Stolpersteine Aßmannshauser Straße 10 A

Hauseingang Aßmannshauser Straße 10a

Diese Stolpersteine wurden am 19. September 2024 verlegt.

Alfred Michaelis Salomom - Aßmannshauser Straße 10a

HIER WOHNTE
ALFRED MICHAELIS
SALOMON
JG. 1878
FLUCHT 1937 HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORK
DEPORTIERT 1.2.1944
KZ BERGEN-BELSEN
ERMORDET 1.2.1945

Alfred Michaelis Salomon wurde am 27. Juni 1878 in Strasburg, Westpreußen (heute Brodnica, Polen), geboren. Isidor Salomon (ca. 1843–1902) und Johanna Salomon, geb. Cohn (1848–1920), waren die Eltern von Alfred und seinen Schwestern, Jeanette Cohn, geb. Salomon (https://www.stolpersteine-berlin.de/de/claudiusstr/6/jeanette-cohn), und Susette Heymann, geb. Salomon (https://www.stolpersteine-berlin.de/de/claudiusstr/6/susette-heymann)
Ab 1882 lebte die Familie von Alfred Michaelis Salomon in Berlin. Der zukünftige Kaufmann und Fabrikant sowie Handelsgerichtsrat besuchte in Berlin das Gymnasium zum Grauen Kloster. Im Dezember 1909 verlobten sich Alfred M. Salomon und die am 22. Oktober 1886 in Arnswalde (Choszczno) geborene Martha Marie Abrahamowsky. Beide wohnten zum Zeitpunkt der Verlobung in der Bayerischen Straße 26/27, einem Haus, dessen Eigentümer Alfred Michaelis Salomon war. Unter der gleichen Adresse wohnte ein R. Kellerhals, bei dem es sich um den Maler Richard Kellerhals (1878–1968) handeln könnte. Die Heirat von Alfred Michaelis Salomon und Martha Marie Abrahamowsky fand am 9. April 1910 in Berlin-Wilmersdorf statt.
Alfred Michaelis Salomon war „zur Hälfte Mitgesellschafter an der Berliner Firma Salomon & Kaminsky OHG., Berlin W. 8, Mohrenstr. 36. Gegenstand des Unternehmens war die Herstellung und der Vertrieb von jugendlichen Damenmoden. Im Jahre 1910 war die Gesellschaft gegründet und genoss nicht nur in Deutschland, sondern auch im Auslande außerordentliches Ansehen. Die Firma musste auf Grund der politischen Verhältnisse im Jahre 1935 zwangsweise liquidiert werden“, so nachzulesen in einer der vier vorhandenen Entschädigungsakten. Im Handelsregister findet sich bei Gründung des Unternehmens am 1. Oktober 1910 die Eintragung: „Fabrikation und Vertrieb von Baby- und Mädchenmänteln“. Das Unternehmen Salomon & Kaminsky beschäftigte „80–90 kaufmännische Angestellte, etwa 220 gewerbliche Angestellte in zwei eigenen Ateliers, daneben noch hunderte Heimarbeiter“.
Alfred Michaelis Salomon, ein Mann von „1,68 m Größe“ und von „mittlerer Gestalt“, wie es in den Kriegsranglisten und -stammrollen heißt, diente im Ersten Weltkrieg als Offizier an der Ostfront und in der Bayerischen Artillerie-Fuhrpark-Kolonne. Wie lange, ist nicht bekannt. Bekannt ist, dass er Orden mit nach Hause brachte.
Mitten im Ersten Weltkrieg kam die Tochter Irmgard Viktoria Louise Salomon am 12. April 1915 in Berlin zur Welt.
Der von der Berlinischen Bodengesellschaft initiierte, damals noch im Vorort Wilmersdorf gelegene Neubau in der Aßmannshauser Str. 10 a wurde 1916/17 fertiggestellt. Unter den ersten und über die nächsten Jahre auch nur wenigen Mieter dieses Hauses waren Alfred Michaelis Salomon mit seiner Frau, seiner Tochter Irmgard und dem am 18. Februar 1917 in Berlin geborenen Sohn Horst Dietrich Salomon.
Den Rüdesheimer Platz gab es beim Einzug der Familie in die Aßmannshauser Straße bereits, den U-Bahnhof ebenfalls, aber auch noch sehr viel freie Fläche, deren Eigentümer lange Zeit die Terraingesellschaft Berlin-Südwesten war. Auch die Familie Salomon wird miterlebt haben, wie sich ihre Umgebung im „Vorort“ Wilmersdorf wandelte. Und ihnen wird nicht verborgen geblieben sein, wie die Kleingartenkolonie Johannisberg 1923 gegründet wurde und sich im Laufe der Zeit veränderte.
Ebenfalls 1923 wurden in den Städten Köln und München-Gladbach (heute Mönchengladbach) Zweigniederlassungen der Firma Salomon & Kaminsky errichtet.
Alfred Michaelis Salomon besaß ein hohes soziales Ansehen. Er war Mitglied des Fachausschusses für die Oberbekleidungsindustrie der Industrie- und Handelskammer zu Berlin und Mitglied einer Freimaurerloge, „soweit erinnerlich mit Namen Friedrich zur Gerechtigkeit“, so Martha Salomon in den Entschädigungsakten.

