HIER WOHNTE
ADOLF COHN
JG. 1869
DEPORTIERT 17.3.1943
THERESIENSTADT
ERMORDET 24.3.1943
Adolf Cohn stammte aus Ostpreußen. Er wurde am 14. Dezember 1969 als Sohn von Meir und Rosalie Cohn in Seeburg/Rössel geboren. 1887 bestand er die Reifeprüfung am Gymnasium in Heilsberg/Ostpreußen. Um die Jahrhundertwende lebte er in Halberstadt, vielleicht war er dorthin schon mit seinen Eltern gezogen, denn auch sein vier Jahre älterer Bruder Willy wohnte in Halberstadt. Dort heiratete Adolf Cohn am 17. Juni 1900 Ida Helft. Mit ihr zog er nach Köthen, wo 1901 ihr einziger Sohn Erich geboren wurde. In Köthen hatte Adolf Cohn 1897 eine Firma gegründet, 1904 baute er dort an zentraler Stelle am Markt ein Warenhaus, ein damals hochmodernes Jugendstilgebäude mit sechs großen Schaufenstern, im Volksmund „Jlaspalast“ genannt. Seine Frau Ida arbeitete im Geschäft mit. Im Oktober 1922 starb sie jedoch. Im gleichen Jahr wurde der „Glaspalast“ abgerissen, Adolf Cohn hatte das Gebäude 1920 der Stadt verkauft. Das Warenhaus bestand aber weiter, wurde in
ein „Einheitspreisgeschäft“ umgewandelt und in gemieteten Räumen in der Schalaunischen Straße weitergeführt.
Bis 1932 soll der Umsatz jährlich 300 000 Reichsmark betragen haben. Ab 1933 geriet Adolf Cohn durch antisemitische Drohungen und die staatlichen judenfeindlichen Maßnahmen zunehmend unter Druck. Schließlich sah er sich gezwungen, zum 1. Oktober 1938 das Geschäft ganz aufzulösen, nachdem er sein Warenlager zu Schleuderpreisen ausverkauft hatte. Um die gleiche Zeit wanderte sein Sohn Erich nach Palästina aus. Er war inzwischen verheiratet und hatte zuletzt als Kaufmann in Bernburg gelebt. Adolf Cohn hielt nunmehr nichts in Köthen, im November 1938 löste er – wohl ebenfalls zu Schleuderpreisen – seine 4-Zimmerwohnung auf und fuhr nach Berlin, zunächst als Gast zu seiner Schwägerin Hedwig Apfel, wahrscheinlich eine Schwester von Ida. Hedwig Apfel wohnte zur Untermiete bei Hedwig Rosenthal in der Schlüterstraße 53, aber 1939 emigrierte auch sie. Adolf Cohn ging daraufhin zu seinem Bruder Willy nach Halberstadt, kehrte aber kurz darauf wieder nach Berlin und in die
Schlüterstraße zurück und bezog dort ein möbliertes Zimmer bei Frau Rosenthal. 1941 wurde er verhaftet. Unklar ist warum, er wurde jedoch nach kurzer Zeit wieder freigelassen.
Im August 1942 wurden Rosenthals nach Theresienstadt deportiert. Adolf Cohn blieb allein in der Wohnung, bis er im März 1943 selbst abgeholt wurde. Er wurde in das Sammellager in der Gerlachstraße gebracht, ein zum Teil umfunktioniertes jüdisches Altersheim, und am 17. März 1943 nach Theresienstadt mit weiteren 1120 Berliner Juden deportiert. Die Umstände des „Transports“ und die menschenunwürdige Unterbringung in Theresienstadt überlebte er kaum eine Woche: er kam am 24. März 1943 zu Tode.
Willy Cohn, Adolfs Bruder, in Heilsberg (Ostpreußen) geboren am 19. August 1865, wurde am 25. November von Magdeburg aus nach Theresienstadt deportiert. Auch er überlebte nur kurz: er starb dort am 11. Dezember 1942. Hedwig Rosenthal überlebte Theresienstadt und lebte nach dem Krieg in Schweden.
Recherche und Text: Dr. Micaela Haas
Quellen: Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Akten der Oberfinanzdirektion; Gedenkbuch. Bundesarchiv Koblenz, 2006; Akten des Landesentschädigungsamtes Berlin; Stadtarchiv Köthen