HIER WOHNTE
BETTY
ABRAMOWSKY
JG. 1877
DEPORTIERT 1.3.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Betty Abramowsky wurde am 3. August 1877 in Königsberg, Ostpreußen (heute Kaliningrad, Russland), geboren. Sie war eines der sieben Kinder des Kaufmanns Adolph Abramowsky (1844–1927) und seiner Frau Anna Abramowsky, geb. Aronsbach (ca. 1849–1918). Die Geschwister von Betty Abramowsky waren Alfred Abramowsky (1874–unbekannt), Georg Abramowsky (1876–unbekannt), die Buchhalterin Eva Abramowsky (1880–1940), Kurt Abramowsky (1882–unbekannt), der sehr jung verstorbene Leo Abramowsky (ca. 1885–1887) und die mit Hermann Samter (1896–1955) verheiratete Putzmacherin Magda Samter, geb. Abramowsky (1887–1964).
Ihrer Schwester Magda gelang es, mit ihrem Mann in die USA zu emigrieren, wo beide in New York verstarben. Im November 1956 wendete sich Magda Samter mit folgendem Inhalt an das „Comite tracing service Arolsen Waldeck, Internationaler Suchdienst“: „Hierdurch wollte ich Sie höfl. Anfragen, ob Sie es möglich machen können, mir mitzuteilen, wo u. wann meine Schwester umgekommen ist. Ihr Name Betty Abramowsky, ledig, geb. 3. August 1877, Ort: Königsberg Ostpr., seit ca. 1898 in Berlin. Letzter Wohnsitz: Solinger Str. Berlin-Moabit. Vielen Dank für Ihre Mühe! Hochachtungsvoll Magda Samter.“ Im April 1957 erhielt Magda Samter eine Antwort: „In unseren Unterlagen sind keine Angaben über die obengenannte Person enthalten. Sollten in Zukunft neue Informationen eingehen, werden wir Sie unaufgefordert benachrichtigen.“ Ob Magda Samter jemals benachrichtigt wurde, ist nicht überliefert.
Betty Abramowsky wohnte ab ca. 1898 in Berlin. Ob sie alleine oder zusammen mit ihren Eltern und Geschwistern nach Berlin kam, ist nicht rekonstruierbar. Anhand der Einwohnermeldekartei ist bekannt, dass Betty Abramowsky von Beruf Buchhalterin war, wie auch ihre Schwester Eva Abramowsky, und beide waren nicht verheiratet.
Betty Abramowsky war bei der „Märkischen Haftpflicht-Versicherungs-Gesellschaft a.G. zu Berlin, Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit“ beschäftigt, nachweislich von 1923 bis 1931. In einer Anzeige im „Deutschen Reichs-Anzeiger“ aus dem Jahr 1923 heißt es: „Prokuristin: Fräulein Betty Abramowsky. Sie vertritt die Gesellschaft gemeinschaftlich mit einem Vorstandsmitglied“.
Um 1933/1934 verzog Betty Abramowsky von der Cuxhavener Straße 7 in Moabit in die Schlangenbader Straße 77 in Wilmersdorf, ihren letzten freigewählten Wohnsitz. Im Mai 1939, zum Zeitpunkt der Volkszählung, hielt sich Betty Abramowsky im Israelitischen Krankenheim in der Elsasser Straße 85 (heute Torstraße) in Mitte auf. Zwischen Mai 1939 und September 1939 hielt sie sich in der Münchener Straße 25 bei den Verwandten Max Abraham und seiner Frau Charlotte Abraham, geb. Samter, auf. Am 25. September 1939 verzog Betty Abramowsky dann in die Solinger Straße 6 in Moabit, eines der vielen sog. „Judenhäuser” in Berlin, und wohnte dort „bei Leibholz“. Von Moabit aus musste Betty Abramowsky täglich nach Lichtenberg, in die Frankfurter Allee 288, fahren um bei der Firma Krone Presswerk Zwangsarbeit zu leisten.
Einer in der Vermögensakte von Betty Abramowsky befindlichen Aufstellung über „Inventar und Bewertung“ vom 4. Mai 1943 ist zu entnehmen, dass die Wohnung aus „1 Zimmer, Balkonzimmer und Durchgangszimmer“ bestand. Am 27. Februar 1943 füllte Betty Abramowsky ihre Vermögenserklärung mit der Zusatzbemerkung „nach dem Gedächtnis in der Rathenowerstraße gefertigt“ aus und vermerkte unter dem Abschnitt „VI. Kunst- und Wertgegenstände“ vier Bilder, ohne eine nähere Beschreibung. Als das Inventar am 4. Mai 1943 bewertet wurde, wurde nur noch ein defektes Ölgemälde aufgeführt, welches mit 15 RM bewertet wurde.
Am 1. März 1943 starben in Berlin 486 Menschen und 377 wurden schwer verletzt, als durch die Royal Air Force und die U.S. Army Air Force ein 30-minütiger Bombenangriff stattfand. Die „Judenwohnung“ wurde nach der Räumung im Mai 1943 an eine Frau Frieda Schiermann gegeben, da sie „bombengeschädigt“ war. Betty Abramowsky wurde am 1. März 1943 mit dem sog. „31. Osttransport” nach Auschwitz deportiert. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt.
Recherche und Text: Elke Beibler, Stolperstein-Initiative Tempelhof- Schöneberg
Quellen:
- ancestry
- BLHA
- Bundesarchiv
- ITS Arolsen
- LABO Abt. I – Entschädigungsbehörde, Landesarchiv Berlin