HIER WOHNTE
SIEGBERT BRINITZER
JG. 1875
DEPORTIERT 13.1.1942
RIGA
ERMORDET
Siegbert Brinitzer wurde am 9. Juni 1875 in Dupine Kreis Paulsdorf/Rosenberg, Oberschlesien geboren. Er erhielt in Breslau eine gute Schulbildung. Er heiratete Else Frank – ihr eigentlicher Name war Anna Eliza – aus Landsberg, Oberschlesien und lebte mit ihr zunächst in Dupine.
Von dort zogen sie nach Berlin, wo er zum Kaufmann ausgebildet wurde.
Das Ehepaar hatte zwei Kinder: die Tochter Charlotte, die 1904 das Licht der Welt erblickte und den Sohn Hellmut, der 1908 in Berlin- Schöneberg geboren wurde.
Im Ersten Weltkrieg musste Siegfried Brinitzer an der Front kämpfen.
Nach der Rückkehr bekam er eine Anstellung in einer Damenhutfabrik und übernahm bald deren Generalvertretung in Berlin.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten begannen die unsäglichen Einschränkungen des täglichen Lebens und Boykottmaßnahmen. Als ehemaliger Frontkämpfer erhielt er die Genehmigung, sein Geschäft selbst zu liquidieren. Die dort befindlichen Möbel musste er selbst zur Polizei bringen, wo sie spurlos verschwanden.
Damit waren die Grundlagen seiner Erwerbsmöglichkeiten verloren und er musste sich, um die Familie zu ernähren als Bodenleger verdingen.
Am 9. Januar 1942 mussten bei der Vermögenserklärung alle in der Wohnung befindlichen Möbelstücke und auch Bankguthaben und Versicherungen aufgelistet werden.
Diese Aufforderung die Vermögenserklärung auszufüllen, war ihm ein Hinweis auf die bevorstehende Deportation.
Am 12. Januar 1942 wurde die Wohnung geräumt, das Ehepaar Brinitzer am 13.Januar 1942 zum Gleis 17 des Bahnhofs Grunewald getrieben und mit mehr als 1000 Berliner Juden nach Riga deportiert und dort ermordet.
Der Sohn Hellmut konnte Mitte der 30er Jahre emigrieren und lebte 15 Jahre in den USA, kehrte aber in den 50er Jahren nach Deutschlund zurück und lebte in Hamburg.
Über die Wohnung gibt es in den Akten noch eine umfangreiche Korrespondenz zwischen dem Vermieter und dem zuständigen Amt..
Der Vermieter schreibt:“ Die Wohnung kann sofort bezogen werden. In der Wohnung befanden sich bei der Inventarisierung aufgelistete Sachen im Werte von 931RM. Darunter befanden sich Kleiderschränke, Betten, Steppdecken, Stühle, Heizöfen, Kisten mit Geschirr. Die Wohnung wurde danach verschlossen.
Bei Besichtigung der Wohnung am 10.4. 42 (!) wurde festgestellt, dass eine Instandsetzungsverpflichtung besteht, die der jüdische Vormieter in jedem Fall zu übernehmen hat.“
Am 27.4.1944 fragt die Oberfinanzdirektion nach, ob noch Vermögenswerte aus der Wohnung zu holen sind.