Herbert Arnade war evangelisch getauft. Nach seinem Studium arbeitete er als Diplom-Ingenieur bei Siemens&Halske in Berlin. Er wohnte in Wilmersdorf in der Uhlandstraße 114/115 und befreundete sich mit seinem Kollegen Willy Schülke (1905-1987), der in Prenzlauer Berg wohnte und wie er Hobby-Astrologe war. Beide fertigten Horoskope an.
Während Arnades Bruder Hans Peter nach Johannesburg (Südafrika) flüchtete, blieb Herbert in Deutschland, obwohl ihn sein Freund Willy bedrängte, er solle in Ausland gehen. Doch schon am Arbeitsplatz wurde er gedemütigt, indem er Anfang der 1940er Jahre zur Hilfskraft herabgestuft und in eine Werkstatt abkommandiert wurde. Diese und andere Verfolgungen ertrug er, weil er dachte, er würde gebraucht und ihm könne nichts passieren.
Sechs Wochen nach der Geburt ihres Sohnes, den sie Uriel (hebräisch: „Licht Gottes“) nannten, sind Herbert Arnade, seine jüdische Frau Katja und das Kleinkind am 16. Juni 1943 in einem mit 429 Menschen besetzten Zug nach Theresienstadt in Böhmen deportiert worden. Kurz vorher schenkte er Willy Schülke drei Bücher und bemerkte, er würde sie sich „nach der Rückkehr“ wieder holen.
Auf der Deportationsliste war Herbert Arnade als „Geltungsjude“ eingetragen. Weil er mit einer Jüdin verheiratet war, ordnete ihn die Geheime Staatspolizei in diese Kategorie ein. Im Ghetto Theresienstadt wurde die junge Familie getrennt. Er las Mithäftlingen aus einer Bibel vor und sang mit ihnen Kirchenlieder, wurde berichtet. Am 29. September 1944 wurde Herbert Arnade mit 1489 Insassen nach Auschwitz weiterdeportiert. Katja und Uriel mussten am 12. Oktober 1944 mit 1499 Menschen nach Auschwitz. Dort sind sie wie fast alle ermordet worden.
Zum Gedenken an die Eltern Paul und Margarete Arnade, sind 2014 in Görlitz an der Jakobstraße 31 zwei Stolpersteine verlegt worden. Paul Arnade war in Theresienstadt umgekommen. Seine Frau wurde in Auschwitz ermordet.
Klaus Schülke, der Sohn von Willy Schülke, den „Onkel Herbert“ als Sechsjährigen kannte, hat die drei Bücher und ein Notizbuch, das Arnade bei seinem Vater ließ, dem Jüdischen Museum gestiftet.
Text: Helmut Lölhöffel aufgrund von Berichten von Klaus Schülke (Berlin) und mit Archivmaterial aus Görlitz