Alfred Salomon 1930 - Aßmannshauser Straße 10a

Für die Familie Salomon sollte die Wohnung in der Aßmannshauser Straße 10 a der letzte freigewählte Wohnsitz sein. Einen Einblick, wie die Wohnung der Familie Salomon eingerichtet war, legte Martha Marie Salomon als einzige Überlebende der Familie im Mai 1960 in einer Eidesstattlichen Erklärung dar. Sie zählte z.B. auf: „Es handelt sich hierbei um kostbares Mobiliar, zahlreiche Perser-Teppiche, einen Phonola-Flügel Marke Grotrian Steinweg mit 71 Notenrollen, Gemälde, kunstgewerbliche Gegenstände und eine wertvolle Bibliothek. […] Das im Katalog unter Nr. 123 genannte und näher umschriebene Gemälde von Lovis Corinth wurde durch Vermittlung von Prof. Biermann, dem Herausgeber der Zeitschrift Cicerone, für uns bei der Galerie Caspary in München zum Preise von 23.000,– Mark kurz nach dem 1. Weltkrieg gekauft.“ Der Katalog, auf den sich Martha Marie Salomon bezog, ist der 34-seitige Katalog Nr. 2099 des „Rudolph Lepkeʼs Kunst-Auctions-Haus, Berlin: Wohnungseinrichtung Berlin-Wilmersdorf, Assmannshauserstrasse 10 a“. Die Ausstellung der 606 Positionen fand am 9. und 10. März 1936 statt, die Versteigerung war für den 11. und 12. März 1936 angesetzt.
Im Adressbuch der Stadt Berlin wird die Familie Salomon für das Jahr 1936 noch in der Aßmannshauser Straße 10 a als Mieter genannt. Wahrscheinlich ist, dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits in der Ruhrstraße 16 in Berlin-Wilmersdorf wohnte, bis Alfred und seine Frau Anfang November 1937 nach Amsterdam (Niederlande) flohen.
In Amsterdam betrieb Alfred Michaelis Salomon Handel mit Pelzen und soll bis 1939 ein kleines Geschäft in der Beethovenstraat betrieben haben. Gewohnt hat die Familie in der Amstelkade 127/I im ersten Stock.
Vor dem Notar Pieter Leendert van den Blink unterzeichnete Alfred Michaelis Salomon im Mai 1941 sein holografisches Testament, und „gemäß Bewahrungsurkunde vom 14. Juni 1941“ vom Notar in Verwahrung genommen, berief Alfred Michaelis Salomon seine Ehefrau als alleinige Erbin seines gesamten Nachlasses.
Die Kinder Irmgard und Horst Salomon wurden im Juli 1942 von Amsterdam aus zunächst nach Westerbork gebracht und von dort nach Auschwitz deportiert.
Irmgard und Horst Salomon waren bereits tot, als am 11. März 1943 Alfred Michaelis Salomon im Lager Westerbork interniert wurde, genau sieben Jahre nachdem das Eigentum der Familie in Berlin versteigert worden war. Im Sammellager Westerbork blieb Alfred Michaelis Salomon, bis er am 1. Februar 1944 nach Bergen-Belsen deportiert wurde.
Josef Weiss, der Judenälteste im „Sternlager“ des KZ Bergen-Belsen, der für die Registrierung der jüdischen Austauschhäftlinge in diesem Teillager verantwortlich war, vermerkte in seinem Notizbuch die Namen und Grunddaten der Verstorbenen. Unter der laufenden Nummer 490 notierte er: „Salomon, Alfred, 27.6.78, 1.2.45, 130“. Am 8. Oktober 1953 wurde in einer Nachbeurkundung der Todestag von Alfred Michaelis Salomon festgehalten.

