Stolpersteine Wilhelmsaue 134

Wilhelmsaue 134, 13.3.2013, Foto: KHMM

Wilhelmsaue 134, 13.3.2013, Foto: KHMM

Die Stolpersteine wurden am 29.11.2005 verlegt. Außerdem sind die gleichen Texte auf zwei großen Messingtafeln zu lesen, die rechts und links von der Eingangstür angebracht sind.

Stolperstein für Charlotte Stiebel

Stolperstein für Charlotte Stiebel

HIER WOHNTE
CHARLOTTE
STIEBEL
GEB. COHN
JG. 1901
DEPORTIERT 1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Lotte (Charlotte) Stiebel, geb. Cohn, kam am 1. Juli 1900 als Tochter des Kaufmanns Israel Cohn und seiner Ehefrau Rosa (Röschen genannt), geb. Rothgießer, in Berlin auf die Welt. Ihr 1862 geborener Vater stammte aus Wreschen in der Provinz Posen und war wie so viele aus dem Osten nach Berlin gekommen. Ihre 1869 geborene Mutter kam aus Ostrowo – auch dies ein Ort in der Provinz Posen. Die Eltern hatten am 24. Oktober 1899 in Berlin geheiratet. Ihre Mutter wohnte zu dieser Zeit in der Klosterstraße in Berlin-Mitte, sie war Schneiderin von Beruf. Als Lotte Cohn im Sommer 1900 geboren wurde, wohnten ihre Eltern in der Straße Siegmundshof 8, fast an der Spree.
Ende des Ersten Weltkriegs war ihr Vater der Verwalter des Hauses Wilhelmsaue 134/135 in Berlin-Wilmersdorf und wurde schnell ein „gewöhnlicher“ Mieter des Hauses. Am 4. Juli 1923 starb Israel Cohn in seiner Wohnung in der Wilhelmsaue. Ein Verwandter seiner Ehefrau, Arthur Rothgießer aus der Wittelsbacher Straße, zeigte seinen Tod an. Lotte Cohn und ihre Mutter blieben in der Wohnung Wilhelmsaue 134/135.
Am 24. Dezember 1928 heiratete Lotte Cohn den 1891 in Kempen in der Provinz Posen geborenen Kaufmann Georg Stiebel. Wann dieser genau nach Berlin gekommen war, ist nicht bekannt. Seine aus Oberschlesien stammenden Eltern hatten 1889 in Kempen geheiratet und dort etliche Jahre gelebt. Später zogen sie nach Breslau, in die Hauptstadt der Provinz Schlesien.
Georg Stiebel wohnte im Jahr seiner Hochzeit in der Kaiser-Wilhelm-Straße 25 in Berlin-Mitte. Dort hatte er wenig später auch seine „Krawattenfabrik“, einen kleinen Betrieb, in dem Krawatten genäht wurden.
Nach der Hochzeit zog Georg Stiebel ebenfalls in die Wilhelmsaue 134/135. In dem bürgerlichen Wohnhaus nicht weit vom Volkspark Wilmersdorf wohnte die Familie im ersten Stock des Vorderhauses.
Am 19. Juni 1930 wurde ihr einziges Kind, der Sohn Wolfgang, geboren. Er wuchs in der ruhigen Wohnstraße auf. Im April 1936 wurde er eingeschult – noch durften die jüdischen Kinder staatliche Schulen besuchen. Der sechsjährige Wolfgang kam in die 5. Gemeindeschule in der Koblenzer Straße 22–24 (heute die Birger-Forell-Grundschule).
Die Schwiegereltern und die verheirateten Schwägerinnen von Lotte Stiebel lebten in Breslau. Ihre Schwiegermutter Berta starb 1937, ihr Schwiegervater Jakob Stiebel im Jahr 1941.
1939 wurde die Firma ihres Ehemannes liquidiert. Das Ehepaar musste wohl Zwangsarbeit leisten. Nach der „Fabrik-Aktion“ Ende Februar 1943 wurden die in der Rüstungsindustrie beschäftigten jüdischen Zwangsarbeiter nach Osten deportiert. Lotte Stiebel wurde mit dem ersten Transport am 1. März 1943 vom Güterbahnhof Moabit nach Auschwitz deportiert. Georg Stiebel wurde mit dem Sohn Wolfgang am 12. März 1943 ebenfalls nach Auschwitz verschleppt. Am 13. März erreichte dieser Transport mit 947 Menschen Auschwitz. Die Kinder wurden sofort ermordet. Auch Georg und Lotte Stiebel kehrten nicht zurück. Die Schwägerinnen in Breslau wurden ebenfalls ermordet.

