Stolpersteine Krumme Str. 47

Hausansicht Krumme Straße 47

Hausansicht Krumme Straße 47

Die Stolpersteine für Artur und Edeltraut Goldstrom wurden am 24. März 2023 verlegt und von Nachkommen gespendet.

Stolperstein Artur Goldstrom

Stolperstein Artur Goldstrom

HIER WOHNTE
ARTUR
GOLDSTROM
JG. 1921
DEPORTIERT 1.3.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Artur (auch Arthur) Goldstrom wurde am 6. Januar 1921 in Groß Rakitt im Kreis Stolp in der damaligen preußischen Provinz Pommern geboren. Dies war ein kleines mehrheitlich von Kaschuben bewohntes Dorf mit gut 300 Einwohnern, das aus einem ehemals adligen Gut entstanden war. Heute gehört das Dorf Rokity zur polnischen Woidwodschaft Pommern und hat über 500 Einwohner.

Arturs Eltern, der Kaufmann Adolf Goldstrom (1879-1943) und seine Frau Lina geb. Alpert (1889-1943), stammten aus West- bzw. Ostpreußen und waren bereits in den 20er Jahren nach Berlin gekommen. Spätestens seit 1936 lebte die Familie in der Krumme Straße 47.
Über Arturs Ausbildung und sein Leben war nichts herauszufinden. Auch ist nicht bekannt, wann er Edeltraud Rabinowitz, geb. 1922, kennenlernte und heiratete. Sicher ist, dass das junge Ehepaar nach der Hochzeit bei Arturs Eltern in der Krumme Straße 47 im Gartenhaus Parterre wohnte.

Vor der Deportation wurde Artur Goldstrom mit seiner Frau Edeltraut und seinem Vater Adolf von den Nationalsozialisten zwangsweise aus der Krumme Straße 47 aus- und in eine sogenannte „Judenwohnung” in der Waitzstraße 9 zu Kathi Danziger eingewiesen, die im Mai 1943 nach Theresienstadt deportiert wurde (Stolperstein Waitzstr. 9). In der Volkszählungskartei vom Mai 1939 sind in diesem Haus bereits 13 später Deportierte verzeichnet. Die drei Goldstroms kamen erst nach der Volkszählung hinzu – wie möglicherweise noch weitere zwangsweise hier eingewiesene jüdische Menschen.

Die Goldstroms mussten sich in dem von den Nationalsozialisten als „Sammellager” missbrauchten Ersten Altenheim der jüdischen Gemeinde zu Berlin in der Großen Hamburger Straße 26 einfinden. Von dort wurden sie zum Güterbahnhof Moabit getrieben und mit dem sogenannten „31. Osttransport” zusammen mit über 1700 jüdischen Berlinerinnen und Berliner am 1. März 1943 in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert.

Dies war der erste von sechs Transporten, mit denen nach der sogenannten „Fabrikaktion” die bis dahin in der Rüstungsindustrie zur Zwangsarbeit verpflichteten jüdischen Menschen in den Tod geschickt wurden. Insgesamt wurden damals mindestens 15.000 Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen an ihren Arbeitsplätzen verhaftet und mit ihren Kindern nach Auschwitz deportiert – in Berlin konnten ca. 4000 Menschen untertauchen.

Es ist anzunehmen, dass auch Artur und Edeltraut Goldstrom, beide gerade Anfang 20 Jahre alt – und auch der über 60jährige Vater Adolf Goldstrom – zur Zwangsarbeit herangezogen und an ihren Arbeitsplätzen verhaftet worden waren, denn die Mutter Lina Goldstrom wurde nicht mit ihnen zusammen deportiert, sondern knapp zwei Wochen später in der Krumme Straße 42 verhaftet und am 12.3.1943, mit dem sog. „36. Osttransport” ebenfalls nach Auschwitz deportiert.

Die über 1700 Menschen kamen mit dem „31. Osttransport” am 2. März 1943 im Vernichtungslager Auschwitz an und wurden „selektiert”. Obwohl das SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt in Berlin sie alle als „vollkommen arbeitsfähige, gesunde Juden” eingestuft hatte. „auf deren weitere Arbeitsverwendungsfähigkeit mit allen Mitteln Wert zu legen” sei, wurden lediglich 292 Männer und 385 Frauen tatsächlich als arbeitsfähig neu registriert. Die übrigen 1059 Männer, Frauen und Kinder wurden sofort ermordet.

In den Sterbebüchern und Häftlingskarteien von Auschwitz waren die Goldstroms nicht zu finden. Offiziell gelten sie als verschollen.