Biografie erstellt von Elke Beibler, Stolpersteininitiative Tempelhof Schöneberg

Quellen: ancestry, Bundesarchiv, Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Entschädigungsamt (Labo) Berlin, Gedenkstätte Bergen-Belsen (Josef Weiss Collection at the Ghetto Fighter’s House in Israel), Adriaan van Ginkel (Venezuela), ITS Arolsen, Jewish Cultural Quarter (Niederlande), Landesarchiv Berlin, Sonderstandesamt Arolsen

Martha Marie Salomon - Aßmannshauser Straße 10a (1)

HIER WOHNTE
MARTHA MARIE
SALOMON
GEB. ABRAHAMOWSKY
JG. 1886
FLUCHT 1937 HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORK
DEPORTIERT 1.2.1944
KZ BERGEN-BELSEN
BEFREIT

Martha Marie Salomon, geb. Abrahamowsky, wurde am 22. Juni 1886 in Arnswalde im damaligen Regierungsbezirk Frankfurt (Brandenburg), im heutigen Choszczno, Polen, geboren. Ihre Eltern waren der im Bank- und Getreidehandel tätige Eduard Abrahamowsky (ca. 1849–ca. 1920) und Rosalie Abrahamowsky, geb. Cohn (ca. 1857–1919). Die acht Geschwister von Martha Marie Salomon waren der sehr jung verstorbene Georg Abrahamowsky (1879–1889), Emmy Ehrlich, geb. Abrahamowsky (1882–1943), Käthe Nastri, verw. Bernhardt, geb. Abrahamowsky (1884–unbekannt), Fritz Abrahamowsky (1888–1966), Elisabeth Lindemann, geb. Abrahamowsky (1890–1966), Lotte Cohn, verw. Süskind, geb. Abrahamowsky (1891–1942), Kurt Julius Abrahamowsky (1896–1941) und Franz Abrahamowsky (1902–1945).
Martha Marie Salomon hat nach eigener Auskunft die höhere Töchterschule besucht. In ihrer Entschädigungsakte gab sie die Selbstauskunft, dass ihr erlernter Beruf Hausfrau sei. Über das Leben, das Martha Marie Salomon bis zur Flucht in die Niederlande geführt hat, ist nicht viel bekannt. Ihre Entschädigungsakte enthält zwar einen auf Niederländisch selbst verfassten Lebenslauf vom Februar 1954, doch sparte sie Angaben zu ihrem eigenen Leben bis auf Heirat und Geburt der Kinder aus. Erst mit der Ankunft in den Niederlanden gab sie etwas mehr Informationen von sich preis.

