Stolperstein Uhlandstraße 191

Hauseingang Uhlandstr. 191, 5.4.11

Hauseingang Uhlandstr. 191, 5.4.11

Vor dem Haus Uhlandstraße 191 wurde am 30.11.2005 der Stolperstein für Eduard Hans Steinthal verlegt.

Stolperstein für Eduard Hans Steinthal, 5.4.11

Stolperstein für Eduard Hans Steinthal, 5.4.11

HIER WOHNTE
EDUARD HANS
STEINTHAL
JG. 1896
FLUCHT-FRANKREICH
DEPORTIERT 1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Eduard Hans Steinthal ist geboren am 25. Dezember 1896 in Berlin. Seine Mutter war Fanny Lindenthal, sie hatte 1889 in Wien Max Steinthal geheiratet und zog mit ihm nach Berlin, wo er geboren ist und bereits eine eigene Wohnung hatte. Max Steinthal war Bankier und von 1923 bis 1933 Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank. Die Familie wohnte zunächst in der Roonstraße 9, Max Steinthal kaufte dann das Grundstück Uhlandstraße 191 und ließ dort eine Villa errichten, in die sie 1894 einzogen. Dieses Haus war ein beliebter Treffpunkt der Berliner Finanzwelt und des Wirtschaftsbürgertums. Max Steinthal war finanzieller Förderer des Jüdischen Krankenhauses und zahlreicher anderer wohltätiger Einrichtungen und Vereine und war am Bau der Berliner U-Bahn maßgeblich beteiligt. 1939 musste er seine repräsentative Stadtvilla unter Zwang an die Luftwaffe verkaufen. Sie wurde nach 1960 zerstört, an dieser Stelle steht heute ein siebengeschossiger Wohnblock.

Der Sohn Eduard Hans Steinthal – er war das fünfte von sieben Kindern, die alle evangelisch getauft wurden – heiratete Gabriele Steinthal, er war der Vater von Michael Max und Frank Gebhardt Steinthal.

Bis 1943 war Max Steinthal mit dem ihm 1902 verliehenen Ehrentitel „Geheimer Kommerzienrat“ als Eigentümer der Uhlandstraße 191 im Adressbuch eingetragen, er starb am 8. Dezember 1940. Seine Frau Fanny starb am 5. Oktober 1941. Von 1933 bis 1936 stand als Bewohner einer seiner Söhne, Werner Steinthal, geboren 1994, mit dem Zusatz „Direktor“ im Adressbuch, danach jedoch nicht mehr. Die einst allesamt begüterten Kinder und Enkelkinder der Steinthals flüchteten nach Großbritannien, Frankreich, Schweden, Brasilien und in die USA.

1939 wurde das in Berlin gebliebene Ehepaar Max und Fanny Steinthal gezwungen, seinen Immobilienbesitz weit unter Wert zu verkaufen, das Vermögen, unter anderem eine unschätzbar wertvolle Kunstsammlung, wurde beschlagnahmt. Ab November 1940 wohnten sie in zwei Hotelzimmern im Eden-Hotel in der Budapester Straße, wo sie auf eine Ausreisemöglichkeit warteten.

Eduard Hans Steinthal war am 5. Juli 1937 über Luxemburg nach Frankreich geflohen. Am 14. September 1942 wurde er aus dem Sammellager Drancy bei Paris nach Auschwitz deportiert und dort am 29. Januar 1943 ermordet.

Auf dem auf dem Friedhof Heerstraße an der Trakehner Allee in Westend, wo Max und Fanny Steinthal beerdigt sind, wurde am 19. April 2008 ein Gedenkstein für Eduard Hans Steinthal gesetzt.

Gedenkstein für Eduard Hans Steinthal

Gedenkstein für Eduard Hans Steinthal

Einer der Verwandten Eduard Hans Steinthals, Ernst Steinthal, geboren am 4. Februar 1886 in Berlin, ist am 1. März 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet worden.

Die Erbengemeinschaft der vielköpfigen Familie Steinthal hat nach dem Zweiten Weltkrieg Entschädigungsanträge gestellt, besonders für die Wohnungseinrichtungen sowie die zahlreichen Wertpapiere und Kunstgegenstände. Zum Besitz hatte auch das 170 Hektar große Gut „Neue Mühle“ am Maxsee in der Nähe von Müncheberg östlich von Berlin gehört, das Max Steinthal 1924 seiner Frau geschenkt hatte und wo ein Teil der Kunstsammlung aufbewahrt war. 60 dieser Bilder sind den Erben 2004 zurückgegeben worden. 2011 folgten 150 Bücher.

Zusammengestellt aus verschiedenen Quellen von Helmut Lölhöffel