Quellen:
Adressbuch Breslau
Arolsen Archives
Berliner Adressbücher
Berliner Telefonbücher
Brandenburgisches Landeshauptarchiv
Gedenkbuch Bundesarchiv
Alfred Gottwaldt/Diana Schulle: Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich, Wiesbaden 2005
HU Datenbank jüdischer Gewerbebetriebe in Berlin 1930-1945
Jüdisches Adressbuch für Gross-Berlin 1929/30, 1931/32
Landesarchiv Berlin, WGA
Landesarchiv Berlin, Personenstandsunterlagen/über ancestry
https://www.mappingthelives.org/
https://www.geni.com/people/
https://www.juedische-gemeinden.de
https://www.statistik-des-holocaust.de/

Vorrecherchen aus dem Nachlass von Wolfgang Knoll

Stolperstein für Wolfgang Stiebel

Stolperstein für Wolfgang Stiebel

HIER WOHNTE
WOLFGANG
STIEBEL
JG. 1930
DEPORTIERT 1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Wolfgang Stiebel kam am 19. Juni 1930 als einziges Kind des Kaufmanns Georg Stiebel und dessen Ehefrau Charlotte (genannt Lotte) Stiebel, geb. Cohn, in Berlin auf die Welt. Sein 1891 geborener Vater stammte aus Kempen in der Provinz Posen, seine Mutter war 1901 in Berlin auf die Welt gekommen. Die Eltern hatten 1928 in Berlin geheiratet. Der Vater Georg Stiebel betrieb in der Kaiser-Wilhelm-Straße 25 in Berlin-Mitte eine „Krawattenfabrik“, eine kleinere Firma, in der Krawatten genäht wurden. Die Mutter Charlotte war von Beruf Kontoristin. Sie lebte mit ihrer verwitweten Mutter Rosa Cohn (geb.1869), einer Schneiderin, im Haus Wilhelmsaue 134/135 in Berlin-Wilmersdorf, wo ihr Ehemann nach der Hochzeit einzog. In dem bürgerlichen Wohnhaus nicht weit vom Volkspark Wilmersdorf wohnte die Familie im ersten Stock des Vorderhauses. In der ruhigen und grünen Umgebung wuchs Wolfgang Stiebel auf.
Seine Großeltern Stiebel lebten, wie auch seine Onkel und Tanten, in Breslau, der Hauptstadt der Provinz Schlesien. Die Großmutter Berta Stiebel starb 1937, der Großvater Jakob Stiebel im Jahr 1941. Enkel Wolfgang kann also beide gekannt haben.
1933, zu Beginn der NS-Diktatur, war Wolfgang Stiebel ein Vorschulkind. Im April 1936 wurde er eingeschult. Noch durften die jüdischen Kinder staatliche Schulen besuchen. Der sechsjährige Wolfgang kam in die 5. Gemeindeschule in der Koblenzer Straße 22–24 (heute die Birger-Forell-Grundschule). In der Nr. 22 wurden die Mädchen unterrichtet, in der Nr. 24 die Jungen. Die Schule war nicht weit von seinem Elternhaus entfernt. Die Diskriminierung der Juden hatte längst begonnen. Eine städtische Kindertagesstätte hätte der Junge schon nicht mehr besuchen dürfen. Nach dem Novemberpogrom 1938 wurde auch der Besuch staatlicher Schulen verboten. Wolfgang Stiebel musste eine jüdische Schule besuchen.
Die „Kinderwelt“ wurde kleiner: Ab Dezember 1938 durften die Kinder nicht mehr auf die Rummelplätze, die Sportplätze und Eisbahnen. Auch Badeanstalten und Museen waren ihnen verschlossen. Ab April 1939 durfte Wolfgang Stiebel die städtischen Jugendbüchereien und Kinderlesesäle nicht mehr betreten, im September desselben Jahres mussten die Juden ihre Rundfunkapparate abgeben. Auch der Kinderfunk fehlte von nun an in seinem Leben. 1939 wurde die Firma seines Vaters liquidiert. Der Vater war kein „Fabrikant“ mehr.
1940 war Wolfgang Stiebel zehn Jahre alt. Alt genug für das Deutsche Jungvolk in der Hitlerjugend (HJ), in der nun die deutschen Jungen ab 10 zwangsweise Mitglied waren. Für ihn galt dies nicht, ohne Uniform gehörte er damit für alle sichtbar nicht zur „Volksgemeinschaft“.
Seit September 1941 musste er, wie auch seine Eltern und anderen Verwandten, den Stern tragen. Und falls er einen Hund besaß: Haustiere waren ab Mai 1942 den Juden verboten.
Am 30. Juni 1942 wurden alle jüdischen Schulen geschlossen. Wolfgang Stiebel war nun zwölf Jahre alt. Seine Bar Mizwah (am ersten Sabbath nach dem 13. Geburtstag) konnte er nicht mehr feiern.
Nach der „Fabrik-Aktion“ Ende Februar 1943 wurden die in der Rüstungsindustrie beschäftigten jüdischen Zwangsarbeiter nach Osten deportiert. Seine Mutter wurde mit dem ersten Transport am 1. März 1943 vom Güterbahnhof Moabit nach Auschwitz deportiert. Wolfgang Stiebel wurde mit seinem Vater am 12. März 1943 ebenfalls nach Auschwitz verschleppt. Am 13. März erreichte der Transport mit 947 Menschen Auschwitz. Die Kinder wurden alle sofort ermordet. Auch seine Eltern kehrten nicht zurück.

