HIER WOHNTE
DR. HANS LIEBERMANN
JG. 1876
NACH BERUFSVERBOT
FLUCHT IN DEN TOD
11.9.1938
Hans Liebermann ist am 26. März 1876 geboren und trug den zweiten Vornamen Heinrich. Er war einer von drei Söhnen Georg Liebermanns, ein Neffe des Malers Max Liebermann und musste zum Schutz seiner Ehefrau und seiner Kinder allein leben. Sie war nicht jüdisch, das Ehepaar hatte drei Söhne.
Hans Liebermann war Professor und Dr. der Chemie, von 1908 bis 1934 Assistent am Organischen Laboratorium der Technischen Hochschule wo er seit 1913 auch als Privatdozent tätig war und später Professor für Organische Chemie wurde. 1926 erbte er von seinem Vater die Villa an der Tiergartenstraße 4. Nach der Machtergreifung durch NS-Behörden wurde das Gebäude beschlagnahmt und diente ab Frühjahr 1940 als Behördensitz der unter dem Tarnnamen Aktion T4 bekannten Euthanasie – der massenhaften Ermordung kranker und geistig behinderter Menschen.
Er gehörte nach 1933 zu den aus rassistischen Gründen durch die Nazis vertriebenen Wissenschaftler. Diese Demütigung konnte er nicht verkraften und wählte am 11. September 1938 den Freitod. Er ist auf dem Jüdischen Friedhof Schönhauser Allee in Berlin-Prenzlauer Berg bestattet.
Zur Erinnerung an Martha Liebermann (1857-1943), die Frau seines Onkels Max Liebermann (1847-1935), die vor der ihr drohenden Deportation Selbstmord beging, wurde ein Stolperstein vor dem Haus des Künstlers am Pariser Platz 7 verlegt.
Text: Helmut Lölhöffel. Verschiedene Quellen. Mit Informationen von Wolfgang Knoll.