HIER WOHNTE
ANNA ECKERSDORFF
JG. 1883
DEPORTIERT 1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Anna Eckersdorff, geboren am 27. Juli 1883 im schlesischen Brieg (Brzeg, zwischen Breslau und Oppeln), wurde in den Berliner Adressbüchern nur kurze Zeit unter der Adresse Salzbrunner Straße 42 geführt: 1939 und 1940. Danach war sie höchstwahrscheinlich gezwungen, in ein Zimmer einer so genannten Judenwohnung zu ziehen. Das Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden vom 30. April 1939 hatte den Mieterschutz für Juden aufgehoben und Generalbauinspektor Albert Speer brauchte Ersatzwohnungen für die arischen Mieter derjenigen Häuser, die den Germaniaplänen weichen mussten. So zwang man auch Frau Eckersdorff in eine Judenwohnung – die sich meistens in Häusern befanden, die noch jüdischen Besitzern gehörten – in der Konstanzer Straße 51 umzuziehen. Von dort wurde die 59 jährige Frau Eckersdorff am 12. Januar 1943 zusammen mit anderen 1 190 Juden nach Auschwitz deportiert. Ihr genaues Todesdatum konnte bisher nicht ermittelt werden.
Angelika Nafziger, Bewohnerin des Hauses Salzbrunner Straße 42 in Schmargendorf, schrieb zur Verlegung:
bq. Bei der Beschäftigung mit der Geschichte unseres Hauses habe ich nach Recherchen herausgefunden, dass drei Mieterinnen aus unserem Haus in der Zeit des Nationalsozialismus deportiert und ermordet wurden: Anna Eckersdorff, Toni Krakauer und ihre Tochter Hilde Krakauer.
Mir ist es ein Anliegen, an diese Frauen zu erinnern. Daher habe ich die Patenschaft für drei sogenannte Stolpersteine übernommen.
Am Montag, den 25. September 2006, wurden die Stolpersteine von Herrn Demnig vor der Salzbrunner Straße 42 in den öffentlichen Gehweg eingelassen.
Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist, sagt der Kölner Bildhauer Gunter Demnig, der das Stolpersteine-Projekt ins Leben gerufen hat. Mit den Steinen vor den Häusern wird die Erinnerung an ehemalige Bewohner lebendig gehalten, die Opfer des Nationalsozialismus wurden.
Auf den Steinen steht geschrieben: HIER WOHNTE… Ein Stein. Ein Name. Ein Mensch.
Nun wird auch der drei jüdischen Bewohnerinnen gedacht, deren letzte selbstgewählte Wohnung in unserem Haus war. Wer über diese Steine ´stolpert´ liest die drei Namen: Anna Eckersdorff, Toni Krakauer geb. Hirschfeld, und Hilde Krakauer. Drei Namen, drei Menschen, drei Geschichten…
Mehr habe ich bisher bei den Recherchen im Brandenburgischen Landeshauptarchiv und im Landesarchiv Berlin nicht ausfindig machen können. Das meiste Archivmaterial entstammt den Akten der Nazi-Bürokratie und ich weiß nicht, ob es noch Menschen gibt, die Erinnerungen an die drei Bewohnerinnen aufbewahren. Aber indem wir ihre Namen dem Vergessen entreißen, lebt ein Stück ihrer Geschichte weiter.
In diesem Haus wohnte außer diesen drei Frauen Bruno Bergmann, geboren am 8. Oktober 1895 in Berlin, der am 14. November 1941 nach Minsk (Weißrussland) deportiert wurde.
Recherche und Text: Angelika Nafziger. Quellen: Bundesarchiv, Adressbuch, Landeshauptarchiv Berlin-Brandenburg, Landesarchiv Berlin.