Quellen:
Adressbuch Breslau
Arolsen Archives
Berliner Adressbücher
Berliner Telefonbücher
Brandenburgisches Landeshauptarchiv
Gedenkbuch Bundesarchiv
Alfred Gottwaldt/Diana Schulle: Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich, Wiesbaden 2005
HU Datenbank jüdischer Gewerbebetriebe in Berlin 1930-1945
Jüdisches Adressbuch für Gross-Berlin 1929/30, 1931/32
Landesarchiv Berlin, WGA
Landesarchiv Berlin, Personenstandsunterlagen/über ancestry
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Vorrecherchen aus dem Nachlass von Wolfgang Knoll

Stolperstein für Georg Stiebel

Stolperstein für Georg Stiebel

HIER WOHNTE
GEORG
STIEBEL
JG. 1881
DEPORTIERT 1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Georg Stiebel kam am 15. Juli 1891 in Kempen (heute Kępno/Polen) in der damals preußischen Provinz Posen auf die Welt. Dort gab es eine große jüdische Gemeinde, zu der zum Ende des 19. Jahrhunderts ein Drittel der Einwohnerschaft der Stadt zählte. Seine Eltern stammten aus Oberschlesien: Der 1862 geborene Vater Jakob Stiebel, ein Kaufmann, war aus einem kleinen Ort im Kreis Lublinitz, die 1863 auf die Welt gekommene Mutter Berta, geb. Bensch, aus einem Dorf im Kreis Oppeln.
Die Eltern hatten 1889 in Kempen geheiratet. Ihr Sohn Georg scheint das erste Kind gewesen zu sein. 1897 und 1905 wurden ebenfalls in Kempen seine Schwestern Herta (Hertha) und Ruth geboren. Seine Kindheit hat Georg Stiebel also in Kempen verbracht, aber wie lange seine Familie dort gelebt hat, bleibt unklar.
Später zogen seine Eltern nach Breslau, in die Hauptstadt der Provinz. Auch diese Stadt hatte eine große jüdische Gemeinde und Rabbiner, die in ganz Deutschland bekannt waren. In Breslau lebten Onkel und Tanten, aber nicht alle Verwandten: Der 1864 geborene Onkel Hermann Stiebel war in Oberschlesien geblieben und hatte 1890 in Oppeln geheiratet und eine Familie gegründet.
Wann genau Georg Stiebel Schlesien verließ und nach Berlin ging, ist nicht bekannt. Am 24. Dezember 1928 heiratete er in der Reichshauptstadt die 1901 geborene Kontoristin Charlotte (genannt Lotte) Cohn. Seine Ehefrau war Berlinerin und lebte noch in der elterlichen Wohnung im Haus Wilhelmsaue 134/135 in Berlin-Wilmersdorf. Ihre seit 1923 verwitwete Mutter Rosa Cohn (1869–?), war Schneiderin. Georg Stiebel wohnte zu dieser Zeit in der Kaiser-Wilhelm-Straße 25 in Berlin-Mitte. Dort, zwischen Münz- und Hirtenstraße, hatte er auch seine „Krawattenfabrik“, einen kleinen Betrieb, in dem Krawatten genäht wurden. – In dem Gebäude gab es ganze Reihe von kleinen Firmen, „Fabriken“ und Geschäften, so wurden hier 1931 Strümpfe, Schuhwaren, Wollwaren, Wäsche, Blusen und Partiewaren hergestellt oder verkauft.
