In diesem Artikel finden Sie weitere Informationen über die Personen folgender Stolpersteine der Pariser Straße 11:
Stolpersteine Pariser Straße 11 - Familie Zacharias und Krombach
Über die letzten Jahre in der Pariser Straße 11, die Georg Zacharias mit seinen Schwestern und Nanny Krombach verbrachte, ist wenig bekannt. Die Geschwister Zacharias wurden am 15. August 1942 nach Riga deportiert und dort drei Tage später ermordet.
Bild: Daniel Bachrach
Am 23. September 1922 wurde Tochter Ruth und am 25. Juli 1925 Sohn Heinz geboren. 1926, ein Jahr nach der Geburt seines Sohnes, starb Abraham Ginsburg. 1931 wurden Ruth und Heinz nach dem frühen Tod ihrer Mutter Vollwaisen. Heinz schrieb in seinem Lebenslauf:
“Meine Eltern hinterließen meiner Schwester Ruth und mir beträchtliches Vermögen, das u. a. aus einem mehrstöckigen Mietshaus, Barvermögen und Schmuck bestand.”
Nanny und Julius Krombach zögerten nicht, die Verantwortung für ihre Enkelkinder zu übernehmen. Sie verließen ihr Haus in Stuhm und zogen nach Marienwerder in das Haus von Hedwig und Abraham, um den Enkeln die vertraute Umgebung zu erhalten. Hans Krombach wurde der offizielle Vormund seiner Nichte Ruth und seines Neffen Heinz.
Bild: Daniel Bachrach
Diese für die Waisen sicherlich glücklichste Situation währte nicht lange. Julius Krombach starb 1935 im Jüdischen Krankenhaus in Frankfurt/Main. Nanny und die Enkelkinder zogen nun nach Berlin. Nanny Krombach ließ ihr gesamtes Mobiliar in der Obhut eines Spediteurs in Marienwerder. Käthe Krombach war bis zum Entzug ihrer Kassenzulassung niedergelassene Kinderärztin in Babelsberg-Nowawes. Mit ihrem Mann Walter Bachrach wanderte sie gleich 1933 nach Palästina aus und arbeitete als Ärztin in dem Kinderheim Ahawah, das nach seiner erzwungenen Schließung in der Berliner Auguststraße in Kiriat Bialik neu eröffnet wurde. Ruth und Heinz waren in Berlin zunächst in diesem Heim untergebracht und auf eine bevorstehende Übersiedlung nach Palästina vorbereitet worden. Später lebten sie im jüdischen Landschulheim in Caputh. Heinz schrieb in seinem Lebenslauf:
“Nachdem der Transfer des Vermögens in dem Jahre nicht bewerkstelligt werden konnte, und unter dem Druck der judenfeindlichen Gesinnung der Kleinstadt, kamen wir nach einem kurzen Aufenthalt in unserer Heimat im Jahr 1936 in das Landschulheim Caputh bei Potsdam.”
Bild: Daniel Bachrach
Der Naziterror zwang Georg, Elsbeth und Edith Zacharias und Nanny Krombach, die große Wohnung in der Knesebeckstraße zu verlassen und in eine Dreizimmerwohnung in der Pariser Straße 11 zu ziehen. In dem Haus lebte eine große Zahl jüdischer Nachbarn, offenbar war der Kontakt untereinander jedoch gering. Käthe Krombach beschrieb in einem Brief an ihren Bruder Hans eine Begebenheit, die dieses verdeutlichte. Sie hatte in der Ahawah 19 Kinder aus Deutschland bekommen, ein Junge davon wohnte zuvor in der Pariser Straße 11 im ersten Stock unter der Familie Zacharias und Nanny Krombach. Auf die Frage, ob die Frau Krombach denn nicht gewusst hätte, dass er ausreisen würde, verneinte der Junge. Käthe Krombach schrieb:
“Als ich das hörte, habe ich wirklich geweint. Wenn Mama das gewusst hätte, hätte sie uns doch frische Grüße mitschicken können. Ich verstehe ja auch nicht, dass die Juden so wenig Zusammenhang in ein und demselben Haus haben, dass sie nicht einmal erfahren, wenn einer nach Palästina abfährt.”
Nanny Krombach beschloss nun doch Anfang 1940, ihren Kindern und Enkeln nach Palästina zu folgen:
“Berlin, 14. Februar 1940
Meine Lieben alle, heute will ich Euch eine überraschende Neuigkeit machen. Es handelt sich um meine eventuelle Auswanderung, die aber nur unter so großen Schwierigkeiten vor sich gehen könnte, die zu überwinden ich wie auch viele natürlich mit beinahe für unmöglich halten… Also zur Sache: Zur Auswanderung muss ich hier eine bestimmte Summe zu Verfügung haben… Ob es Euch nun möglich sein wird, das zu leisten, weiss ich ja nicht. Wir können nur 40 Pf Gepäck mitnehmen und da nicht viel mehr als für die vielleicht lang dauernde Reise nötige Sachen dazu gehören, müsste ich noch beantragte und geprüfte weitere Sachen extra an Euch schicken, die Ihr dann dort in Empfang nehmen und die Unkosten, soweit ich sie hier nicht erledigen kann, auch noch tragen müsstet. Also, es ist nicht so einfach, wie es aussieht. Nun ich weiss ja auch gar nicht, wie die Aussichten sind, da muss Gott helfen. Ich bin schon so lange ohne Nachricht von euch allen, und laufe schon jeden Tag so und so oft an den Briefkasten, leider immer ohne Erfolg. Na mal wird ja doch mit Gottes Hilfe was kommen.”
Am 10. März 1942 erhielt Nanny Krombach durch das Britische Rote Kreuz einen letzten Geburtstagsgruß von ihrer Tochter Käthe. Ihr letztes Lebenszeichen erreichte am 26. Juni 1942 ihren Sohn Hans in Palästina.
Sie wurde am 19. August 1942 nach Theresienstadt deportiert und am 26. September 1942 im Vernichtungslager Treblinka ermordet.
Die Fotos und Briefe stammen aus dem Besitz von Nanny Krombachs Enkel Daniel Bachrach.
Recherche und Text: Karin Sievert.
Quellen: Bundesarchiv Gedenkbuch. Entschädigungsamt Berlin, Landeshauptarchiv Potsdam.
Briefe und Fotos: Daniel Bachrach.
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Ansprachen zur Verlegung des Stolpersteins für Nanny Krombach
Stolpersteine-Initiative Charlottenburg-Wilmersdorf
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