Alfred und Martha Salomon - Aßmannshauser Straße 10 A

Als Martha Marie Salomon mit ihrem Mann, dem Unternehmer Alfred Michaelis Salomon, den beiden Kindern Irmgard und Horst Dietrich und dem Familienhund Blacky im November 1937 in die Niederlande floh, sollte dies nur eine Zwischenstation sein. Zunächst hatte man die Absicht, nach Argentinien auszuwandern, wie es der Geschäftspartner ihres Mannes und kurzzeitige Nachbar, der in der Aßmannshauser Straße 11 a wohnende Walter Kaminsky, bereits getan hatte.
Alfred Michaelis Salomon konnte sich nicht vorstellen, so fern von der Heimat zu sein. Die Familie blieb in Amsterdam, wohnte in der Amstelkade 127/I und vertraute auf die Neutralität der Niederlande. „Nach der Invasion im Mai 1940 wurde es der Familie Salomon klar, was zu erwarten war. Jedoch, weil Alfred Salomon ein Kriegsveteran war […], hoffte er darauf, dass ihn und seine Familie ein milderes Schicksal treffen würde.“ So erinnert sich Adriaan van Ginkel heute.
Die Salomons wohnten im ersten Stock in der Amstelkade 127/I, im Erdgeschoss lebte die Familie van Ginkel. Evert Johannes van Ginkel (1890–1965), seine Frau Marijtje van Ginkel, geb. Kraaier (1893–1978), und ihr Sohn Charles N.O.H. van Ginkel (1923–2012). Keiner wird damals beim Einzug der Salomons geahnt haben, wie eng die beiden Familien miteinander verbunden sein würden. Charles van Ginkel begleitete Alfred Michaelis Salomon oft bei Spaziergängen: „Herr Salomon mit Judenstern und mein Vater fünf Schritte hinter ihm“, wie Adriaan van Ginkel, der Enkel von Evert Johannes und Marijtje van Ginkel, erzählt.
„In der Nacht der Deportation der Kinder Salomon, die im Monat Juli 1942 stattgefunden haben muss und die nach der Sperrzeit stattfand, erzählte mein Vater mir, dass das Geschrei und das Heulen der Mutter Salomon ohrenbetäubend gewesen war und dass mein Vater sich im Bett das Kissen über den Kopf zog, um sich das nicht anhören zu müssen.“
Weiter berichtet Adriaan van Ginkel: „Es wird Anfang 1943 gewesen sein, die Razzien und Deportationen waren in vollem Gange. Das Ehepaar Salomon war nach der Sperrzeit zu Besuch bei meinen Großeltern. Es wurde an der Tür geklingelt, und es standen zwei niederländische Hilfspolizisten (wegen der Uniform die ,Schwarze Polizei‘ genannt) vor der Tür und erklärten, dass sie das Ehepaar Salomon mitnehmen wollten. Mein Großvater ließ die Polizei ins Wohnzimmer, rannte in die Wohnung der Salomons und kam mit der Schatulle, die alle Kriegsmedaillen von Alfred Salomon enthielt, wieder zurück und schmiss den ganzen Inhalt auf den Tisch. Inmitten der vielen Orden waren das Eiserne Kreuz Erster und Zweiter Klasse mit dabei. Die Polizisten erkannten das Eiserne Kreuz und zogen den Schluss, dass hier etwas nicht stimmte. Die zwei überlegten und erklärten dann, in ihrer Liste den Vermerk zu machen, dass sie die Familie Salomon nicht in der Wohnung angetroffen hätten. Die beiden Hilfspolizisten verließen die Wohnung meiner Großeltern und nahmen die Salomons nicht mit. Kurz darauf hat Martha Salomon beschlossen, da deutlich geworden war, dass weder sie noch ihr Mann gesucht werden, den Judenstern von ihrem Mantel zu trennen, und begab sich so auf die Straße. Es dauerte nicht lange, bis sie von jemandem erkannt wurde. Martha Salomon wurde verhaftet. Weil Alfred Salomon seiner Frau nah sein wollte, begab er sich zur örtlichen Dienststelle und stellte sich. Mein Vater begleitete Alfred Salomon dorthin und wurde Zeuge des Kommentars eines SD Mannes, der meinte: Sie sind aber ein guter Jude.“
Vom 11. März 1943 bis zum 1. Februar 1944 waren die Eheleute Salomon gemeinsam im Sammellager Westerbork interniert, bevor beide nach Bergen-Belsen gebracht wurden.
Am 10. April 1945, ein paar Tage nachdem ihr Ehemann gestorben war, wurde Martha Marie Salomon von Bergen-Belsen aus mit Ziel Theresienstadt deportiert. Sie erinnerte sich: „Auch ich gehörte zu den Lagerinsassen, die im April 1945 in Bergen-Belsen auf Transport gestellt wurden. Der Zug [später bekannt geworden als der „Verlorene Zug“, Anm. der Verfasserin], in dem ich mich befand, wurde am 24. April von den Russen in Troebitz befreit.“
Im Herbst 1945 war sie wieder in Amsterdam. Evert Johannes van Ginkel bat die Polizei, dafür zu sorgen, dass Martha Salomon wieder in ihre Wohnung ziehen konnte, die bis dato noch „von einer Gruppe Wehrmachtssoldatinnen und einer NSB-Familie“ bewohnt war, wie Adriaan von Ginkel schreibt. Seine Großeltern hatten einigen Hausrat und letzte Besitztümer der Familie Salomon retten können und halfen „der kleinen, mageren Frau mit einem Pappkoffer“ dabei, sich wieder einzurichten und anzukommen.
In den folgenden Jahren bemühte sich Martha Marie Salomon um Wiedergutmachung. Sie musste Beweise antreten, Zeugen benennen, Dokumente und Atteste von Ärzten vorlegen und sich immer wieder erinnern. Trotz der geringen Geldmittel, die ihr zum Leben zur Verfügung standen, unterstützte sie ihre Schwester Käthe Nastri, verw. Bernhardt, geb. Abrahamowsky.
Adriaan van Ginkel erinnert sich „an Frau Salomon als eine fröhliche, aufgeräumte Dame, die immer mit einem breiten Lächeln und mit Schokoladenriegeln am oberen Ende der Treppe bereitstand, wenn ich vorbeikam. Die letzten sieben Gulden, die sie mir kurz vor ihrem Tod gab, bewahre ich in einer Dose auf, die bis heute auf meinem Nachttisch steht.“

Mit 85 Jahren starb Martha Marie Salomon, geb. Abrahamowsky, in den Abendstunden des 12. September 1971 in Amsterdam.

