Stolperstein Helmstedter Straße 11

Hauseingang Helmstedter Str. 11

Hauseingang Helmstedter Str. 11

Der Stolperstein für Selma Heimann wurde am 13.11.2009 auf Wunsch der in den USA lebenden Enkelin verlegt.

Stolperstein für Selma Heimann

Stolperstein für Selma Heimann

HIER WOHNTE
SELMA HEIMANN
GEB. SCHMUHL
JG. 1875
DEPORTIERT
26.9.1942
RAASIKU
ERMORDET

Pass der Tochter von Selma Heimann, die 1941 in die USA flüchten konnte

Selma Heimann geb. Schmuhl ist am 21. Juni 1875 in Pinne (Pniewy) geboren. Sie war verheiratet mit Siegmund Heimann, Inhaber einer 1904 auf seinen Namen eingetragenen Polstermöbelfabrik an der Rittergutstraße 130 in Lichtenberg. Die Firma wurde 1940 liquidiert.

Die Tochter Frida und der Schwiegersohn Ernst Perl, die in die USA emigrierten, versuchten alles, um auch ihre Eltern nachzuholen, berichtete 2015 Evelyn Pearl, die einen auf Holocaust-Literatur spezialisierten Buchhandel in New York führt (http://www.evelynpearlbooks.com/). „Bis zur letzten Minute haben meine Eltern gezögert, um Deutschland zu verlassen, wo die Juden gehasst wurden und die wunderbare jüdische Bevölkerung vernichtet werden sollte. Sie wollten auch die Großeltern retten. Aber es gelang ihnen nicht. Mein Vater hat den Schmerz über die Ermordung seiner Eltern nie verwunden.“

Selma war eine freundliche und liebevolle Frau, erinnerte sich die Enkelin. Einer der Söhne, Jean, starb mit 35 Jahren an einem Herzinfarkt, er ist in Weißensee beerdigt. Im selben Jahr entkam sein Bruder Arnim nach Südafrika. Der dritte Sohn, Max, geboren am 28. August 1900 in Berlin, ist 1937 in die Niederlande geflüchtet und heiratete in Amsterdam. Am 14. September 1943 wurde er nach Auschwitz deportiert und dort am 22. Dezember 1943 umgebracht. Auch seine Frau kam nach Auschwitz, überlebte jedoch und starb in Amsterdam. Die 1905 geborene Tochter Frida („Friedel“) konnte 1941 mit ihrem Mann Ernst Perl und den Zwillingen Evelyn und Eleanor in die USA flüchten und ließ sich mit der Familie in New York nieder.

Vor ihrer Deportation kam Selma Heimann in der Nollendorfstraße unter, wo Siegfried und Marie Perl, die Eltern ihres Schwiegersohns, lebten. Zum Gedenken an sie sind ebenfalls Stolpersteine und verlegt worden. Am 26. September 1942 wurde Selma Heimann nach Raasiku bei Reval deportiert und dort ermordet.

Die Enkelin Evelyn Pearl schrieb 2015 an die Stolpersteine-Initiative: „The Nazis in Germany murdered three of my grandparents. Destroyed the Jewish families in Germany. My parents lost their parents and I have no grandparents. Germany can never make that up …”

Auf ihrer Webseite hat sie diese Zeilen veröffentlicht:
“Auschwitz was not created by God; man did it.
The Question is not how I can believe in God,
[but] how I can believe in man?”

Text: Helmut Lölhöffel, Quelle: Erinnerungen von Evelyn Pearl