HIER WOHNTE
MAX LIEBENAU
JG. 1882
DEPORTIERT 27.11.1941
RIGA
ERMORDET 30.11.1941
Max Liebenau wurde am 21. August 1882 in Berlin geborenen und entstammte einer strenggläubigen jüdischen Familie. Er besuchte die Jüdische Oberschule in der Großen Hamburger Straße, absolvierte nach dem Abitur eine Lehre bei Gebrüder Tietz und war danach als Prokurist bei Max Hammerstein, einem Posamentenwarengeschäft in der Kleinen Jägerstraße, tätig.
Im Ersten Weltkrieg wurde er ins Erste Garderegiment zu Fuß einberufen und diente als Sanitäter an der französischen und belgischen Front. Mitte der 1930er Jahre, Hitler war bereits an der Macht, wurde ihm für seine Teilnahme am Ersten Weltkrieg das Ehrenkreuz für Frontkämpfer verliehen, das am 13. Juli 1934 vom Reichspräsidenten Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg anlässlich des 20. Jahrestags des Kriegsbeginns 1914 gestiftet worden war.
Im August 1921 heiratete er die am 9. November 1888 geborene Berliner Jüdin Dora Simke, die nach einer Handelsschulausbildung viele Jahre als Sekretärin bei Moritz Lewin am Hausvogteiplatz arbeitete, dem damaligen Mittelpunkt der Berliner Bekleidungsbranche. Nach dem Tod ihres Vaters wechselte Dora in das Stoffgeschäft ihrer Mutter, Helene Simke geb. Badt, in der Mommsenstraße 35.
Max und Dora Liebenau hatten zwei Kinder, Helga und Karlheinz, die am 26. Dezember 1923 und 17. März 1926 geboren wurden.
Anfang der 1930er Jahre war auch Max im Geschäft seiner Schwiegermutter tätig. Als diese 1935 starb, verarmte die Familie. Sie konnte sich die bisherige Wohnung im ersten Stock des Vorderhauses Waitzstraße 2 nicht mehr leisten und zog in den vierten Stock des Hinterhauses Niebuhrstraße 62. Max war meist arbeitslos und schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten durch. In seinen Erinnerungen schrieb Sohn Karlheinz: “Wir fingen an, von der Wohlfahrt zu leben und gingen in die Büros einer Jüdischen Einrichtung, wo man mich mit gebrauchten Kleidern ausstattete”. Der Junge verdiente mit seinen 11 Jahren noch etwas dazu. Als Balljunge im jüdischen Tennisklub brachte er die Trinkgelder mit nach Hause.
Als sich Max’ berufliche Lage immer weiter verschlechterte, lernte er zusätzlich das Bäcker und Konditoren-Handwerk und fand zeitweilige Anstellung bei dem jüdischen Bäckermeister Grünbaum. Gemäß der “Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden” wurden Liebenaus im Februar 1939 genötigt, mit Ausnahme ihrer Eheringe, all ihren Schmuck sowie Gegenstände aus Gold, Platin oder Silber binnen zwei Wochen abzuliefern. In ihrer Notlage sahen sie sich dazu noch gezwungen, ihre besten Möbelstücke weit unter Wert zu verkaufen.