Biografie erstellt von Elke Beibler, Stolpersteinintiative Tempelhof-Schöneberg

Quellen: ancestry, Bundesarchiv, Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Entschädigungsamt (Labo) Berlin, Adriaan van Ginkel (Venezuela), ITS Arolsen, Jewish Cultural Quarter (Niederlande), Landesarchiv Berlin

Irmgard Viktoria Salomon - Aßmannshauser Straße 10a

HIER WOHNTE
IRMGARD VIKTORIA
SALOMON
JG. 1915
FLUCHT 1937 HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORK
DEPORTIERT 16.7.1942
AUSCHWITZ
ERMORDET

Irmgard Viktoria Louise Salomon wurde am 12. April 1915 in Berlin geboren. Ihre Eltern waren der Kaufmann und Fabrikant Alfred Michaelis Salomon (1878–1945) und Martha Marie Salomon, geb. Abrahamowsky (1886–1971). Ihr Bruder Horst Dietrich Salomon wurde am 18. Februar 1917 ebenfalls in Berlin geboren.
Über die ersten 18 Lebensjahre von Irmgard Viktoria Louise Salomon liegen keinerlei Angaben vor.
Von 1933 bis 1935 arbeitete Irmgard Salomon im väterlichen Unternehmen Salomon & Kaminsky als Auslandskorrespondentin. Die Liquidation der Firma im Dezember 1935 führte dazu, dass Irmgard Salomon entlassen wurde. Dass dies der Wahrheit entsprach, bestätigte Käthe Nastri, verw. Bernhardt, geb. Abrahamowsky, eine Schwester der Mutter Martha Salomon, im Jahr 1966 in einer eidesstattlichen Versicherung vor dem Konsulat der Bundesrepublik Deutschland in Turin. Auch ein angeheirateter Neffe von Martha Salomon, Walter Ludnowski, bestätigte die Anstellung. Beide Erklärungen genügten nicht, das Entschädigungsamt fragte im Februar 1968 bei dem ehemaligen Geschäftspartner von Alfred Salomon, Walter Kaminsky, an, ob er die getätigten Aussagen bestätigen könne. Im Mai 1968, die mittlerweile zwei Anfragen des Entschädigungsamtes hatten den nun in Südafrika lebenden Walter Kaminksy inzwischen erreicht, konnte jener die Nachfragen des Amtes nicht bestätigen, da er vor 1933 bereits nicht mehr in Deutschland gelebt hatte.
Nachdem Irmgard Salomon entlassen worden war, „hat die Verfolgte ihren Lebensunterhalt bis zu ihrer Auswanderung dahin bestritten, daß sie diese Zeit als Kindererzieherin im Hause des Rechtsanwalts Dr. Heidemann tätig war. Für diese Tätigkeit erhielt sie ein erheblich geringeres Gehalt neben freier Wohnung und Verpflegung“, wie der Anwalt der Mutter dem Entschädigungsamt mitteilte.
Irmgard Salomon lebte zusammen mit ihren Eltern und ihrem Bruder Horst Dietrich nach der Flucht 1937 in Amsterdam in der Amstelkade 127/I und arbeitete an einem nicht näher bekannten Ort als Sekretärin. Irmgard Salomon war ledig, möglicherweise aber mit Bruno Kirstein, geboren ca. 1901 in Arnswalde (Choszczno, Polen), liiert, über den bisher keine weiteren Informationen vorliegen.

Irmgard Salomon und Bruno Kirstein - Aßmannshauser Straße 10 A

Gemeinsam mit ihrem Bruder Horst Dietrich wurde Irmgard Salomon am Mittwoch, den 15. Juli 1942, im Sammellager Westerbork interniert und am Folgetag, dem 16. Juli 1942, von dort zusammen mit 1.133 Menschen nach Auschwitz deportiert. Zum Todestag von Irmgard Viktoria Louise Salomon liegen unterschiedliche Angaben vor. Vermutlich starb sie mit 27 Jahren zwischen dem 16. Juli 1942 und „im Laufe von September 1942“, wie es in einem Dossier des Informationsbureau van het Nederlandsche Roode Kruis heißt, im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau.