Recherche und Text: Gisela Morel-Tiemann

Quellen:
- Volkszählung vom 17.5.1939
- Gedenkbuch des Bundesarchivs
- ITS Arolsen
- Berliner Adressbücher
- Deportationsliste: 31. Osttransport (statistik-des-holocaust.de), Edeltraut Nr. 432, Adolf Nr. 433, Artur Nr. 1089
- Deportationsliste: OT36-36.jpg (1197×849) (statistik-des-holocaust.de), Lina Nr. 707
- Fabrikaktion: https://de.wikipedia.org/wiki/Fabrikaktion

Stolperstein Edeltraut Goldstrom

Stolperstein Edeltraut Goldstrom

HIER WOHNTE
EDELTRAUT
GOLDSTROM
GEB. RABINOWITZ
JG. 1922
DEPORTIERT 1.3.1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Edeltraut Goldstrom, genannt Traute, kam am 17. Januar 1922 als älteste Tochter des Ehepaares Max Rabinowitz und seiner Frau Margarete geb. Dankowitz in Lauenburg in der damaligen preußischen Provinz Pommern (heute Lębork in der polnischen Woiwodschaft Pommern) zur Welt. Ihre Schwester Dorothea, genannt Dorle, folgte zwei Jahre später und die jüngste Schwester Margot 1934.

Edeltrauts Vater Max Rabinowitz stammte aus Memel, war aber bereits in Lauenburg ansässig, als er seine Frau kennenlernte. Er besaß ein Herrenbekleidungsgeschäft, die Familie lebte in finanziell gesicherten Verhältnissen und führte ein glückliches Leben. Das änderte sich nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten grundlegend. In der Pogromnacht vom 9./10 November 1938 wurde ein Verwandter, der im Haus der Familie Rabinowitz lebte, auf der Straße erschossen. Max Rabinowitz wurde verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Seine Schwester Anna, die schon früh nach Chicago ausgewandert war, konnte ihn „freikaufen”, sodass er nach Shanghai fliehen konnte. Dort verbrachte er fünf schwierige Jahre und versuchte seine Familienmitglieder zu retten – vergeblich.

Edeltrauts Mutter Margarete blieb mit der jüngsten Tochter Margot in ärmsten Verhältnissen in Lauenburg zurück, bis auch sie von den Nazis vermutlich deportiert und in den Tod geschickt wurden. Die mittlere Schwester Dorothea überlebte, emigrierte nach Palästina und gründete dort eine Familie.

Edeltraut Rabinowitz ging in ein zionistisches Lager, in dem junge Juden und Jüdinnen auf die Auswanderung nach Palästina vorbereitet werden sollten. Dort lernte sie Artur Goldstrom kennen, heiratete ihn und zog mit ihm nach Berlin. Einzelheiten zu diesem Lebensabschnitt waren nicht aufzufinden. Das junge Ehepaar wohnte bei Arturs Eltern in der Krumme Straße 47.

Edeltraud Goldstrom wurde zusammen mit ihrem Mann und dessen Vater von den Nationalsozialisten aus dieser Wohnung zwangsweise aus- und in eine sogenannte „Judenwohnung” in der Waitzstraße 9 zu Frau Kathi Danziger eingewiesen (Stolperstein Waitzstr. 9). In der Volkszählungskartei vom Mai 1939 sind in diesem Haus bereits 13 später Deportierte verzeichnet. Die drei Goldstroms kamen erst nach de Volkszählung hinzu – wie möglicherweise noch weitere zwangsweise hier eingewiesene jüdische Menschen.

Die Goldstroms mussten sich in dem von den Nationalsozialisten als „Sammellager” missbrauchten Ersten Altenheim der jüdischen Gemeinde zu Berlin in der Großen Hamburger Straße 26 einfinden. Von dort wurden sie zum Güterbahnhof Moabit getrieben und mit dem sogenannten „31. Osttransport” zusammen mit über 1700 jüdischen Berlinerinnen und Berliner am 1. März 1943 in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert.

Nur wenige Menschen aus diesem Transport wurden in Auschwitz als arbeitsfähig eingestuft und z. B. in den Buna-Werken weiter ausgebeutet. In den Sterbebüchern und Häftlingskarteien von Auschwitz waren die Goldstroms nicht zu finden. Vermutlich wurden sie unmittelbar nach Ankunft des Transports in Auschwitz am 2. März 1943 umgebracht. Offiziell galten sie als verschollen.

Recherche und Text: Gisela Morel-Tiemann

Quellen:
- Volkszählung vom 17.5.1939
- Gedenkbuch des Bundesarchivs
- Berliner Adressbücher
- Deportationsliste: 31. Osttransport (statistik-des-holocaust.de), Edeltraut Nr. 432, Adolf Nr. 433, Artur Nr. 1089