Stolpersteine Pariser Straße 11 - Benno Lewy

Stolperstein Benno Lewy

HIER WOHNTE
BENNO LEWY
JG. 1889
DEPORTIERT 25.1.1942
RIGA
ERMORDET

Dr. Benno Lewy wurde am 5. September 1989 in Chemnitz geboren. Seine Eltern waren Louis Lewy, (*15. November 1850 in Bojanowo) und Fanny (Feiga) Lewy geb. Gites, (*12. Mai 1864 in Odessa). Das Paar heiratete am 21. Mai 1886 in Leipzig. Schon kurz nach der Eheschließung müssen sie nach Chemnitz umgezogen sein, dort kamen alle vier Kinder zur Welt. Der erstgeborene Sohn Hans starb schon zwei Tage nach seiner Geburt, am 4. November 1888. Ein Jahr später kam Benno zur Welt, es folgten Leo am 25. Juli 1892 und Lucy am 23. März 1895.

Benno Lewy studierte in Leipzig, Wien und München Germanistik und promovierte in diesem Fach. In Berlin eröffnete er in der Knesebeckstraße 48/49 ein Antiquariat für wertvolle alte Bücher, gesamte Bibliotheken und sonstige antike Gegenstände. Seine Wohnung befand sich in der Sybelstraße 58, vermutlich als Untermieter bei dem fast gleichnamigen Facharzt Dr. E. Levy. Benno blieb ledig, er führte sein Geschäft bis zur erzwungenen Aufgabe selbstständig und offenbar erfolgreich. Bis 1939 ist sein Antiquariat noch unter der bisherigen Adresse in den Berliner Adressbüchern verzeichnet. Danach ist es nicht mehr zu finden. In der Progromnacht vom 9.November 1938 werden die SS und SA Truppen dieses Geschäft nicht verschont haben und Benno Lewy wird in der Folge sein Antiquariat zwangsweise veräußert haben.

Seine Schwester Lucy war promovierte Chemikerin. Sie wanderte zu einem nicht bekannten Zeitpunkt in die USA aus und lebte in New York. Sie starb dort am 1. Januar 1961. Lucy, ihre Mutter Fanny, sowie der Bruder Leo scheinen gemeinsam ausgewandert zu sein. Fanny starb am 5. Mai 1943 und Leo am 17. Juni 1944 in New York. Der Vater Louis war bereits 55-jährig am 6. März 1905 in Chemnitz verstorben.

Lucy stellte als Alleinerbin von New York aus einen Entschädigungsantrag. Sie verstarb jedoch bevor der Antrag entschieden wurde. Als Kapitalentschädigung wurde eine Summe von 13290 DM festgelegt. Diese Entschädigungssumme erhielt als Nachnacherbe der ebenfalls in New York lebende Hans Samuel, der mit Lucy und Benno jedoch nicht verwandt war.

Benno Lewy hat allen Unterlagen zufolge in Berlin immer in der Sybelstraße 58 gewohnt. Wann und unter welchen Umständen er in der Pariser Straße 11 gewohnt haben soll, ist unklar. War sein Vermieter in der Sybelstraße 58 bis 1939 noch der Facharzt Dr. E. Levy, so hieß der Vermieter ab 1940 Dr. phil. A. Levy (Ingenieur). Möglicherweise musste Benno Lewy kurzfristig – zur Zeit der Volkszählung – die alte Wohnung verlassen und in die Pariser Straße 11 ziehen.

In den Jahren nach der Liquidierung seines Antiquariats wird Benno zur Zwangsarbeit herangezogen worden sein. Hinter seinem Namen auf der Deportationsliste war als Beruf „Arbeiter“ vermerkt.

Benno Lewy wurde von der Gestapo aus der Wohnung in der Sybelstraße 58 verschleppt und in die als Sammellager missbrauchte Synagoge in der Levetzowstraße gebracht. Am 25. Januar 1942 wurde er mit dem Transport 10 nach Riga deportiert. Die Abfahrt dieses „10. Osttransportes“ erfolgte vom Bahnhof Grunewald aus. Die Menschen wurden in gedeckten Güterwagen transportiert und der in diesem Winter herrschenden Kälte ungeschützt ausgesetzt, sodass bei der Ankunft in Riga viele bereits erfroren oder durch die Kälte stark geistig verwirrt waren. Sie wurden bei der Ankunft in Riga Skirotava sofort erschossen. Von den 1044 mit diesem Zug deportierten Menschen überlebten nur 13. Benno Lewy gehört nicht dazu.

Recherche und Text: Karin Sievert

Quellen:
Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945
Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten – Entschädigungsbehörde
Berliner Adressbücher – Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Landesarchiv Berlin WGA
Deportationslisten
Gottwald/Schulle „Die Judendeportationen aus dem Deutschen Reich 1941 – 1945“