HIER WOHNTE
HEINZ BONNEM
JG. 1924
DEPORTIERT 1.11.1941
LODZ
ERMORDET 4.2.1944
Heinz Emanuel Bonnem wurde als Sohn von Dr. Max Bonnem und seiner Frau Elisabeth, geb. Oppenheimer, am 30.Juli 1924 in Berlin geboren.
Sein Vater starb bereits am 10. Dezember 1937. Seine Mutter Elisabeth fasste nach 1933 den Entschluss, ihren Sohn Heinz in dem Jüdischen Kinder- und Landschulheim Caputh anzumelden, um ihm eine gute Schulbildung zu ermöglichen. Jüdische Schüler an den öffentlichen Schulen waren täglichen Schmähungen und schweren Diskriminierungen ausgesetzt. Privatschulen, auf die bald nach 1933 ausschließlich jüdische Kinder gehen durften, wurden genutzt, um sie auf eine spätere Aussiedlung vorzubereiten.
Das Jüdische Kinder-und Landschulheim, das die Reformpädagogin Gertrud Feiertag 1931 gegründet hatte, entwickelte sich zu Beginn der Nazizeit zu einem Zufluchtsort für jüdische Kinder und Lehrer, die in öffentlichen Schulen nicht weiter unterrichten durften. Zunehmend im Mittelpunkt stand der Unterricht von Fremdsprachen, um die Schüler, im Falle einer Aussiedlung, auf neue Sprachen vorzubereiten.
Die Schule wurde am Morgen nach den November-Pogromen, am 10. November 1938, von Männern aus Caputh gestürmt und so weit zerstört, dass am 15. November der damalige Schulleiter Dr. Ising dem Kreisschulrat in Potsdam die Mitteilung übermittelte, dass „an die Wiederaufnahme des Unterrichts in absehbarer Zeit nicht zu denken ist“. Heinz Bonnem war zu dieser Zeit Schüler der 4b, wie aus einem Verzeichnis aus dem Jahr 1938 hervorgeht. Das Landschulheim wurde nach dieser Zerstörungsaktion nicht wieder eröffnet.
Der 14-jährige Heinz Bonnem kehrte nach der Zerstörung der Landschule wahrscheinlich zurück zu seiner Mutter, genauere Daten fehlen für die Zeit bis 1941. Aus dem Jahr 1941 ist in den Akten des Brandenburgischen Landeshauptarchivs (BLHA) allerdings ein Brief erhalten, der zum Inhalt hat, dass sich Heinz Bonnem auf eine Ausreise nach Cuba vorbereitete. Er sollte zwischen dem 1.und 4. November die Reise nach Lissabon antreten, um von dort auf dem Dampfer „Coloniale“ die Ausreise anzutreten
Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) erhielt offenbar Kenntnis von diesen Ausreiseplänen und inhaftierte ihn gemeinsam mit seiner Mutter in der Sammelstelle Levetzowstraße. Von hier wurden sie am 1. November 1941 in das Ghetto Lodz/Litzmannstadt deportiert, wo er am 4.Februar 1944 ermordet wurde.
Text und Recherche: Frank Siebold
Quellen: Brandenburgisches Landeshauptarchiv Potsdam; Hildegard Feidel-Mertz, Andreas Paetz: Das Jüdische Kinder- und Landschulheim Caputh (1931-1938). Bad Heilbrunn 2008