Stolpersteine Pariser Str. 21-22

Hauseingang Pariser Str 21

Diese Stolpersteine wurden am 5. Mai 2024 verlegt.

Stolperstein Else Schömann - Pariser Str 21

HIER WOHNTE
ELSE SCHÖMANN
GEB. NATHANSOHN
JG. 1878
DEPORTIERT 13.6.1942
SOBIBOR
ERMORDET

Else Schömann, geb. Nathansohn, wurde am 16. November 1878 in Neustettin in Pommern (heute Szczecinek in Polen) geboren. Ihre Eltern waren Louis Nathansohn und Pauline Nathansohn, geb. Beerman. Leider wissen wir nicht, wann und warum sie nach Berlin kam.
Am 7. Mai 1902 heiratete sie Samson Schömann in Köpenick. Das Ehepaar hatte zwei Kinder:

- Hertha Annie Schömann, am 7. März 1903 in Berlin geboren, heiratete am 3. März 1929 Eugene Steinmetz und wanderte kurz darauf nach England aus. Sie starb am 5. Januar 1975 in London.
- Erwin Schömann, geb. am 30. Oktober 1904 in Berlin, floh 1938 nach La Paz, Bolivien. Er starb am 13. Januar 1992 in Miami Beach, Florida, U.S.A.

Die Familie wohnte mindestens seit 1930 in der Knesebeckstraße 35-36 in Charlottenburg, ab 1939 dann in der Pariser Straße 21-22 in Wilmersdorf. 1941 wurde die Familie zwangsweise in die damalige Prenzlauer Strasse 16 umgesiedelt, wo sich die Firma von Samson Schömann befand, in das sogenannte „Judenviertel“. Samson Schömann nahm sich dort am 28. März 1942 das Leben.

Else Schömann wurde über die von den Nationalsozialisten als „Sammellager” missbrauchte Synagoge Levetzowstraße 7/8 – das war einer der Orte wo Personen warten mussten, bevor sie in ein Vernichtungslager deportiert wurden – mit dem sogenannten „15. Osttransport” am 13. Juni 1942 nach „Osten” – nach Majdanek – deportiert. Von dort wurde sie weiter in das Vernichtungslager Sobibor verschleppt und vermutlich unmittelbar nach der Ankunft ermordet.

Recherche und Text: Dr. James A. Diskant und Ditte Schmidt
Quellen:
- Volkszählung vom 17.05.1939
- Berliner Gedenkbuch der FU
- Gedenkbuch des Bundesarchivs
- Akten der Entschädigungsbehörde Berlin
- Brandenburgisches Landeshauptarchiv
- MyHeritage

Stolperstein Samson Schömann - Pariser Str 21

HIER WOHNTE
SAMSON
SCHÖMANN
JG. 1877
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
VOR DEPORTATION
FLUCHT IN DEN TOD
28. MÄRZ 1942

Samson Schömann wurde am 18. August 1877 in Bengel, Kreis Wittlich, in Rheinland-Pfalz geboren. Seine Eltern waren Salomon und Fanny Schömann, geb. Kahn. Er hatte fünf Geschwister: Rosa Schömann-Löwenstein (1872–1928), Gutella Ella Schömann- Lehmann (1874–1950), Delphine Schömann (1878–1887), Selma Schömann (1881–1942) und Isidor Schömann (1882–1883).

Am 7. Mai 1902 heiratete er in Köpenick Else Nathansohn, die aus Neustettin in Pommern stammte. Sie hatten zwei Kinder: Hertha Annie Schömann, am 7. März 1903 in Berlin geboren wurde, heiratete am 3. März 1929 Eugene Steinmetz und wanderte kurz darauf nach England aus. Sie starb am 5. Januar 1975 in London, und Erwin Schömann, geb. am 30. Oktober 1904 in Berlin; er floh 1938 nach La Paz, Bolivien und starb am 13. Januar 1992 in Miami Beach, Florida, U.S.A.

Die Familie wohnte mindestens seit 1930 in der Knesebeckstraße 35-36 in Charlottenburg, ab 1939 dann in der Pariser Straße 21-22 in Wilmersdorf.

Samson Schömann war gelernter Bäckermeister; ab 1916 betrieb er eine Sackgroßhandlung in Berlin-Mitte, Prenzlauer Straße 16. Ende 1938 wurde die Firma „arisiert“, d.h. von nicht-jüdischen Eigentümern übernommen.

Samson Schömann
Haushaltswaren (Handel)
Eingetragen im Handelsregister/ Gründung 1916 Besitzübernahme 1938 Erloschen 1941
Prenzlauer Str. 16, Berlin

Damit war der Familie die wirtschaftliche Lebensgrundlage entzogen worden.

1941 wurde das Ehepaar Schömann zwangsweise in das sogenannte „Judenviertel“ in die damalige Prenzlauer Straße 16 umgesiedelt, wo sich die Firma von Samson Schömann befand. Um sich der Festnahme durch die Gestapo zu entziehen, nahm sich Samson Schömann am 28. März 1942 das Leben. In einem Schreiben der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) an den Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg, Vermögensverwaltung, vom 22. Mai 1942, wird geschrieben: „Liste der Juden, die vor der Evakuierung Selbstmord begangen haben, bzw. geflüchtet sind. Das Vermögen habe ich beschlagnahmt“. In dieser Liste ist Samson Schömann genannt. Auch in einem Brief von Sackgroßhändler Heinz Franke an den Sohn Erwin Schömann vom 28. Juli 1947 ist dies bestätigt: „Von Ihrem sehr geehrten Herrn Vater konnte ich sorgfältig in Erfahrung bringen, daß er kurz vor Erscheinen der Gestapo den Freitod wählte, um sich der Festnahme zu entziehen.“

Samson Schömann wurde am 5. April 1942 mit der Bestattungsnummer 108008 im Gräberfeld B 4 in der Reihe 9 auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee beigesetzt. In den Bestattungsunterlagen ist erstaunlicherweise eine natürliche Todesursache vermerkt.

Recherche und Text: Dr. James A. Diskant und Ditte Schmidt
Quellen:
- Volkszählung von 17.05.1939- Berliner Adressbücher- Berliner Gedenkbuch der FU- Gedenkbuch des Bundesarchivs
- Entschädigungsbehörde Berlin, darin u.a.
 Eidesstattliche Erklärung vom 26. Juni 1964 von Erwin Schömann, Brief Heinz Franke an Erwin Schömann
- Brandenburgisches Landeshauptarchiv
- Auskunft des Jüdischen Friedhofs Weißensee
- Jüdische Gewerbetriebe in Berlin 1933 -1945
- MyHeritage
- GEDBAS: Samson Schömann (genealogy.net)