Juni 1896 in Dortmund – Dorstfeld auf die Welt. Dorstfeld, ein innerstädtischer Ortsteil Dortmunds, war damals ohne eigene Straßennamen. So war die Adresse der Familie einfach mit der Nummer 66 gekennzeichnet. Erichs Vater war der Kaufmann Emil Rosenberg, seine Mutter war Rika Rosenberg geborene Eichwald. Erich war das jüngste von drei Kindern. Die Schwester Bertha war 10 Jahre älter, geboren am 13. März 1886. Auf den Tag genau 2 Jahre später kam der Bruder Ludwig auf die Welt. Dieser starb 1932 in Straßburg. Über Erichs Kindheit und Jugendjahre gibt es keinerlei Erkenntnisse. Zu welchem Zeitpunkt und unter welchen Umständen er nach Berlin zog ist unbekannt.

Er war in Berlin als Versicherungsvermittler tätig und wohnte zum Zeitpunkt der Volkszählung im Jahr 1939 in der Pariser Straße 51. Ab dem 1. Dezember desselben Jahres war Erich unter der Adresse Bleibtreustraße 41 gemeldet. Als die Verfolgung der Juden in Deutschland auf ihren Höhepunkt zusteuerte, heiratete Erich am 17. Dezember 1940 die 18 Jahre jüngere Ilse Heinemann (*20. September 1914). Das Ehepaar wohnte gemeinsam zur Untermiete „bei Wilde“ in der Bleibtreustraße 41 im 3. Stock des Vorderhauses.

Erich Rosenberg war bis zum Februar 1943 bei der Gruppenfahrbereitschaft Berlin eingesetzt und zur Zwangsarbeit in der Sackfabrik des Robert Brubacher in Heinersdorf für einen Wochenlohn von 50 RM herangezogen worden. Die Gruppenfahrbereitschaft teilte angesichts der allgemeinen Knappheit an Autos, Fahrzeugen und Arbeitskräften Privatfirmen und öffentlichen Einrichtungen bei dringendem Bedarf Autos und auch jüdische Zwangsarbeiter zu.

Wenige Tage vor der Deportation musste Erich Rosenberg für sich und seine Frau Ilse eine „Vermögenserklärung“ ausfüllen, in der die wenigen Habseligkeiten, die sie noch besaßen, akribisch aufgeführt werden sollten. Erich gab an, mit seiner Frau ein Leerzimmer bewohnt zu haben. Da nicht geklärt werden konnte, ob die Möbel dem Ehepaar Rosenberg oder dem Vermieter Wilde gehörten, konnte der Obergerichtsvollzieher keine Inventarliste aufstellen. Allerdings versuchte das Fernsprechamt vom Oberfinanzpräsidenten noch die Kosten des Telefonanschlusses einzufordern – nachdem Juden bereits ab Juli 1940 der Besitz eines Telefons untersagt war.

Am 2. März 1943 wurden Erich und Ilse Rosenberg im Rahmen der „Fabrikaktion“ verhaftet und mit dem sogenannten 32. Osttransport nach Auschwitz deportiert. Es waren etwa 1500 Menschen, die mit diesem Transport in Birkenau ankamen; 535 Männer und 45 Frauen wurden nach der Selektion als Häftlinge in das Lager eingewiesen, die übrigen Menschen sofort in den Gaskammern ermordet.

Recherche und Text: Karin Sievert
Quellen:
Stadtarchiv Dortmund
Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945
Brandenburgisches Landeshauptarchiv www.blha.de
Berliner Adressbücher – Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Landesarchiv Berlin – historische Einwohnermeldekartei
Deportationslisten
Gottwald/Schulle „Die Judendeportationen aus dem Deutschen Reich 1941 – 1945“
Yad Vashem – Opferdatenbank
Andrea Löw Hrsg. „Deutsches Reich und Protektorat Sept 39 – Sept. 41“

Stolperstein Ilse Rosenberg

HIER WOHNTE
ILSE ROSENBERG
GEB. HEINEMANN
JG. 1914
DEPORTIERT 2.3.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