HIER WOHNTE
EVA COHN
JG. 1920
DEPORTIERT 9.12.1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Eva Cohn wurde am 28. November 1920 in Berlin geboren. Das Schicksal dieser jungen Frau bleibt weitgehend unbekannt. Der damals sehr verbreitete Nachname Cohn brachte bei der Suche nach ihren Eltern keinen Erfolg.
Die einzige Spur von Eva Cohn führt in das Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu–Isenburg. Dort hat Eva Cohn bis zum 31. Dezember 1937 gelebt. Das Heim wurde 1907 von Bertha Pappenheim als Mädchenheim eingerichtet, in das sie sozial gefährdete jüdische Jugendliche, alleinstehende Schwangere und ledige Mütter aufnahm. Ihnen bot sie Schutz, Unterkunft und Ausbildung, eine familiennahe jüdische Gemeinschaft sowie Anleitung in der Führung eines jüdischen Haushalts und in der Kindererziehung.
Möglicherweise wurde Eva Cohn von ihren Eltern dorthin geschickt, oder sie war eine Waise ohne weitere Familienmitglieder, die sie hätten aufnehmen können. Eva Cohn hat das Heim zehn Monate vor dessen Zerstörung in der Pogromnacht vom 9. November 1938 verlassen. Ob sie anschließend gleich in der Pariser Straße 11 gewohnt hat, ist nicht bekannt. Der Name Cohn ist in dieser Zeit in dem Haus nicht verzeichnet. Vermutlich lebte Eva nach dem Verlassen des Heims bei einem der zahlreichen jüdischen Bewohner zur Untermiete.
Die Unterkunft in der Pariser Straße 11 war noch nicht ihre letzte Adresse. Sie wohnte vor ihrer Deportation in der Seydelstraße 3 „bei Jonas“.
Am 9. Dezember 1942 wurde sie von dort mit dem 24. Osttransport nach Auschwitz verschleppt. Zusammen mit Eva Cohn stand der 3-jährige Denny Cohn, geboren am 16. September 1939, auf der Deportationsliste – auch er mit der Adresse Seydelstraße 3. Jedoch waren beide Namen, wie viele andere auch, auf dieser Liste durchgestrichen. Derselbe Denny Cohn war aber auch bereits auf der Liste des 23. Osttransportes vom 29. November 1942 vermerkt, mit dem 75 Kinder aus dem Baruch Auerbach‘schen Jüdischen Waisenhaus in der Schönhauser Allee 162 nach Auschwitz deportiert worden waren. Es war ein Tag nach dem 22. Geburtstag seiner Mutter, an dem das 3-jährige Kind seine Reise in den Tod antreten musste.
Eva muss ein Jahr nachdem sie aus Neu–Isenburg fortging schwanger geworden sein. Möglicherweise hat sie ihren Sohn in dem Baruch Auerbach‘schen Waisenhaus untergebracht, weil sie selbst nicht für ihn sorgen konnte. Sie wurde sicherlich zur Zwangsarbeit eingesetzt, da auf der Deportationsliste ihr Name mit dem Zusatz „Arbeiterin“ vermerkt war.
Am 10. Dezember wurden im Lager Auschwitz 1.060 Menschen des 24. Transports registriert. Von ihnen wurden 137 Männer und 25 Frauen in das Lager eingewiesen. Die übrigen 898 Menschen wurden sofort in den Gaskammern getötet. Der genaue Todeszeitpunkt von Eva Cohn ist nicht bekannt.
Im 23. Osttransport vom 29. November 1942 befanden sich 998 Personen, darunter 75 Kinder, überwiegend Auerbacher im Alter von 10 Monaten bis 16 Jahren. Sie und weitere Kinder des Auerbach‘schen Waisenhauses wurden in den Gaskammern von Auschwitz ermordet.
Recherche und Text: Karin Sievert
Quellen:
Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945
Deportationslisten
Gottwald/Schulle „Die Judendeportationen aus dem Deutschen Reich 1941 – 1945“
http://gedenkbuch.neu-isenburg.de/das-heim/unter-der-ns-herrschaft/
„Erinnerungsort Baruch – Auerbach’sches Waisenhaus“ – Dokumentation