Nach der Hochzeit zog Georg Stiebel ebenfalls in die Wilhelmsaue 134/135. In dem bürgerlichen Wohnhaus nicht weit vom Volkspark Wilmersdorf wohnte die Familie im ersten Stock des Vorderhauses.
Am 19. Juni 1930 wurde ihr einziges Kind, der Sohn Wolfgang, geboren. Er wuchs In der ruhigen und grünen Umgebung auf. Im April 1936 wurde er eingeschult – noch durften die jüdischen Kinder staatliche Schulen besuchen. Der sechsjährige Wolfgang kam in die 5. Gemeindeschule in der Koblenzer Straße 22–24 (heute die Birger-Forell-Grundschule).
Die beiden Schwestern von Georg Stiebel heirateten, beide lebten in Breslau. Seine Mutter Berta starb 1937, sein Vater Jakob Stiebel im Jahr 1941 in seiner Breslauer Wohnung.
1939 wurde die Firma von Georg Stiebel liquidiert – er war kein „Fabrikant“ mehr. Er und seine Ehefrau werden in die Zwangsarbeit gepresst worden sein. Nach der „Fabrik-Aktion“ Ende Februar 1943 wurden die in der Rüstungsindustrie beschäftigten jüdischen Zwangsarbeiter nach Osten deportiert. Lotte Stiebel wurde mit dem ersten Transport am 1. März 1943 vom Güterbahnhof Moabit nach Auschwitz deportiert. Georg Stiebel wurde mit seinem Sohn am 12. März 1943 ebenfalls nach Auschwitz verschleppt. Am 13. März erreichte der Transport mit 947 Menschen Auschwitz. Die Kinder wurden sofort ermordet. Auch Georg und Lotte Stiebel kehrten nicht zurück.
Die verheirateten Schwestern von Georg Stiebel, Ruth Hoffmann und Herta (Hertha) Raphael, wurden ebenfalls ermordet. Sein Onkel Hermann Stiebel konnte in die USA entkommen.

Quellen:
Adressbuch Breslau
Arolsen Archives
Berliner Adressbücher
Berliner Telefonbücher
Brandenburgisches Landeshauptarchiv
Gedenkbuch Bundesarchiv
Alfred Gottwaldt/Diana Schulle: Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich, Wiesbaden 2005
HU Datenbank jüdischer Gewerbebetriebe in Berlin 1930-1945
Jüdisches Adressbuch für Gross-Berlin 1929/30, 1931/32
Landesarchiv Berlin, WGA
Landesarchiv Berlin, Personenstandsunterlagen/über ancestry
https://www.mappingthelives.org/
https://www.geni.com/people/
https://www.juedische-gemeinden.de
https://www.statistik-des-holocaust.de/

