HIER WOHNTE
JENNY MICHALSKI
GEB. BRAUN
JG. 1860
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 4.10.1942
Jenny Michalski geb. Braun wurde am 15. Juli 1860 in Kulmsee (Chełmża) bei Thorn (Toruń) im damaligen Westpreußen als Tochter von Adolf und Charlotte Braun geboren.
In Wilmersdorf wohnte sie im Stadtteil Grunewald in der Gneiststraße 8, wo 1939 zwölf Menschen, die sich zur jüdischen Glaubensgemeinschaft bekannten, gemeldet waren. Sie war Untermieterin bei Selma Ebstein. Frau Ebstein, die ein „Familienheim“ betrieb und weitere Zimmer an Franz Weigert und Elisabeth Westphal vermietet hatte, ist am 19. April 1942 nach Auschwitz deportiert worden.
Kurz danach, am 10. Juli 1942, wurde auch Jenny Michalski deportiert: nach Theresienstadt in das dortige Ghetto, eine ehemalige Militärfestung, die von den Nationalsozialisten als angeblicher Altersruhesitz ausgegeben wurde. Ein paar Tage vorher hatte die fast 83-jährige sich in der Sammelstelle Große Hamburger Straße 26 einfinden müssen, von wo aus sie zum Anhalter Bahnhof verschleppt wurde. Dort ist sie wie 100 überwiegend ältere und sehr alte Menschen in einen von zwei verplombten Waggons, die an den fahrplanmäßigen Zug in Richtung Prag angekoppelt wurden, nach Theresienstadt gefahren worden.
In der qualvollen Enge dieses Lagers, wo sie in einem der alten Kasernengebäude untergebracht war, hielt Jenny Michalski nur noch elf Wochen durch. Am 4. Oktober 1942 starb sie. Der Totenschein gab einen „Darmkatarrh“ als angebliche Todesursache an.
1939 wohnten laut Melderegister in dem Haus Gneiststraße 8, das dem Eigentümer E. Jones gehörte, der sich zu dieser Zeit in London aufhielt: Franz Weigert, Elisabeth Westphal geb. Mendelsohn. Selma Ebstein geb. Katzenstein, Flora Beutler geb. Plaut, Margot Hedwig Dawidowitz geb. Boroschek, Margarete Eifert, Minna Baad geb. Bach, Klara Beiser geb. Wronker, Marie Wolff geb. Hofmann, Leo Joseph und Johannes Schneider. Fast alle wurden deportiert und ermordet, Elisabeth Westphal beging Selbstmord.
Text: Stolpersteine-Initiative Charlottenburg-Wilmersdorf. Quellen: Bundesarchiv, Adressbuch Berlin, Archiv Theresienstadt.