HIER WOHNTE
ERICH KURZ
JG. 1895
IM WIDERSTAND
VERHAFTET 4.2.1942
HINGERICHTET 21.8.1944
ZUCHTHAUS
BRANDENBURG
Erich Kurz wurde in Charlottenburg am 16. März 1895 geboren. Dort ging er auch zur Schule und absolvierte eine kaufmännische Ausbildung. 19-jährig meldete er sich freiwillig bei Beginn des Ersten Weltkrieges, wurde jedoch im Verlauf des Krieges zum Kriegsgegner und gehörte 1918 zu den Gründern des Spartakusbundes in Charlottenburg. Damit war sein politischer Werdegang vorgezeichnet. 1919 ging der Spartakusbund in der KPD auf und Erich wurde eines der ersten Charlottenburger Parteimitglieder.
1920 fand er Arbeit bei der AEG, ab 1921 war er dort als Registrator in der Überseeabteilung angestellt, später in dem Fakturenbüro. 1919 hatte er die fünf Jahre jüngere Martha Frost geheiratet und spätestens 1921 bezog er mit ihr eine Wohnung in der Rückertstraße 9, möglicherweise aus Anlass der Geburt ihres Sohnes Heinz am 19. Januar 1921. Martha trat 1923 auch in die KPD ein, beide waren im Arbeitersportverein Fichte nicht nur Mitglieder sondern auch Funktionäre, 1931 wurde Erich Vorsitzender der Fichte-Sparte Charlottenburg. Erich engagierte sich auch im Roten Frontkämpferbund, der Agitations- und Kampforganisation der KPD. Er war zudem Gewerkschaftsfunktionär und außerdem kandidierte er als Bezirksverordneter in Berlin-Charlottenburg – noch im März 1933 stand er als Nachrücker auf der KPD-Liste. Neben diesen politischen Tätigkeiten und seiner Arbeit bei AEG fand er noch Zeit als Dirigent eines Mandolinenklubs aufzutreten.
Nachdem 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen, musste Erich Kurz seine politischen Aktivitäten im Untergrund weiterführen. Er wurde Mitglied einer illegalen KPD-Betriebszelle bei der AEG und war erfolgreich dabei, nicht nur Kollegen sondern auch Arbeitersportler und Leute aus dem Mandolinenklub für den Widerstand zu agitieren. Seiner Arbeitsstellung bei AEG tat dies keinen Abbruch: 1937 wurde er Leiter der Finanzregistratur Ausland und ab 1940 war er auch mit der Devisenbewirtschaftung betraut.
Ab 1938 beteiligte er sich an dem von Robert Uhrig aufgebauten Netz verschiedener Widerstandsgruppen und gehörte 1939, nach Kriegsausbruch, auch zu der Leitung der nach jenem benannten „Uhrig-Gruppe“. Als Verantwortlicher für den technischen Apparat sorgte er für Maschinen und Material zur Herstellung des Untergrundblattes „Informationsdienst“. Er hatte ebenfalls Verbindungen zu anderen Widerstandsgruppen wie die um Werner Seelenbinder. Über seine Arbeit war er auch im Telefunken-Röhrenwerk aktiv, wo er unter anderem Kontakte zu Zwangsarbeitern hatte. Martha Kurz – Matti – war in die politische Arbeit mit einbezogen. Seit einem Jahrzehnt KPD-Mitglied, machte sie nun Kurierdienste, half beim Vervielfältigen von Untergrundschriften und arrangierte konspirative Treffen in einer Privatwohnung. Laut einem späteren Zeitzeugen fanden diese aber nicht in der Rückertstraße 9 statt, in der Familie Kurz weiterhin wohnte, sondern in der Charlottenburger Potsdamer
Straße 11, heute Seelingstraße 32. Unklar bleibt, wer die Wohnung gemietet hatte, nach dem Krieg bewohnte sie Martha Kurz. Inwieweit auch Heinz, Erichs Sohn, im Widerstand aktiv war, ist nicht bekannt. 1941 wurde er einberufen. Er heiratete Meta Spee und sie bekamen einen Sohn, Uwe. Heinz fiel noch 1945 in den letzten Kriegswochen.
Im Februar 1942 gelang der Gestapo ein großer Schlag gegen die Uhrig-Organisation. Robert Uhrig und weitere 200 Mitglieder wurden festgenommen, darunter auch Erich Kurz. Er wurde am 4. Februar von seiner Arbeitsstelle weg verhaftet und ins Polizeigefängnis am Alexanderplatz gebracht. Dort, wo die gefürchteten Verhöre stattfanden, wurde er bis August 1942 behalten, dann nach Sachsenhausen überführt. Von August 1943 bis zu seinem Prozess im Juni 1944 war er dann im Gefängnis in Landsberg/Warthe inhaftiert. Der Prozess fand vor dem Volksgerichtshof in Potsdam statt, am 7. Januar wurden Erich Kurz und andere – darunter auch Uhrig – wegen „Vorbereitung zum Hochverrat und landesverräterischer Feindbegünstigung“ zum Tode verurteilt. Die letzten Monate seines Lebens musste Erich Kurz im Zuchthaus Brandenburg-Görden verbringen, am 21. August 1944 wurde das Urteil vollzogen: in einer Garage, die als Hinrichtungsstätte eingerichtet war – später „Mordgarage“ genannt
– wurde Erich Kurz um 11:18 Uhr durch das Fallbeil hingerichtet.
Auf Antrag von Martha Kurz wurde das Urteil 1951 von der 4. Großen Strafkammer am Landgericht aufgehoben. Martha Kurz starb 1980.
Quellen:
Akten des Landesentschädigungsamtes Berlin; Berliner Adressbücher; Wikipedia