Vorrecherchen aus dem Nachlass von Wolfgang Knoll

Stolperstein für Dagmar Süsskind

Stolperstein für Dagmar Süsskind

HIER WOHNTE
DAGMAR SÜSSKIND
GEB. GLÜCKMANN
JG. 1870
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET IN
TREBLINKA

Dagmar Süßkind wurde am 18. August 1870 in Moschin/Posen (Mosina/Polen) geboren. Ihre Eltern Gustav und Johanna Glückmann waren Kaufleute in Moschin. Sie hatte sechs Geschwister, fünf sind bekannt: Marie Bukofzer (1873–1936 in Berlin), Anna Lewin (Pursch, 1877–1942 Ghetto Litzmannstadt), Siegfried Fritz Glückmann (1880 geboren), Jakob Karl Glückmann (1881 geboren) und Heinrich Hans Glückmann (1884 geboren – er emigrierte mit Ehefrau und zwei Kindern und suchte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs seine Verwandten.)

Am 7. Juli 1892 heiratete Dagmar Glückmann den am 6. Februar 1865 als Sohn von Gedalje und Röschen Süßkind in Czempiń/Posen (Czempiń/Polen) geborenen Alexander Süßkind. Er wurde Alex genannt.
Das Ehepaar bekam am 6. Juni 1893 in Posen (Poznan/Polen) den Sohn Georg und am 13. Januar 1898 die Tochter Gertrud. Im Adressbuch von Posen ist ihr Ehemann 1899 als Besitzer eines Restaurants und eines Cafés notiert. Meist haben die Ehefrauen hier mithelfen müssen.

Die junge Familie kam schon vor dem Ersten Weltkrieg nach Berlin. Hier wohnte die Schwägerin Regina, verheiratete Lippmann, mit Ehemann und drei Kindern. Sie starb 1915.
In den Berliner Adress- und Telefonbüchern findet man Alex Süßkind seit dem Ersten Weltkrieg in der Goethestraße 70, bis 1920 noch in Charlottenburg bei Berlin, dann im schicken Berliner Westen. Er lebte mit Ehefrau und Kindern in der zweiten Etage des Hauses und betrieb einen Großhandel mit Raucherartikeln. Als Ehefrau ohne eigenes Gewerbe wurde Dagmar Süßkind nicht genannt.
1924 heiratete der Sohn Georg die 1896 in Berlin geborene Paula Singer, Tochter eines Arztes. Er gründete 1925 eine eigene Firma „Bankkommission, Banken und Versicherungen“, die bis 1938 in der Uhlandstraße 76 in Berlin-Wilmersdorf bestand. Dort wohnte das Ehepaar auch, und dort wurde 1925 die Tochter Eva geboren. Alexander und Dagmar Süßkind hatten nun neben drei Enkelsöhnen auch eine Enkeltochter. Ihre Tochter Gertrud scheint weiter bei den Eltern gelebt zu haben. Es muss eine gute Zeit gewesen sein: Alexander Süßkind war von 1925 (?) bis 1938 Geschäftsführer der Firma des Juweliers Abraham Schönholz, es war wohl das Juwelenhaus Rakowski & Schönholz in der Kleiststraße 19. Er bezog ein hohes Gehalt und zusätzlich Schmuck und Silberwaren als Gratifikation. Dagmar Süßkind wird eine Hausangestellte gehabt haben.
Um 1933 zog das Ehepaar Süßkind in die Pariser Straße 21 und wohnte dort bis 1938. Dann verlor Alexander Süßkind seine Anstellung als Geschäftsführer und Sohn Georg die Firma. Die Familie rückte zusammen. Alex Süßkind mietete eine Fünf-Zimmer-Wohnung im dritten Stock des Hauses Wilhelmsaue 134/135 in Berlin-Wilmersdorf. Sohn Georg zog im Oktober 1938 mit Ehefrau und Tochter in ein Zimmer zu den Eltern bzw. Großeltern. Es wurde eng, aber die Familie war noch immer gut eingerichtet, besaß Schmuck und standesgemäße Kleidung. Dagmar und Alexander Süßkind planten die Emigration. Sie scheiterten. Den wertvollen Schmuck und silberne Kultgegenstände mussten sie abliefern. Die letzte Habe, zwei Koffer mit Kleidung, nahm man ihnen im Berliner Sammellager ab.

