HIER WOHNTE
ARTUR
GOLDSTROM
JG. 1921
DEPORTIERT 1.3.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Artur (auch Arthur) Goldstrom wurde am 6. Januar 1921 in Groß Rakitt im Kreis Stolp in der damaligen preußischen Provinz Pommern geboren. Dies war ein kleines mehrheitlich von Kaschuben bewohntes Dorf mit gut 300 Einwohnern, das aus einem ehemals adligen Gut entstanden war. Heute gehört das Dorf Rokity zur polnischen Woidwodschaft Pommern und hat über 500 Einwohner.
Arturs Eltern, der Kaufmann Adolf Goldstrom (1879-1943) und seine Frau Lina geb. Alpert (1889-1943), stammten aus West- bzw. Ostpreußen und waren bereits in den 20er Jahren nach Berlin gekommen. Spätestens seit 1936 lebte die Familie in der Krumme Straße 47.
Über Arturs Ausbildung und sein Leben war nichts herauszufinden. Auch ist nicht bekannt, wann er Edeltraud Rabinowitz, geb. 1922, kennenlernte und heiratete. Sicher ist, dass das junge Ehepaar nach der Hochzeit bei Arturs Eltern in der Krumme Straße 47 im Gartenhaus Parterre wohnte.
Vor der Deportation wurde Artur Goldstrom mit seiner Frau Edeltraut und seinem Vater Adolf von den Nationalsozialisten zwangsweise aus der Krumme Straße 47 aus- und in eine sogenannte „Judenwohnung” in der Waitzstraße 9 zu Kathi Danziger eingewiesen, die im Mai 1943 nach Theresienstadt deportiert wurde (Stolperstein Waitzstr. 9). In der Volkszählungskartei vom Mai 1939 sind in diesem Haus bereits 13 später Deportierte verzeichnet. Die drei Goldstroms kamen erst nach der Volkszählung hinzu – wie möglicherweise noch weitere zwangsweise hier eingewiesene jüdische Menschen.
Die Goldstroms mussten sich in dem von den Nationalsozialisten als „Sammellager” missbrauchten Ersten Altenheim der jüdischen Gemeinde zu Berlin in der Großen Hamburger Straße 26 einfinden. Von dort wurden sie zum Güterbahnhof Moabit getrieben und mit dem sogenannten „31. Osttransport” zusammen mit über 1700 jüdischen Berlinerinnen und Berliner am 1. März 1943 in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert.
Dies war der erste von sechs Transporten, mit denen nach der sogenannten „Fabrikaktion” die bis dahin in der Rüstungsindustrie zur Zwangsarbeit verpflichteten jüdischen Menschen in den Tod geschickt wurden. Insgesamt wurden damals mindestens 15.000 Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen an ihren Arbeitsplätzen verhaftet und mit ihren Kindern nach Auschwitz deportiert – in Berlin konnten ca. 4000 Menschen untertauchen.
Es ist anzunehmen, dass auch Artur und Edeltraut Goldstrom, beide gerade Anfang 20 Jahre alt – und auch der über 60jährige Vater Adolf Goldstrom – zur Zwangsarbeit herangezogen und an ihren Arbeitsplätzen verhaftet worden waren, denn die Mutter Lina Goldstrom wurde nicht mit ihnen zusammen deportiert, sondern knapp zwei Wochen später in der Krumme Straße 42 verhaftet und am 12.3.1943, mit dem sog. „36. Osttransport” ebenfalls nach Auschwitz deportiert.
Die über 1700 Menschen kamen mit dem „31. Osttransport” am 2. März 1943 im Vernichtungslager Auschwitz an und wurden „selektiert”. Obwohl das SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt in Berlin sie alle als „vollkommen arbeitsfähige, gesunde Juden” eingestuft hatte. „auf deren weitere Arbeitsverwendungsfähigkeit mit allen Mitteln Wert zu legen” sei, wurden lediglich 292 Männer und 385 Frauen tatsächlich als arbeitsfähig neu registriert. Die übrigen 1059 Männer, Frauen und Kinder wurden sofort ermordet.
In den Sterbebüchern und Häftlingskarteien von Auschwitz waren die Goldstroms nicht zu finden. Offiziell gelten sie als verschollen.
Recherche und Text: Gisela Morel-Tiemann
Quellen:
- Volkszählung vom 17.5.1939
- Gedenkbuch des Bundesarchivs
- ITS Arolsen
- Berliner Adressbücher
- Deportationsliste: 31. Osttransport (statistik-des-holocaust.de), Edeltraut Nr. 432, Adolf Nr. 433, Artur Nr. 1089
- Deportationsliste: OT36-36.jpg (1197×849) (statistik-des-holocaust.de), Lina Nr. 707
- Fabrikaktion: https://de.wikipedia.org/wiki/Fabrikaktion