Biografie erstellt von Elke Beibler, Stolpersteininitiative Tempelhof-Schöneberg

Quellen: ancestry, Bundesarchiv, Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Entschädigungsamt (Labo) Berlin, Adriaan van Ginkel (Venezuela), ITS Arolsen, Jewish Cultural Quarter (Niederlande), Landesarchiv Berlin, Marguerite Mark (Australien), Sonderstandesamt Arolsen

Horst Dietrich Salomon - Aßmannshauser Straße 10a

HIER WOHNTE
HORST DIETRICH
SALOMON
JG. 1917
FLUCHT 1937 HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORK
DEPORTIERT 16.7.1942
AUSCHWITZ
ERMORDET 9.9.1942

Horst Dietrich Salomon wurde am 18. Februar 1917 in Berlin-Wilmersdorf geboren. Seine Eltern waren Martha Marie Salomon, geb. Abrahamowsky (1886–1971), und der Fabrikant und Handelsgerichtsrat Alfred Michaelis Salomon (1878–1945). Seine Schwester Irmgard Viktoria Louise Salomon war am 12. April 1915 ebenfalls in Berlin geboren worden.
„Nach der Vorschule besuchte unser Sohn eine Schule, die meiner Erinnerungen nach Kaiser Friedrich Schule hiess und sich in Berlin-Wilmersdorf oder Berlin-Friedenau befand. Dort bestand unser Sohn im Jahre 1931 sein „Einjähriges“. Danach schickten wir ihn nach Genf, und brachten ihn dort in einem Institut Roche unter, wo unser Sohn vor allem Sprachen lernen sollte. Es war die Absicht meines Mannes, den Jungen später ins Geschäft zu nehmen. Deshalb fanden wir es für diesen Zweck dann ausreichend, dass unser Sohn mit dem Einjährigen die Schule verliess, wenn dieser Schulausbildung eine gründliche Ausbildung in den modernen Sprachen im Ausland erfolgte. Diesem Zweck diente der Aufenthalt in Genf, der jedoch im Sommer 1933 abgebrochen wurde, da sich die ursprünglichen Berufspläne durch die veränderten politischen Verhältnisse nicht mehr verwirklichen liessen. Horst Dietrich ist im November 1933 [es muss 1937 heißen; Anm. der Verfasserin] mit uns ausgewandert, ohne die von uns beabsichtige Schul- und Berufsausbildung vollendet zu haben.“ Diese von seiner Mutter im Oktober 1966 getätigte Aussage findet sich in der Entschädigungsakte von Horst Dietrich Salomon.
Gemeinsam mit seinen Eltern und seiner Schwester floh Horst Dietrich Salomon in die Niederlande. Die Familie wohnte in Amsterdam in der Amstelkade 127/I. Ob er in Amsterdam seinen Beruf als Elektrotechniker erlernte, ist nicht bekannt.
Der ledige Horst Dietrich Salomon wurde am 15. Juli 1942 zusammen mit seiner Schwester Irmgard Salomon zunächst ins Lager Westerbork (Niederlande) überführt. Beide sollten am nächsten Tag mit dabei sein, als der erste Deportationszug mit jüdischen Männern, Frauen und Kindern Westerbork mit dem Ziel Auschwitz verließ.
Horst Dietrich Salomon mit der Häftlingsnummer 48389, „wohnhaft Amsterdam, Amstelkade 127/I ist am 9. September 1942 um 18 Uhr 30 Minuten in Auschwitz, Kasernenstraße verstorben“. Als Todesursache wird auf „schriftliche Anzeige des Arztes Doktor der Medizin Kremer in Auschwitz“ Lungenentzündung in die Todesurkunde eingetragen. Horst Dietrich Salomon war 25 Jahre alt.

Biografie erstellt von Elke Beibler, Stolpersteininitiative Tempelhof-Schöneberg

Quellen: ancestry, Bundesarchiv, Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Entschädigungsamt (Labo) Berlin, Adriaan van Ginkel, ITS Arolsen, Jewish Cultural Quarter (Niederlande), Landesarchiv Berlin, Sonderstandesamt Arolsen