Ruth und Hans Blach und Edith und Max Koppel gingen 1942 angesichts der drohenden Deportationen in den Untergrund. Der Buchhalter Helmut Bucksch gewährte ihnen ebenso wie Edith Langer geb. Tichauer an verschiedenen Orten Zuflucht. Edith Langer war eine entferntere Verwandte von Ruth, deren Großmutter Clara ebenfalls Tichauer hieß.
Am 29. Juni 1943 wurde gegen 12 Personen, die der „Hehlerei, Begünstigung des Wuchers, der Urkunden- und Passfälscherei, des Kriegswirtschaftsverbrechens und der Entziehung der Evakuierung“ beschuldigt waren, Anklage erhoben:
„Edith Langer hat seit einem Jahr die Jüdin Edith Sara Koppel und vorübergehend auch den Juden Max Israel Koppel sowie deren Tochter Ruth Sara Blach verborgen gehalten und beherbergt, sodass sich alle drei der Evakuierung entziehen konnten. Sie ging sogar so weit, den Obengenannten gültige Postausweise zu besorgen und zu fälschen. …….Für die Beherbergung belieferte Koppel die Familie Langer mit Lebensmitteln und Lebensmittelkarten, die er im Schwarzhandel erwarb….“
….Bucksch hat die Eheleute Blach seit Monaten beherbergt, damit sie sich der Evakuierung entziehen konnten. Für sein Entgegenkommen wurde er mit Zigaretten u.a. Waren beliefert. Er ist der Begünstigung und des Verstoßes gegen die Verbrauchsregelungsstrafverordnung überführt…..
Der in diesem Vorgang mehrfach genannte Hauptschieber Max Israel Koppel, 6.2.94 Berlin geb. konnte am 27.6.43 in der Wohnung des Justizsekretärs Langer, Hans, 18.7.92 Berlin geb., Bandelstraße 12 wohnhaft überraschend festgenommen werden.“
Die verhafteten Jüdinnen und Juden wurden deportiert und ermordet, eine von ihnen starb im Berliner Gestapogefängnis, ihre Helferinnen und Helfer zu Haftstrafen verurteilt.
Ruth Blach und ihre Mutter Edith wurden einen Monat nach ihrer Verhaftung mit dem 40. Osttransport am 4. August 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Hans Blachs Deportation war – zusammen mit Max Koppel – für den 28. September 1943 vorgesehen. Er konnte aus dem Deportationszug fliehen, wurde aber wieder aufgegriffen und am 29. Oktober 1943 endgültig nach Auschwitz verschleppt, wo er ermordet wurde.
Ruths Vater Siegmund Unger wurde am 10. Januar 1944 zunächst nach Theresienstadt deportiert, am 29. September desselben Jahres weiter nach Auschwitz, wo er ums Leben gebracht wurde.
Ihr Stiefvater Max Koppel überlebte das Vernichtungslager Auschwitz. Er kehrte nach Berlin zurück und lebte in der Babelsberger Straße 52. 1954 starb er im Haus seiner ersten Ehefrau in Zehlendorf an Herzversagen.
Recherche und Text: Karin Sievert Stolperstein Initiative Charlottenburg – Wilmersdorf
Quellen:
Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945
Brandenburgisches Landeshauptarchiv www.blha.de
Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten – Entschädigungsbehörde
Berliner Adressbücher – Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Landesarchiv Berlin
Deportationslisten
Mapping the lives
Arolsen Archiv
Gottwald/Schulle „Die Judendeportationen aus dem Deutschen Reich 1941 – 1945“
Yad Vashem – Opferdatenbank
Gedenkbuch Stralsund