Am 1. September 1942 wurden Alexander und Dagmar Süßkind mit dem 24. Alterstransport nach Theresienstadt deportiert. Von dort aus wurde das Ehepaar am 29. September 1942 weiter in das Vernichtungslager Treblinka verschleppt und ermordet.

Ihre Tochter Gertrud Süßkind wurde am 5. September 1942 nach Riga transportiert und gleich nach der Ankunft erschossen. Sohn Georg Süßkind musste als „Helfer“ im Sammellager Levetzowstraße arbeiten. Er, seine Ehefrau Paula und die Tochter Eva überlebten.

Quellen:
Adressbuch Posen
Arolsen Archives
Berliner Adressbücher
Berliner Telefonbücher
Brandenburgisches Landeshauptarchiv
Gedenkbuch Bundesarchiv
Alfred Gottwaldt/Diana Schulle: Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich, Wiesbaden 2005
LABO Entschädigungsbehörde
Landesarchiv Berlin, WGA
Landesarchiv Berlin, Personenstandsunterlagen/über ancestry
https://www.mappingthelives.org/
https://www.geni.com/people/
https://www.juedische-gemeinden.de
https://www.statistik-des-holocaust.de/
Vorrecherchen aus dem Nachlass von Wolfgang Knoll

Stolperstein für Alexander Süsskind

Stolperstein für Alexander Süsskind

HIER WOHNTE
ALEXANDER
SÜSSKIND
JG. 1865
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET IN
TREBLINKA

Alexander (Alex) Süßkind kam am 6. Februar 1865 als Sohn von Gedalje und Röschen Süßkind, geb. Noah, in Czempiń/Posen (Czempiń/Polen) auf die Welt. Die Lebensdaten des Vaters sind unbekannt, die Mutter ist 1878 gestorben, wohl mit 48 Jahren. Alex Süßkind hatte zwei ältere Geschwister: den 1858 geborenen Bruder Robert und die 1861 geborene Schwester Rosa Regina.

Am 7. Juli 1892 heiratete er die am 18. August 1870 in Moschin/Posen (Mosina/Polen) geborene Dagmar Glückmann. Ihre Eltern Gustav Glückmann und Johanna Glückmann waren Kaufleute in Moschin.
Das Ehepaar bekam am 6. Juni 1893 in Posen (Poznan/Polen) den Sohn Georg und am 13. Januar 1898 die Tochter Gertrud. Im Adressbuch von Posen ist Alex Süßkind 1899 als Besitzer eines Restaurants und eines Cafés notiert. Er kam schon vor dem Ersten Weltkrieg mit seiner Familie nach Berlin. Hier wohnte seine Schwester Regina, verheiratete Lippmann, mit Ehemann und drei Kindern. Sie starb 1915. In den Berliner Adress- und Telefonbüchern findet man Alex Süßkind seit dem Ersten Weltkrieg in der Goethestraße 70, bis 1920 noch in Charlottenburg bei Berlin, dann im schicken Berliner Westen. Er lebte mit Ehefrau und Kindern in der zweiten Etage des Hauses und betrieb einen Großhandel mit Raucherartikeln.

1924 heiratete der Sohn Georg die 1896 in Berlin geborene Paula Singer, Tochter eines Arztes. Er gründete 1925 eine eigene Firma „Bankkommission, Banken und Versicherungen“, die bis 1938 in der Uhlandstraße 76 in Berlin-Wilmersdorf bestand. Dort wohnte das Ehepaar auch, und dort wurde 1925 die Tochter Eva geboren. Alexander und Dagmar Süßkind hatten nun neben drei Enkelsöhnen auch eine Enkeltochter. Ihre Tochter Gertrud scheint weiter bei den Eltern gelebt zu haben. Es muss eine gute Zeit gewesen sein: Alexander Süßkind war von 1925 (?) bis 1938 Geschäftsführer der Firma des Juweliers Abraham Schönholz, es war wohl das Juwelenhaus Rakowski & Schönholz in der Kleiststraße 19. Er bezog ein hohes Gehalt und zusätzlich Schmuck und Silberwaren als Gratifikation.

