HIER WOHNTE
EGON LOEWENBERG
JG. 1900
DEPORTIERT 1.3.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Egon Loewenberg kam am 9. August 1900 als zweiter Sohn des Hals- Nasen- und Ohrenarztes Dr. Richard Loewenberg und seiner Frau Margarete geb. Levy in Berlin zur Welt. Sein älterer Bruder Herbert wurde 1897 geboren und verstarb bereits 1906. Sein jüngerer Bruder Fritz, der 1907 ebenfalls in Berlin auf die Welt kam wurde Physiotherapeut und konnte 1938 nach Uruguay fliehen.
Egon Loewenberg machte Abitur und studierte einige Semester Medizin.Wegen der Krankheit seines Vaters gab er das Studium auf und wurde nach vorübergehender kaufmännischer Tätigkeit Dentist. Er betrieb eine eigene Praxis in der Kantstraße 129 a.
Seine erste Ehe mit Charlot (Lotte) Meinhardt wurde geschieden. Dann heiratete er Ilse Hammerstein, die am 5. Februar 1900 ebenfalls in Berlin geboren worden war. Über ihre Familie und Ausbildung ist nichts bekannt. Beide Ehen blieben kinderlos.
Das Ehepaar Egon und Ilse Loewenberg wohnte in der Marburger Straße 1, dem „Salamanderhaus”. Egon Loewenberg wurde längere Zeit zu Zwangsarbeit verpflichtet.
Seine Tante Käthe Haendschke schrieb in einer „eidesstattlichen Versicherung“ (o.D.):
„Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass mein Neffe Egon Loewenberg bis zu seiner Deportation, also ca. in den Jahren ab 1941, als Straßenfeger tätig sein musste.“
Sein Bruder Fritz Loewenberg schrieb in einem Verhandlungsprotokoll (Deutsche Botschaft Montevideo, 6.7.1955, Beurk. Reg. Nr. 896/55):
„In den letzten Jahren vor seiner Deportation hat mein Bruder Zwangsarbeit geleistet und sicher auch den Judenstern getragen. Dass er Zwangsarbeit geleistet hat, ist mir aus seinen Mitteilungen, die ich über das Rote Kreuz bis etwa 1941 oder 1942 erhalten habe, bekannt.“
Egon und Ilse Loewenberg wurden aus der Marburger Str.1 „abgeholt” und zum Güterbahnhof Moabit verbracht. Von dort wurden sie am 1. März 1943 mit dem sog. „31. Osttransport” nach Auschwitz deportiert. In diesem Deportationszug befanden sich 1736 jüdische Berlinerinnen und Berliner, die bis dahin wegen ihres „kriegswichtigen Arbeitseinsatzes” als Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in der Rüstungsindustrie von der Deportation verschont geblieben waren. Am 27. Februar 1943 wurden sie in der reichsweiten sog. „Fabrikaktion” an ihren Arbeitsplätzen verhaftet und vom Güterbahnhof Moabit aus nach Auschwitz deportiert. Sie wurden als arbeitsfähig eingestuft und in dem damals eigens in Auschwitz-Monowitz eingerichteten Zweigwerk der zu I.G. Farben gehörenden Buna-Werke zur Zwangsarbeit herangezogen.
Auch Egon Loewenberg musste dort arbeiten und erkrankte aufgrund der unmenschlichen Arbeitsbedingungen. Er wurde am 5. März 1943 aus dem Häftlingskrankenbau Buna in Auschwitz-Monowitz in den Häftlingskrankenbau des Stammlagers Auschwitz überstellt und am 24. Mai 1943 ermordet. Von Ilse Loewenberg ist kein genaues Todesdatum bekannt.
Biografische Zusammenstellung: Gisela Morel-Tiemann nach Angaben von Ines und Bernhard Hagemeyer
Quellen:
- Volkszählung vom 17.5.1939
- Gedenkbuch des Bundesarchivs
- Deportationsliste: OT31-17.jpg (1209×849) (statistik-des-holocaust.de) Nrn. 330 + 908
- Buna-Werke – Wikipedia
- KZ Auschwitz III Monowitz – Wikipedia
- Auszug aus den Namensverzeichnissen von kranken Häftlingen, die im KZ Auschwitz/ Häftlingskrankenbau Monowitz behandelt wurden. ITS-Arolsen
- Bernhard Hagemeyer: Chalet Grunewald, Hamburg 2016, biografischer Roman auf der Basis historischer Tatsachen und von Erinnerungen der noch lebenden Zeitzeugin, Ines Loewenberg