HIER WOHNTE
LEMEL
WEINMANN
JG. 1878
FLUCHT 1939 POLEN
INTERNIERT
ŁODZ / LITZMANNSTADT
ERMORDET IM
BESETZTEN POLEN
Lemel Samuel Weinmann (auch Asher Lemel) wurde am 5. Mai 1878 in Rzeszów (heute Woiwodschaft Karpatenvorland, Województwo Podkarpackie) geboren. Seit der ersten Teilung Polens 1772 gehörte die Stadt in Galizien zur Habsburger Monarchie.
Wann und warum er nach Berlin kam sowie wann und wo er Rebeka Leisten heiratete, ist nicht überliefert. Gesichert ist, dass Lemel Weinmann seit 1921 eine Schirmfabrik betrieb, die in der Brunnenstraße 191 in Berlin-Mitte angesiedelt war.
Lemel Weinmann (18.10.1921)
Textil und Bekleidung (Industrie)
Eingetragen im Handelsregister/ Gründung 1921
Erloschen 1939
Laut den Berliner Adressbüchern wurde die Schirmfabrik ab 1929/30 in die Prenzlauer Straße 22 verlegt. Wohnadresse war seit 1921 die Kaiser-Friedrich-Str. 55
Seine Ehefrau Rebeka Regina Weinmann wurde am 5. August 1880 als Rebeka Regina Leisten in Tarnów geboren, das damals ebenfalls zur Österreichisch-Ungarischen Monarchie gehörte. Ab 1934 ist Lemel Weinmann im Berliner Adressbuch weiterhin in der Kaiser-Friedrich-Straße 55 aber unter seinem zweiten Vornamen Samuel verzeichnet. 1911 wurde Tocher Sola in Basel geboren, offensichtlich hielten sich Lemel und Rebeka damals in der Schweiz auf. Sola heiratete später Simon Both und konnte ihr Leben durch Flucht retten. (Stolpersteine Schillerstraße 35).
Aufgrund der „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben” vom 12.11.1938 – also unmittelbar nach der Pogromnacht vom 9./10. November – wurde der Betrieb von Lemel Weinmann „liquidiert” und damit dem Ehepaar die wirtschaftliche Lebensgrundlage entzogen. Am 14. Juli 1939 flohen Lemel und Rebeka Weinmann nach Polen, wurden dort aber „aufgegriffen” und in das Ghetto Lodz / Litzmannstadt – das am längsten existierende und zweitgrößte Ghetto in Polen – verschleppt. Das Ghetto diente als Zwischenstation zur weiteren Deportation der Menschen in die Vernichtungslager Chelmno/Kulmhof, Auschwitz, Majdanek, Treblinka und Sobibor.
Laut Aufzeichnung des Ältestenrats des Ghettos Lodz/Litzmannstadt, in dem bis zur Auflösung im August 1944 über die Jahre 240.000 Menschen eingepfercht waren, hatten Rebeka und Lemel Weinmann die Adressen Hohensteinstraße 11, später Hitlerstraße 189. Rebeka Weinmann verstarb Infolge der unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto am 2. Dezember 1943 – angeblich an einer Lungenentzündung. Ihr Mann Lemel überlebte noch sieben Monate im Ghetto und wurde am 27. Juli 1944 – also fünf Jahre nach der Flucht aus Berlin – in eines der Vernichtungslager deportiert. Der Deportationsort, an dem er ermordet wurde, ist bis heute unbekannt.
Recherche und Text: Leonid Rosenthal, ergänzt von Stolperstein-Initiative Charlottenburg-Wilmersdorf
Quellen:
- Berliner Adressbücher
- Jüdisches Adressbuch
- Gedenkbuch des Bundesarchivs
- Jüdische Gewerbebetriebe in Berlin 1930-1945 (hu-berlin.de)
- Holocaust Survivors and Victims Database — Lemel Weinmann (ushmm.org)
- Holocaust Survivors and Victims Database — REBEKA WEINMANN (ushmm.org)
- https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=1626112&ind=1