Um 1933 zog das Ehepaar Süßkind in die Pariser Straße 21 und wohnte dort bis 1938. Dann verlor Alexander Süßkind seine Anstellung als Geschäftsführer und Sohn Georg die Firma. Die Familie rückte zusammen. Alex Süßkind mietete eine Fünf-Zimmer-Wohnung im dritten Stock des Hauses Wilhelmsaue 134/135 in Berlin-Wilmersdorf. Sohn Georg zog im Oktober 1938 mit Ehefrau und Tochter in ein Zimmer zu den Eltern bzw. Großeltern. Es wurde eng, aber die Familie war noch immer gut eingerichtet, besaß Schmuck und standesgemäße Kleidung. Alexander und Dagmar Süßkind planten die Emigration. Aber sie scheiterten. Den wertvollen Schmuck und silberne Kultgegenstände mussten sie abliefern.

Am 1. September 1942 wurden Alexander und Dagmar Süßkind mit dem 24. Alterstransport nach Theresienstadt deportiert. Von dort aus wurde das Ehepaar am 29. September 1942 weiter in das Vernichtungslager Treblinka verschleppt und ermordet.

Ihre Tochter Gertrud Süßkind wurde am 5. September 1942 nach Riga transportiert und gleich nach der Ankunft erschossen. Sohn Georg Süßkind musste als „Helfer“ im Sammellager Levetzowstraße arbeiten. Er, seine Ehefrau Paula und die Tochter Eva überlebten.

Quellen:
Adressbuch Posen
Arolsen Archives
Berliner Adressbücher
Berliner Telefonbücher
Brandenburgisches Landeshauptarchiv
Gedenkbuch Bundesarchiv
Alfred Gottwaldt/Diana Schulle: Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich, Wiesbaden 2005
LABO Entschädigungsbehörde
Landesarchiv Berlin, WGA
Landesarchiv Berlin, Personenstandsunterlagen/über ancestry
https://www.mappingthelives.org/
https://www.geni.com/people/
https://www.juedische-gemeinden.de
https://www.statistik-des-holocaust.de/
Vorrecherchen aus dem Nachlass von Wolfgang Knoll

Stolperstein für Gertrud Süsskind

Stolperstein für Gertrud Süsskind

HIER WOHNTE
GERTRUD
SÜSSKIND
JG. 1898
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
RIGA

Gertrud Süßkind kam am 13. Januar 1898 als Tochter der Eheleute Alexander (genannt Alex) und Dagmar Süßkind, geb. Glückmann, in Posen (Poznan/Polen) auf die Welt. Ihr 1865 in Czempiń/Posen (Czempiń/Polen) geborener Vater ist 1899 im Adressbuch von Posen als Besitzer eines Restaurants und eines Cafés notiert. Ihre 1870 ebenfalls in der Provinz Posen geborene Mutter stammte aus einer Kaufmannsfamilie mit sieben Kindern. Sie wird im Betrieb des Vaters mitgearbeitet haben. Die Eltern hatten bereits einen Sohn, den am 6. Juni 1893 in Posen (Poznan/Polen) geborenen Georg Süßkind.

Die junge Familie kam schon vor dem Ersten Weltkrieg nach Berlin. Hier wohnte ihre Tante Regina Süßkind, verheiratete Lippmann, mit Ehemann und drei Kindern. Sie starb 1915.
In den Berliner Adress- und Telefonbüchern findet man den Vater Alex Süßkind seit dem Ersten Weltkrieg in der Goethestraße 70, bis 1920 noch in Charlottenburg bei Berlin, dann im schicken Berliner Westen. Er lebte mit Ehefrau und Kindern in der zweiten Etage des Hauses und betrieb einen Großhandel mit Raucherartikeln. Als Ehefrau ohne eigenes Gewerbe wurde Dagmar Süßkind nicht genannt.

