HIER WOHNTE
ALBERTINE SOLDIN
GEB. LEVY
JG. 1869
DEPORTIERT 13.8.1942
THERESIENSTADT
1942 TREBLINKA
ERMORDET
Albertine Soldin, geb. Levy, wurde am 2. Februar 1869 in Berlin geboren.
Sie lebte von 1931 bis zu ihrer Deportation in der Fasanenstraße 60. Ihre Wohnung beschrieb sie in der ihr abverlangten „Vermögenserklärung“ vom 5.8.1942: Zwei Zimmer, Küche, Kammer, Badezimmer, Balkon, Warmwasser und Heizung, WC, Diele, Keller zu einer monatlichen Miete von 108,—RM.
Sie war Witwe des Kaufmanns Gustav Soldin, der aus erster Ehe zwei Töchter hatte.
Gustav Soldin war ein wohlhabender Kaufmann. Zusammen mit seinem Geschäftspartner Siegfried Neustadt führte er eine Papiergroßhandlung Neustadt & Soldin. Albertine Soldin brachte keinerlei Vermögen in die Ehe ein, sie übte auch keinen Beruf aus. Nach dem Tod des Ehemannes 1934 lebte sie von den Zinseinkünften des erheblichen Vermögens.
Gustav Soldins Tochter Irma Steinmetz, geb. Soldin, geboren am 7. Mai 1896, emigrierte 1939 in die USA, ihre Schwester Charlotte Münzer, geb. Soldin, geboren am 23. Februar 1892, folgte ihr. Sie selbst gab an: „Mein im Jahr 1945 verstorbener Mann Kurt Münzer und ich wohnten ebenfalls bis 1944 stets in Berlin.“ Es ist nicht bekannt, wo sich das Ehepaar Münzer bis zum Ende der Nazidiktatur aufgehalten hat.
Beide Schwestern blieben kinderlos und lebten verwitwet und verarmt in New York. Irma Steinmetz war probeweise in der Perlenbranche tätig und bezog nach dem Tod ihres Ehemannes Ludwig Steinmetz 91,30 $ monatliche Unterstützung durch die US Army. Charlotte Münzer arbeitete im Haushalt und musste von 100 $ leben.
Albertine Soldin musste sich in der Sammelstelle Große Hamburger Straße 26 melden und wurde mit einem als 43. Alterstransport registrierten Zug vom Anhalter Bahnhof am 13. August 1942 nach Theresienstadt deportiert. Am 23. September 1942 wurde sie ins Vernichtungslager Treblinka weiterdeportiert, wo sie ermordet worden ist.
Nach einer eidesstattlichen Versicherung ihres Neffen Bruno Isaac soll Albertine Soldin zwei Schwestern gehabt haben, deren Vornamen allerdings nicht bekannt und nicht mehr herauszufinden sind. Eine wurde demnach ebenfalls nach Theresienstadt deportiert und dort umgebracht.
Text: Karin Sievert
Quellen: Brandenburgisches Landeshauptarchiv Potsdam; Entschädigungsamt Berlin