HIER WOHNTE
DR. ERNST
HIRSCHBERG
JG. 1894
DEPORTIERT 12.1.1943
THERESIENSTADT
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Ernst Hirschberg wurde am 14. September 1894 in Berlin geboren, seine Frau Charlotte Hirschberg, geb. Presch, am 8. Juni 1903 in Berlin. Ihre Tochter* Inge Hirschberg* kam am 13. Juni 1933 zur Welt, ebenfalls in Berlin. Ernst Hirschberg war Dr. jur. und Rechtsanwalt.
Familie Hirschberg wohnte in der Landauer Straße 12 in Wilmersdorf, sie hatten eine Untermieterin: Bianca Presch. Die letzte Wohnung, aus der sie schließlich ins Sammellager an der Gerlachstraße 18-121, ein ehemaliges Altersheim, abgeholt wurden, lag in der Fasanenstraße 42, wohin sie im November 1942 umquartiert wurden.
In den 1940er Jahren musste Dr. Hirschberg in den Tornado-Werken Zwangsarbeit leisten. In der ihm zugewiesenen Wohnung hatte er nur noch wenige Möbel und wenig Besitz, er war schon vertrieben, enteignet und ausgeplündert worden. In den ihm, seiner Ehefrau und Tochter am 31.12.1941 abverlangten Vermögenslisten gab er bescheidene Bankguthaben und einige Wertpapiere an, darunter zwei Anleihen, die unter „Türkentransfer“ liefen und 10 000 Reichsmark wert waren.
In den Hirschfeld-Akten ist ein Schriftwechsel einer Frau namens Ingeborg Keul enthalten, wonach sie dessen Wohnung begehrte und schließlich auch bekam. Sie begründete das Anliegen mit Vorteilen für ihre Kinder und kürzeren Wegen in Schutzräume. Sie beantragte obendrein die Renovierung auf Kosten des „Judenvermögens“ und bekam diese genehmigt. Die Familie des Ingenieurs Heinz Keul wohnte bis dahin in der Fasanenstraße 42, wohin Hirschfelds umziehen mussten.
Am 12. Januar 1943, einem bitterkalten Tag, ist die entwurzelte und beraubte Familie in einem an den normalen Zug Berlin-Dresden angehängten Waggon vom Anhalter Bahnhof nach Theresienstadt deportiert worden. Alle drei wurden später nach Auschwitz weitertransportiert. Charlotte ist am 28. September 1944 in Auschwitz ermordet worden, Ernst und die elfjährige Tochter Inge am 4. Oktober 1944.
Recherche: Heiner Horsten, Text: Helmut Lölhöffel. Quellen: Bundesarchiv, Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Deportationslisten, Adressbuch.