1924 heiratete ihr Bruder Georg die 1896 in Berlin geborene Paula Singer, Tochter eines Arztes. Er gründete 1925 eine eigene Firma „Bankkommission, Banken und Versicherungen“, die bis 1938 in der Uhlandstraße 76 in Berlin-Wilmersdorf bestand. Dort wohnten Bruder und Schwägerin auch, und dort wurde 1925 ihre Nichte Eva geboren.
Gertrud scheint weiter bei den Eltern gelebt zu haben. Es muss eine gute Zeit gewesen sein: Ihr Vater war von 1925 (?) bis 1938 Geschäftsführer der Firma des Juweliers Abraham Schönholz, es war wohl das Juwelenhaus Rakowski & Schönholz in der Kleiststraße 19. Er bezog ein hohes Gehalt und zusätzlich Schmuck und Silberwaren als Gratifikation. Ihre Mutter wird eine Hausangestellte gehabt haben.

Um 1933 zogen die Eltern in die Pariser Straße 21 und wohnten dort bis 1938. Dann verlor Alexander Süßkind seine Anstellung als Geschäftsführer und Sohn Georg die Firma. Die Familie rückte zusammen. Alex Süßkind mietete eine Fünf-Zimmer-Wohnung im dritten Stock des Hauses Wilhelmsaue 134/135 in Berlin-Wilmersdorf. Sohn Georg zog im Oktober 1938 mit Ehefrau und Tochter in ein Zimmer zu den Eltern bzw. Großeltern. Es wurde eng, aber die Familie war noch immer gut eingerichtet, besaß Schmuck und standesgemäße Kleidung. Dagmar und Alexander Süßkind planten die Emigration. Sie scheiterten. Den wertvollen Schmuck und silberne Kultgegenstände mussten sie abliefern. Die letzte Habe, zwei Koffer mit Kleidung, nahm man ihnen im Berliner Sammellager ab.

Am 1. September 1942 wurden Alexander und Dagmar Süßkind mit dem 24. Alterstransport nach Theresienstadt deportiert. Von dort aus wurde das Ehepaar am 29. September 1942 weiter in das Vernichtungslager Treblinka verschleppt und ermordet.

Gertrud Süßkind wurde am 5. September 1942 nach Riga transportiert und gleich nach der Ankunft erschossen. Ihr Bruder Georg Süßkind musste als „Helfer“ im Sammellager Levetzowstraße arbeiten. Er, seine Ehefrau Paula und die Tochter Eva überlebten. 1978 erinnerte Georg Süßkind mit einem Gedenkblatt im Archiv von Yad Vashem an seine ermordete Schwester.

Quellen:
Adressbuch Posen
Arolsen Archives
Berliner Adressbücher
Berliner Telefonbücher
Brandenburgisches Landeshauptarchiv
Gedenkbuch Bundesarchiv
Alfred Gottwaldt/Diana Schulle: Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich, Wiesbaden 2005
LABO Entschädigungsbehörde
Landesarchiv Berlin, WGA
Landesarchiv Berlin, Personenstandsunterlagen/über ancestry
Yad Vashem, Gedenkblatt
https://www.mappingthelives.org/
https://www.geni.com/people/
https://www.juedische-gemeinden.de
https://www.statistik-des-holocaust.de/
Vorrecherchen aus dem Nachlass von Wolfgang Knoll

Charlotte Stiebel geb. Cohn, am 01. Juli 1901 in Berlin, wurde am 1.3.1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Georg Stiebel, geboren am 15. Juli 1891 in Kempen, und Wolfgang Stiebel, geboren am 19. Juni 1930 in Berlin, wurden am 12.3.1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Alexander Süßkind, geboren am 06. Februar 1865 in Czempin, und Dagmar Süßkind geb. Glückmann, am 18. August 1870 in Moschin, wurden am 2.9.1942 nach Theresienstadt deportiert und am 29. September 1942 in Treblinka ermordet.
Gertrud Süßkind, geboren am 13. Januar 1898 in Posen, wurde am 5.9.1942 nach Riga deportiert und dort am 8.9.1942 ermordet.