HIER WOHNTE
NELLY LASKE
GEB. LEOPOLD
JG. 1891
DEPORTIERT 1.3.1943
AUSCHWITZ
ERMORDET
Nelly Laske, geb. Leopold, wurde am 2. Dezember 1891 in Bochum als Tochter von Louis Leopold und Hulda Leopold, geb. Leeser, geboren.
Am 12. Dezember 1912 heiratete sie Gotthard Laske, geboren am 3. März 1882 in Preußisch Stargard als Sohn von Alexander und Fanny Laske, geborene Albrecht. Die Hochzeit fand in der Synagoge an der Fasanenstraße statt.
Gotthard Laske war von Beruf Schneider, er hatte eine Fabrikation für Herren- und Knabenausstattung in der Dircksenstraße 45 mit einem Jahresumsatz von 40-50 000 Reichsmark. Er war Präsident der Berliner Bibliophilen Gesellschaft.
Sie hatten zwei Kinder: Ruth, geboren am 8. September 1913 in Berlin, und Ernst geboren am 9. August 1915 ebenfalls in Berlin.
Als Louis Leopold starb, erbte Nelly dessen Firma und ihr Mann Gotthard stieg ein. Das Unternehmen hieß von da an Laske & Leopold GmbH Strick- und Wirkwarenmoden. Um diese Zeit wohnte die Familie Laske in der Bleibtreustraße 25. Die Geschäfte liefen aber nicht gut, und am 31. Dezember 1924, musste Gotthard Laske dem Finanzamt mitteilen, dass das Unternehmen geschlossen sei.
Gotthard Laske nahm sich am 23. November 1936 das Leben. In der Familie hieß es, finanzielle Probleme hätten ihn dazu getrieben. Ausschlaggebend war aber sicher auch, dass die Nazis drohten, seine umfangreiche Sammlung wertvoller Bücher und Drucke zu rauben. Er wurde neben seinen Eltern auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee begraben.
1937 reiste Nelly Laske, die als „energiegeladene Frau“ beschrieben wird, zu ihrer Tochter Ruth nach Südafrika, erhielt dort aber kein Aufenthaltsrecht und musste in das nationalsozialistische Berlin zurückkehren. Sie bemühte sich, eine Stelle als Hausangestellte in England zu bekommen, obwohl sie, wie in der Familie gespottet wurde, „nicht kochen, nicht nähen, nicht früh aufstehen und nicht disponieren“ konnte und nicht englisch sprach. Trotzdem wurde sie engagiert, aber die nationalsozialistischen Machthaber ließen sie nicht mehr ausreisen.
Bevor Nelly Laske nach Auschwitz deportiert wurde, musste sie unter miserablen Umständen in einem gemieteten Hinterzimmer in der Sybelstraße 44 wohnen, für das sie 35 Reichsmark Miete bezahlte. In einer engen Wohnung drängten sich sechs willkürlich Einquartierte. Nelly Laske wurde zur Zwangsarbeit in der Pharmafabrik J.D. Riedel/E. de Haen in Berlin-Britz abkommandiert. Während einer Verhaftungswelle („Fabrikaktion“) Ende Februar 1943 wurde sie festgenommen und musste sie sich im Sammellager Große Hamburger Straße 26 einfinden, wo die zur Deportation vorgesehenen Berliner Juden und Jüdinnen registriert wurden. Von dort ist sie zum Güterbahnhof Moabit transportiert und am 1. März in einem mit 1722 Menschen besetzten, völlig überfüllten Zug unter qualvollen Bedingungen 1943 nach Auschwitz deportiert worden. Es ist anzunehmen, dass sie sofort nach der Ankunft am nächsten Tag ermordet wurde.
Ruth Laske war es 1936 gelungen, nach Johannesburg (Südafrika) zu flüchten. Sie war zweimal verheiratet, zuletzt mit dem Besitzer einer Kleiderfabrik, Adolf Chaim Blumenthal. Ernst Laske schloss sich unter dem Eindruck der nationalsozialistischen Verfolgung der zionistischen Bewegung an. Am 8. November 1938 war er im mittelhessischen Grüsen auf einer Hachscharah (hebräisch für: Vorbereitung) zur Auswanderung ins damalige Palästina. SA-Leute überfielen das Haus, in dem die jungen Zionisten wohnten und schlugen Ernst Laske so schwer zusammen, dass er auf einem Auge nahezu erblindete. Er konnte sich noch zu Fuß in ein Krankenhaus zur ärztlichen Behandlung retten, wurde danach aber von Nazis erneut aufgegriffen und ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Freunden aus der zionistischen Bewegung gelang es, für ihn ein Visum für Dänemark zu bekommen und ihn so aus dem KZ freizubekommen. 1939 flüchtete er im Laderaum eines Lasters nach Dänemark. 1943 gehörte er zu
den Juden, die sich vor der Deportation aus Dänemark mit einem Fischerboot nach Schweden retten konnten. Über Zypern gelangte er schließlich nach Israel, wo er im Kibbuz Ne’ot Mordechai und später als Buchhändler in Tel Aviv lebte. Er starb 2004 im Kibbuz Bror Chail.
Text: Helmut Lölhöffel auf der Basis von Aufzeichnungen von Peter Schrenk, ergänzt von Karen Andresen