Stolpersteine Im Hornisgrund 17

Hausansicht Im Hornisgrund 17

Mitglieder des Siedlervereins Eichkamp e.V., Abiturienten der Wald-Oberschule und Schülerinnen der Rudolf-Steiner-Schule haben 2008 eine Stolperstein-Initiative Eichkamp gegründet und an Recherchen über 31 Eichkamper mitgewirkt, die wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt wurden. Die meisten von ihnen wurden in Konzentrationslagern ermordet. Für 27 von ihnen wurden Stolpersteine verlegt, für drei weitere nicht, weil sich die Nachfahren dagegen aussprachen.

Weitere Informationen zu den Stolpersteinen in Eichkamp finden Sie auf der Website der Siedlung Eichkamp.

Diese Stolpersteine wurden am 8.9.2009 verlegt.

Stolperstein für Dr. Max Spittel

Stolperstein für Dr. Max Spittel

HIER WOHNTE
DR. MAX SPITTEL
JG. 1876
DEPORTIERT 15.8.1942
RIGA
ERMORDET 18.8.1942

Stolperstein für Berta Spittel

Stolperstein für Berta Spittel

HIER WOHNTE
BERTA SPITTEL
GEB. GOLDMANN
JG. 1884
DEPORTIERT 15.8.1942
RIGA
ERMORDET 18.8.1942

Eigentümer und Bewohner des Grundstücks Im Hornisgrund 17 war seit 1929 der Richter Dr. jur. Max Spittel, *21.11.1876 (6). Dr. Spittel war Senatspräsident am Kammergericht und ver­heiratet mit Berta Spittel, geb. Goldmann, *20.5.1884. Das Ehepaar hatte zwei Söhne: Hans (Harold), *1909, und Helmut (Paul), *1911. Nach der Machtübernahme durch die Nationalso­zialisten und dem Inkrafttreten des „Gesetztes zur Wiederherstellung des Berufsbeamten­tums“ wurde Dr. Max Spittel als Jude im April 1933 zwangsweise beurlaubt und im September 1933 in eine niedrigere Richterfunktion am Landgericht Berlin versetzt.

Auf der Grundlage der sog. Nürnberger Rassegesetzte („Reichsbürgergesetz“) im Jahre 1935 wurde er aus dem Richterdienst entlassen. 1941 übernahm die SS-Organisation “Gemeinnützige Wohnungs‑ und Heimstätten-GmbH Dachau” das Grundstück. Familie Spittel hatte das Haus bereits zuvor verlassen müssen. Mit dem 18. Transport vom 15.08.1942 wurden Max und Berta Spittel nach Riga deportiert, wo sie nach ihrer Ankunft am 18.08.1942, ermordet wurden.

Den Söhnen ge­lang die Emigration. Beiden wurde im Zuge der „Wiedergutmachung“ das Grundstück rückübertragen. 1955 verkauften sie es weiter. Harold –ehemals Hans – Spittel ist in den Unterlagen als Diplomingenieur verzeichnet, Helmut als Musiker. Sein Antrag auf Mitgliedschaft in der Reichskulturkammer war im Jahre 1935 abgelehnt worden. Helmut (Paul) Spittel lebte bis zu seinem Tode 1969 in Perth (Australien), wo er als Geiger und Klarinettist dem West Austra­lien Symphony Orchestra (WASO) angehörte.
Für Dr. Max Spittel gibt es zusätzlich einen auf seinen Richterstatus bezogenen Stolperstein vor dem Kammergericht in der Elßholzstraße 30 – 33, Berlin – Schöneberg.

Text: Stolperstein-Inititative Eichkamp